Okkult-Betrügereien in Millionenhöhe: Vier Jahre Haft für "Jung-Schamanin"

Angeklagte und Anwälte in einem Gerichtssaal.
Ex-Mann, Sohn und Schwiegertochter von flüchtiger "Schamanin" wegen Betrugs in Millionenhöhe vor Gericht - Angeklagte schweigsam, aber zur Schadensgutmachung bereit.

Im Fall mutmaßlicher Okkult-Betrügereien rund um eine "Schamanin" namens "Amela" sind am Mittwoch am Wiener Landesgericht der Ex-Mann, der Sohn und die Schwiegertochter der 45-Jährigen verurteilt worden. Die 30-Jährige, die sich als "Anna" ebenfalls als "Schamanin" betätigt hatte, fasste vier Jahre unbedingt aus. Die beiden Männer erhielten jeweils drei Jahre Haft, wovon je zwei Jahre bedingt nachgesehen wurden.

Die drei Angeklagten waren zum Vorwurf des gewerbsmäßigen schweren Betrugs mit einem inkriminierten Schaden von 1,7 Mio. Euro und der Geldwäscherei geständig. Lediglich den Vorwurf, eine kriminelle Vereinigung gebildet zu haben, stellten sie in Abrede.

Aussageverweigerung

Die mutmaßliche Haupttäterin Mariana M., wie die "Schamanin" mit bürgerlichem Namen heißt, ist weiter flüchtig. Während die Fahndung nach ihr lief, zimmerte die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) eine Anklage gegen ihren geschiedenen Mann, ihren Sohn und ihre Schwiegertochter, die sich unter dem Namen "Anna" ebenfalls als "Schamanin" betätigt hatte. Den angeklagten Männern wird im Wesentlichen zur Last gelegt, die von den beiden Schwindlerinnen erbeuteten Vermögenswerte verwaltet und gewinnbringend angelegt zu haben.

"Alles in der Anklage stimmt. Außer die kriminelle Vereinigung. Mehr möchte ich nicht sagen", gab die 30-jährige "Jung-Schamanin" zu Beginn der Verhandlung zu Protokoll. "Es tut ihr extrem leid", meinte Philipp Wolm, einer ihrer beiden Verteidiger. Zu einer "pfannenfertigen Anklage" werde es "eine pfannenfertige Verantwortungsübernahme" geben. Eine kriminelle Vereinigung liege jedoch nicht vor: "Eine Familie ist nicht von Haus aus darauf ausgerichtet, kriminelle Machenschaften zu begehen."

"Es gibt ein 'Hände hoch, wir gestehen!'", bekräftigte Nikolaus Rast, der zweite Verteidiger der "Schamanin". Die 30-Jährige sei aber "so fertig", dass sie keine Fragen beantworten und von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch machen werde. Das nahmen auch die männlichen Mitangeklagten in Anspruch, was die Verhandlung erheblich verkürzen dürfte.

Tatzeitraum von zehn Jahren

Laut Anklage sollen die Haupttäterin "Amela" und ihre Schwiegertochter seit Februar 2015 bis zum Jänner 2025 fortgesetzt schwere Betrugshandlungen begangen und dabei die "Schwachstellen" ihrer Opfer ausgenutzt haben, "um sich einen luxuriösen Lebensstil leisten zu können", wie die Anklagevertreterin eingangs der Verhandlung erklärte. Hauptsächlich in Wien, aber auch in Linz, Neusiedl am See und in München sprachen "Anna" und "Amela" auf der Straße ihre späteren Opfer - überwiegend Frauen - an und machten ihnen zunächst Komplimente für deren vorgeblich "schöne Aura".

Ließen sich die Leute auf diese Thematik ein, gaben sich die beiden als angebliche "Schamaninnen" zu erkennen und behaupteten nun, sie würden eine "nicht stimmige Aura spüren" bzw. seien die Opfer von einem Fluch befallen. Beides und bevorstehendes Unheil ließe sich aber gegen Entgelt abwenden. Vom drohenden Unfalltod einer Tochter war da die Rede, von einer tödlichen Erkrankung eines Angehörigen oder einem "schwarzen Kreis", der sich um eines der Opfer gebildet habe.

Manchmal hieß es auch, vorhandenes Bargeld oder sonstige Wertgegenstände müssten "gereinigt" werden, die dann allerdings nicht mehr zurückgegeben wurden. Männliche Opfer baten die Schwindlerinnen laut Anklage gern um Zuwendungen, indem sie sich als hilfsbedürftig und mittellos ausgaben und dringend benötigte medizinische Behandlungen oder Renovierungsarbeiten ins Spiel brachten.

Vermögenswerte in Millionenhöhe

Die Polizei konnte zu Jahresbeginn auf dem Anwesen der Familie in Maria Enzersdorf (Bezirk Mödling) immense Vermögenswerte sicherstellen. Neben 6,4 Mio. Euro Bargeld wurden Schmuck und sonstige Wertgegenstände im Wert von zwei Mio. Euro beschlagnahmt. Auf diversen Bankkonten waren rund eine Mio. Euro deponiert, zudem verfügten die Angeklagten über einen Fuhrpark mit 14 Pkw im Wert von über 300.000 Euro.

Die Strafverfolgungsbehörden gehen davon aus, dass es sich bei den rund zehn Millionen in großen Teilen um die Beute aus den inkriminierten Betrügereien handelt. Dem traten die Verteidiger entgegen. Sie erkannten den inkriminierten Schaden von 1,7 Mio. Euro an und versprachen vollständige Schadensgutmachung. Die restlichen Millionen hätte die Familie aber "aus legalen Einkommen" erwirtschaftet. "Amelias" geschiedener Mann sei äußerst erfolgreich im Immobiliengeschäft tätig, betonte dessen Verteidiger Alexander Prenner. Die Familie habe "seit Generationen gut gewirtschaftet und sehr geschickt veranlagt". Außerdem hätten die Angeklagten "sehr sparsam" gelebt, behauptete Prenner.

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