Sorge um Kinder: Minderjährige wochenlang auf der Erwachsenen-Psychiatrie

Fallen hier Kinder durchs Betreuungsnetz? Bild vom Außenbereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Wiener AKH.
Die Versorgung von Kindern und Jugendlichen in psychischen Ausnahmesituationen bleibt eine Dauerbaustelle – nicht nur in Wien, sondern in ganz Österreich (wie jüngst ein Rechnungshofbericht festgestellt hat). Nun liegen dem KURIER aber brandaktuelle Zahlen aus der Bundeshauptstadt vor, die Anlass zur Sorge geben. Denn aus einer Anfragebeantwortung von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) geht hervor, dass Minderjährige aus Mangel an Kapazitäten teils wochenlang in der Erwachsenenpsychiatrie behandelt werden mussten.
Konkret wurden folgende Zahlen übermittelt: Im zweiten Halbjahr 2024 mussten sieben Kinder und Jugendliche auf Erwachsenenstationen der Psychiatrie ausweichen – bei einer durchschnittlichen Verweildauer von 11,4 Tagen. Ein Patient war sogar ganze sechs Wochen dort untergebracht. Im ersten Halbjahr 2025 stiegen die Zahlen dramatisch auf 25 Fälle an – allerdings nur noch mit einer Aufenthaltsdauer von 2,8 Tagen im Schnitt.
Die Unterbringung von Minderjährigen auf Erwachsenenstationen sorgt seit Jahren für Kritik – etwa auch von der Volks- und Patientenanwaltschaft. Denn die Versorgung gilt als nicht-altersadäquat, außerdem drohen den Betroffenen gesundheitliche Verschlechterungen. 2018 sorgte zudem ein sexueller Übergriff eines erwachsenen Patienten auf ein 13-jähriges Mädchen für Aufregung.
Doch was sind die Ursachen, warum die Stadt Wien diesen höchst sensiblen Bereich über die Jahre einfach nicht in den Griff bekommt? Hier zeigt sich, dass es weiterhin einen eklatanten Facharztmangel in der Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) gibt. In Hietzing (Rosenhügel) sind an sich 18 Facharzt-Stellen vorgesehen, tatsächlich besetzt sind jedoch nur 12. In der Klinik Floridsdorf wären es 6,5 Planstellen, effektiv arbeiten dort aber lediglich etwas mehr als zwei „Vollzeitäquivalente“. Die Konsequenzen dieses Mangels bekommen dann die Patienten unmittelbar zu spüren: Sie können – selbst bei Suizidgefährdung – nicht oder nicht gleich aufgenommen werden, weil Betten gesperrt sind, die eigentlich vorhanden wären.
Jedes vierte Bett gesperrt
Laut Anfragebeantwortung stieg die Zahl der gesperrten Betten in den drei KJP-Stationen (AKH, Hietzing, Floridsdorf) gegenüber dem Vorjahr von 17 auf 25. Bei 97 Betten insgesamt war damit jedes vierte nicht für die Versorgung vorhanden.
Wiens VP-Chef Markus Figl, dessen Partei die Anfrage gestellt hat, sieht daher eine „dramatische Situation“: „Wenn Kinder in Not auf Erwachsenenstationen abgeschoben oder nicht aufgenommen werden, ist das ein Skandal.“ Das Büro Hacker blieb eine Antwort auf die Frage, warum Wien das Problem nicht und nicht bewältigen kann, schuldig.
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