Aufregung in der City: Italo-Kitsch am wohl schönsten Platz Wiens

Pizza Bella Napoli am wahrscheinlich schönsten Platz Wiens? Der Italo-Kitsch des „Il Pennello“ auf dem Franziskanerplatz irritiert die Anrainer.
Wien ist wahrlich nicht gesegnet mit pittoresken Plätzen – mit einer großen Ausnahme: Der Franziskanerplatz im Herzen der Innenstadt gilt gemeinhin als der schönste Platz Wiens. Auch deshalb, weil er alles vereint, was es dafür braucht: eine Kirche, ein Brunnen, ein Kopfsteinpflaster, wenig Verkehr – und ein kleines Café. Doch seit einiger Zeit hängt auf dem City-Kleinod der Haussegen schief – eben wegen eines Gastronomiebetriebes, dessen Schanigarten so gar nicht auf den Franziskanerplatz passt.
Das finden jedenfalls Anrainer wie Anneliese Albrecht, die sich an den KURIER gewandt haben und von einer „Verschandelung des denkmalgeschützten Ortes“ sprechen. Konkret geht es um das italienische Restaurant „Il Pennello“ (zu Deutsch: der Pinsel), das mit geradezu überbordendem Italo-Kitsch in die malerische Szenerie hineinpatzt. Tatsächlich vermittelt der Gastgarten eher Urlaubs- denn urbanes Flair: blau-weiße Menü-Tafeln, Lichterketten, Strohmatten, mit Spitzenvorhängen verzierte Sonnenschirme, frei hängende Kerzenluster, ausgestellte Prosecco-Flaschen. Dazu Schilder mit den üblichen Klischees vom Apennin: „La Dolce Vita“ und „Ciao Bella“. Alles eingerahmt von Palmen und Olivenbäumchen.

„Der Platz wird verletzt“
Die Betreiber des „Il Pennello“ machen auf der Homepage auch gar keinen Hehl daraus, wo sie ihr Lokal eigentlich ansiedeln: „Benvenuti in Italia – Willkommen in der Piazza!“, heißt es da. „100% Italien, auf einem der schönsten Plätze Wiens“.
Für Albrecht ist das alles nicht zu fassen: „Sie können machen, was sie wollen. Keinem im Magistrat stört es, dass es hier so aussieht“, klagt sie. Was noch hinzukomme: Vor Kurzem sei dieser Schanigarten auch über den Winter genehmigt worden, „daher werden wir auch bald Heizpilze hier haben“, fürchtet sie.
Auch Schauspieler und Gastronom Hanno Pöschl, seit den 1970ern Besitzer des „Kleinen Café“ schräg vis-à-vis, ist unglücklich mit dem Erscheinungsbild: „Gefallen tut es mir nicht. Der Platz wird durch diese Optik verletzt. Aber Geschmack lässt sich nicht verordnen“, erklärt Pöschl. Denn genug Kunden würden auch sagen: „Ma, is’ des liab!“. Er verzichte in seinem Gastgarten bewusst auf jede Ornamentik – es gibt kleine Tischerl und Klappsessel vor seinem von Hermann Czech gestalteten Lokal. Eines betont Pöschl noch: „Ich bin kein Vernaderer und Denunziant!“
Das zuständige Magistratische Bezirksamt ist nun aber aktiv geworden und hält fest, dass nur „schlichte Sessel, Tische und Schirme“ eingereicht worden seien: „Die dargestellten Deko-Elemente sind somit nicht genehmigt. Der Betrieb wurde bereits kontrolliert, und es wurde die unverzügliche Entfernung aufgetragen.“ Zudem sei festgestellt worden, dass der Schanigarten „an manchen Stellen zu weit in den Platz reichte“.
„Penello“-Chef Andrea Romano kündigt daher an, die Dekoration wieder abzubauen: „Ich kann das noch heute wegmachen.“ Er legt aber Wert auf eine Feststellung: „Ich habe ein nobles Restaurant, und diese Dinge sind alle hochwertig und nicht billig.“

Hellers Ode an den Platz
Die Kehrtwende dürfte auch einen prominenten Anrainer freuen – André Heller: Der Universalkünstler hat dem KURIER eine kleine Ode an den Franziskanerplatz übermittelt: „Die Engel der Schönheit und Freude haben Wien ein wunderbares Geschenk gemacht. Mitten im ersten Bezirk ein kleines Stück Rom.“
Doch das letzt Wort dazu hat Hanno Pöschl: „Warum dieser Rom-Vergleich? Wien ist doch genug schön!“
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