Dieses Projekt hilft "gewaltbetroffenen" Mädchen in Wien

Drei Mitarbeiterinnen von "Bakhti": Leiterin Katrin Schneeweis (stehend), Zala Ander (sitzend links) und Pia Zoister.
Das Mädchen Bakhti lebt weiter – in einem Projekt, das niederschwellige Hilfe für Mädchen und junge Frauen offeriert. Bevor noch etwas Schlimmes passiert.
Von Uwe Mauch

Der Name Bakhti steht klein auf der Gegensprechanlage und groß auf einem Roll-up im Büro des Projekts ganz in der Nähe der U3-Station Johnstraße im 15. Bezirk.

Er wurde mit Bedacht gewählt, erklärt Katrin Schneeweis, die Leiterin eines Teams, das Mädchen und junge Frauen bereits im Ansatz vor Gewalt schützen möchte.

„Bakhti“, sagt sie, „ist der Name eines afghanischen Mädchens. „Sie war erst 14 Jahre alt, als sie Opfer eines Femizids in Wien wurde.“

Preisgekröntes Projekt

150 Mädchen und junge Frauen werden pro Monat hier in diesem „Zentrum für Empowerment“ kostenlos und anonym betreut. Bakhti lernt ihnen schwimmen, Rad fahren, hilft beim Lernen und einiges mehr.

Scheinbar nebenbei – beim zwanglosen Plaudern – erfahren die aufmerksamen Zuhörer und Beobachterinnen, ob junge Klientinnen „gewaltbetroffen“ sind und damit Hilfe benötigen.

„Gewalt isoliert“, weiß Katrin Schneeweis aus ihrer täglichen Arbeit. „Wir schaffen daher Gemeinsamkeit.“

Das Projekt zur niederschwelligen Gewaltprävention wurde 2023 vom Verein der Autonomen Österreichischen Frauenhäuser ins Leben gerufen. Fast zeitgleich hat die Stadt Wien das erste Mädchenhaus eröffnet. Es besteht dafür großer Bedarf, was auch die Teamleiterin von Bakhti bestätigt.

Nur ein Jahr nach der Gründung erhielt Bakhti den Integrationspreis des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF), in der Kategorie „Stärkung von Frauen“.

Bei Bedarf, und es ist oft Bedarf, bietet Bakhti auch Kunsttherapie-Einheiten an. Speziell geschulte Mitarbeiterinnen wie Zala Ander oder Pia Zoister werden sofort hellhörig, wenn ein Mädchen vorerst abwiegelt und meint, ihre Eltern wären „halt recht streng“ oder der Freund wäre „halt so“.

Ein Vorbild für Jüngere

Gewalt in der Familie gibt es in allen sozialen Schichten, sagt Zala Ander. Der Anteil der von Bakhti Betreuten mit migrantischem Hintergrund liegt dessen ungeachtet bei 80 Prozent. Zala Ander und ihre Kolleginnen bieten daher ihre Hilfe in mehreren Sprachen an.

Ander weiß auch, wovon ihre Klientinnen sprechen. Sie war so alt wie sie, als sie ihre Flucht aus Afghanistan nach Wien führte: „Mein Start war hier nicht leicht.“ Heute ist sie ein Vorbild: Sie hat studiert und spricht acht Sprachen. Neben ihrer Muttersprache Pashto auch Farsi, Dari, Urdu, Hindi, Punjabi, Englisch und Deutsch.

Schön ist es, sagt Ander, wenn sie eine Schülerin so coachen kann, dass sie an Selbstbewusstsein gewinnt und nach einiger Zeit etwa an einer HTL aufgenommen wird oder eine Arbeit und dadurch mehr Autonomie finden kann: „In jedem Mädchen, das zu mir kommt, sehe ich mich selbst.“

Teamleiterin Schneeweis nickt. Sie spricht von einem Traumjob: „Weil wir die Jugendlichen in ihren Fähigkeiten bestärken können.“

Bakhti ist auch keine Unbekannte mehr in Wien. Die Mädchen werden zum Teil von Schulen geschickt, aber auch von Jugend- und Sozialeinrichtungen der Stadt.

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