1,77 Millionen Euro Schaden: "Schamanin" und Komplizen angeklagt

Ein Porträt einer Frau neben einer Sammlung von Gegenständen, darunter Schmuck, Tücher und Tarotkarten.
Eine Beschuldigte ist seit Februar in U-Haft, nach der Hauptverdächtigen wird weiter gefahndet. Die WKSta ortet gewerbsmäßigen schweren Betrug und kriminelle Vereinigung.

Im Fall groß angelegter mutmaßlicher Okkult-Betrügereien rund um zwei selbst ernannte "Schamaninnen" namens "Amela" und "Anna" hat die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gegen die Jüngere der beiden und zwei mutmaßliche Komplizen beim Wiener Landesgericht eine umfangreiche Anklageschrift eingebracht. Dona D., wie die 29-Jährige mit bürgerlichem Namen heißt, wird gewerbsmäßiger schwerer Betrug und kriminelle Vereinigung vorgeworfen.

In der Anklage, die der APA vorliegt, wird von einer Schadenssumme von zumindest 1,77 Millionen Euro ausgegangen. Bargeld, Schmuck und sonstige Wertgegenstände in diesem Gesamtwert konnten von der Polizei in einem Tresor und in verborgenen Räumlichkeiten auf einer Liegenschaft in Maria Enzersdorf sichergestellt werden. Die Strafverfolgungsbehörden gehen davon aus, dass es sich bei den Vermögenswerten um die Beute aus den inkriminierten Betrügereien handelt.

Hauptverdächtige weiter gesucht

Nach der 44-jährigen Maria M. alias "Amela" (siehe Foto oben), die als Haupttäterin gilt und die von der Bildfläche verschwunden ist, wird weiter gefahndet. "Anna" wurde im vergangenen Februar festgenommen und befindet sich seither in Wien in U-Haft.

Laut Anklage sollen die beiden seit 2015 fortgesetzte schwere Betrugshandlungen begangen haben. Hauptsächlich in Wien, aber auch in Linz, Neusiedl am See und in München sprachen sie auf der Straße ihre späteren Opfer - überwiegend Frauen - an und machten ihnen zunächst Komplimente für deren "schöne Aura". Ließen sich die Leute auf diese Thematik ein, gaben sich die beiden als angebliche "Schamaninnen" zu erkennen und behaupteten nun, sie würden eine "nicht stimmige Aura spüren" bzw. seien die Opfer von einem Fluch befallen.

Beides und bevorstehendes Unheil ließe sich aber gegen Entgelt abwenden, obendrein müssten vorhandenes Bargeld oder sonstige Wertgegenstände "gereinigt" werden. Mitunter baten die Schwindlerinnen laut Anklage um Zuwendungen, indem sie sich als hilfsbedürftig und mittellos ausgaben und dringend benötigte medizinische Behandlungen oder Renovierungsarbeiten ins Spiel brachten. "Oftmals wurde vorgegeben, die Vermögenswerte müssten an die "höheren Mächte" übergeben und/oder zu Reinigungszwecken verbrannt werden", ist der Anklageschrift zu entnehmen.

Ständige Kontaktaufnahmen

Zur Untermauerung ihrer angeblichen schamanischen Berufung praktizierten "Anna" und "Amela" mit den Opfern sogenannte Rituale, indem sie diese etwa aufforderten, Knoten in einen roten Faden zu binden und danach ein Gebet zu sprechen, worauf sich die Knoten "wie von Zauberhand" aufgelöst haben sollen. Auch mit einem manipulierten rohen Hühnerei, das am Körper der Opfer oder an einem von diesen mitgebrachten Kleidungsstück aufgeschlagen wurde, wurden diese hinters Licht geführt. Nach dem Aufschlagen des Eis soll jeweils ein schwarzer Fleck erkennbar gewesen sein, den die "Schamaninnen" als "Dämon" deuteten, der das jeweilige Opfer befallen habe.

Mit Anrufen und ständigen weiteren Kontaktaufnahmen wurden die Geschädigten laut Anklage immer mehr in die Enge getrieben. Mitunter soll die eine "Schamanin" sogar behauptet haben, ihre Kollegin sei aufgrund der immensen Anstrengung, die mit der energetischen Arbeit einhergehe, ins Koma gefallen und nicht mehr erreichbar.

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