„Geschäftsmann“ entpuppte sich als Millionenbetrüger

Öffentlichkeitsfahndung
Ein Industrieller aus Westösterreich wurde um 815.000 Euro gebracht, 3.000 Euro wurden als Belohnung ausgesetzt.

Der 37-Jährige, nach dem die Polizei per internationalem Haftbefehl fahndet, hat viele Namen. Raphael Bauer nannte er sich, als er im Jahr 2022 einen Industriellen aus Westösterreich um 40 Bitcoins brachte. 

Damals waren diese rund 815.000 Euro wert, heute sind es gut vier Millionen. 3.000 Euro hat der Verein der Freunde der Wiener Polizei für Hinweise ausgelobt, die zur Ergreifung des Mannes führen.

Anfang 2022 soll sich der Serbe, der mit richtigem Namen Dzimi Jovanovic heißt, als israelisch-luxemburgischer Investor ausgegeben und den Österreicher kontaktiert haben. Der suchte über eine Crowdfunding-Plattform nach Kapitalgebern, um seine Immobilienprojekte auf den Osten Österreichs auszuweiten, schilderte Valentin Szaga-Doktor, Ermittler der „Rip-Deal-Unit Vienna“. 

Treffen in Malaga und Paris

Telefonate wurden geführt, eMails geschrieben. Schließlich kam es zu zwei Treffen, erst in Malaga, später in Paris. Der vermeintliche Investor soll angegeben haben, 80 Millionen Euro investieren und das Geschäft in der Kryptowährung Bitcoin abwickeln zu wollen.

Clans aus dem Balkan

Die Ermittler des Landeskriminalamts bezeichnen diese Betrugsmasche als „Rip-Deal 2.0“. Es handelt sich dabei in den meisten Fällen um Clans aus dem Westbalkan, die sich als reiche Investoren ausgeben und die Zugänge zu Krypto-Wallets – vergleichbar mit elektronischen Geldbörsen – ihrer Opfer ausspähen.

So war es auch im Fall des österreichischen Industriellen: Bei dem Treffen in einem Pariser Nobelrestaurant richteten Opfer und vermeintlicher Investor gemeinsam ein Krypto-Wallet ein. Diese Gelegenheit nutzten die mutmaßlichen Betrüger und verschafften sich Zugriff zur virtuellen Geldbörse. 

Auf diese sollte der Industrielle als Kapitalnachweis später 40 Bitcoins einzahlen. „In solchen Fällen reicht schon ein Sekundenbruchteil aus, damit die mutmaßlichen Betrüger auf das Wallet zugreifen und die Bitcoins stehlen können“, erklärte einer der Ermittler.

Spur führt nach Portugal

Der Österreicher erteilte sofort einen Rücküberweisungsauftrag, aber es war zu spät. Das Opfer erstattete bei der Landespolizeidirektion Salzburg Anzeige. Aufgrund von parallelen Ermittlungen der Rip-Deal-Einheit sowie einem ähnlichen Fall in Portugal stießen die Polizisten auf einen Clan mit Niederlassungen in Österreich, Frankreich und Deutschland. 

Durch internationale Zusammenarbeit gelang es den Ermittlern, den 37-jährigen Verdächtigen auszuforschen. Mit Fotos wird nun nach dem Serben gesucht. Auch zwei weitere Clanmitglieder im Alter von 36 und 38 Jahren konnten die Ermittler ausforschen. Hinweise werden – auch anonym – vom Landeskriminalamt Wien unter 01/31310-62510 entgegengenommen.

Seit fünf Jahren gibt es die Rip-Deal-Unit Vienna. Sie befasst sich mit betrügerischen Deals in der Österreich, unterstützt aber gleichermaßen bei internationalen Fällen. Seit 2020 ermittelten die Beamten in mehr als 100 Rip-Deal-Fällen. „Die Aufklärungsquote liegt bei 80 Prozent. Und das bei einer Betrugsform, die man als Königsdisziplin bezeichnen kann“, sagte Gerald Goldnagl, Chefinspektor der Rip-Deal-Unit.

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