Nach 30 Jahren: Das „Blaustern“ ist endgültig Geschichte

Wer genau hinsieht, entdeckt noch ein paar blaue Sterne: Aus dem „Blaustern“ wird nun aber das „Mi Barrio“.
Das Kult-Café am Döblinger Gürtel wird zu „Mi Barrio“ mit lateinamerikanischen Spezialitäten. Konzept mit Neueröffnung als Irish Pub gescheitert.

Still und leise geht dieser Tage ein Stück Wiener Kaffeehaustradition zu Ende: Denn der Name „Blaustern“, der fast 30 Jahre lang die Gastronomieszene am nördlichen Ausläufer der Stadtbahnbögen geprägt hat, verschwindet endgültig aus dem Stadtbild. Nachdem das originale Kult-Café „Blaustern“ bereits 2023 schließen musste und wenig später mit überarbeitetem Outfit als Irish Pub neu startete, ist nun endgültig Schluss: Das „Blaustern“ wird zu einem südamerikanischen Restaurant namens „Mi Barrio“.

Eröffnung am Samstag

Die markante blaue Markise mit dem Sternensymbol ist bereits verschwunden, auf Planen ist das neue Konzept angekündigt – inklusive „Eröffnungsfiesta“ am kommenden Samstag, 18. Oktober. Auf den bunten Außen-Vorhängen sind ornamenthaft immerhin doch noch einige blaue Sterne zu sehen. Versprochen wird „echter lateinamerikanischer Genuss“ und „dein neuer Lieblingsplatz in Wien“: als Café, Restaurant und Cocktailbar. Das „Mi Barrio“ am „Tor zu Döbling“ wird das zweite seiner Art in Wien, denn in Mariahilf (Münzwardeingasse 2) gibt es bereits das Stammhaus.

Zwei Mal Baustelle

Die Geschichte des „Blaustern“ an der Adresse Döblinger Gürtel 2 – der Kreuzungspunkt von Gürtel und Nussdorfer Straße im Neunten – begann 1996. Das Lokal, Nachfolger des in die Jahre gekommenen Café Grillparzer, avancierte rasch zu einem beliebten und belebten Treffpunkt von Jung und Alt – sei es zum Brunchen am Samstag oder für einen Spritzer nach dem Büro.

Nach Corona setzten die langjährigen Betreiber dem aber völlig überraschend einen Schlusspunkt: Mit einem „Bussi. Baba“ wurde das Aus des Kultlokals verkündet und mit einer bevorstehenden Baustelle begründet – konkret einer umfassenden Fassadensanierung des Gebäudes.

Nur wenige Monate später folgte unter anderer Flagge eine pompöse Neueröffnung, bei der Wiens Schickeria geladen war, die allerhand G’schichterln aus der Blaustern-Historie erzählte. Doch das Pub-Konzept mit frischem Interieur entpuppte sich als wenig erfolgreich: Zunächst wurde Anfang Juli „aufgrund eines kapitalen Wasserschadens“ der Betrieb dichtgemacht, ehe jetzt das Kapitel Blaustern für immer geschlossen wurde.

Latin Brunch am Sonntag

„Mi Barrio“ bedeutet übrigens „meine Nachbarschaft“ – und genauso will sich das Lokal positionieren: „Mi Barrio ist mehr als ein Restaurant – es ist ein Ort der Begegnung, des Feierns und des Zusammenseins“, heißt es auf der Homepage. Hier soll die lateinamerikanische Küche neu interpretiert werden: „bunt, aromatisch und voller Vielfalt“. „Wir bewahren ihre kulinarische Seele und verbinden sie mit Einflüssen, die unserem Stil eine ganz eigene Note verleihen.“

Beim Latin Brunch ist man sonntags mit 19,90 Euro dabei. Ob der Venezolaner Jorge Alois Heigl, Mastermind des „Mi Barrio“, mehr Glück hat als die blauen Sternenträger, wird sich aber erst weisen.

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