FPÖ-Spitzenkandidat: "Strache wird uns am Ende die notwendigen Stimmen kosten"

FPÖ-Spitzenkandidat: "Strache wird uns am Ende die notwendigen Stimmen kosten"
Karl Mareda will sich in Floridsdorf seinen politischen Traum erfüllen und der erste freiheitliche Bezirkschef im Amtshaus am Spitz werden.
Von Uwe Mauch

Der Wind weht mehrere FPÖ-Kapperln über den geometrisch spitzen Platz vor dem Amtshaus. Auch die Dominik-Nepp- und Karl-Mareda-Flyer wirbelt es durch die Luft. Gegenwind? Rückenwind? Karl Mareda?

Mareda, 1966 geboren, ist ein Kind der Floridsdorfer Großfeldsiedlung. Seine Familie war früher einmal erzrot: „Wir haben für die SPÖ große Feste im Gemeindebau organisiert.“

Seine politische Sozialisation verschweigt die FPÖ-Homepage. Dafür lässt sie wissen, dass Karl Mareda als ausgebildeter Dampfturbinenwärter in der Müllverbrennungsanlage am Flötzersteig tätig war.

Vor zwei Jahren, mit 57, ging der freiheitliche Bezirksrat dank Schwerarbeiterregelung in Pension. Jetzt will er sich seinen politischen Traum erfüllen: „Natürlich würde ich gerne den Vorsteher machen. Ich kämpfe dafür, dass wir am Abend des 27. April einen Dreier vorne haben.

FPÖ-Spitzenkandidat: "Strache wird uns am Ende die notwendigen Stimmen kosten"

Vor dem Amtshaus sind auch einige Alkoholtrinkende zugegen. Zehn Jahre lang hat die FPÖ ein Alkoholverbot auf dem Franz-Jonas-Platz gefordert. Ebenso lang wusste das die SPÖ zu verhindern.

Dann kam Bürgermeister Michael Ludwig und stahl den Freiheitlichen zum Auftakt des Wahlkampfs die Show: Die an sich Friedfertigen vom Bahnhof trinken nun vor dem Bezirksamt, und Karl Mareda lächelt sauer. So ist Politik.

Öfters sind es persönliche Enttäuschungen, die Menschen von den Roten zu den Blauen wehen. So war es auch bei den Maredas: „Mein Bruder hat eine Frau aus Thailand geheiratet. Er hat sich bemüht, sie mit einem Touristenvisum für ein Jahr zu sich nach Österreich zu holen. Doch die Quote in Wien war voll.“

Weil der SPÖ-Vorsteher von Floridsdorf nicht helfen konnte, wandte sich Mareda enttäuscht ab: „Da rennst’ jahrelang für die Partei, dann brauchst’ einmal was von ihnen, und dann will dir niemand helfen.“

Dass der befreundete Bürgermeister im Burgenland, der der Familie half, auch von der SPÖ war, und dass die Kickls, Nepps und Maredas keine Freunde der Familienzusammenführung sind, das mag nicht jeder auf einen gemeinsamen Nenner bringen.

Ein klarer Fall für die FPÖ

Die Eröffnung eines Asylheims für tschetschenische Flüchtlinge nahe seines Wohnsitzes brachte Karl Mareda zur FPÖ: „Die haben erkannt, dass ich mir als Sprecher der Bürgerinitiative kein Blatt vor den Mund nehme.“

Sollte der F-Politiker, der seit 2005 im Bezirksparlament sitzt, Vorsteher werden, würde er auch im Rathaus „ordentlich auf den Tisch hauen“. Das müsste er auch. Die meisten seiner Forderungen (zu Sicherheit, Verkehr, Asyl, Teuerung) kann er im Bezirk nur bedingt erfüllen.

Dass Paul Stadler, sein Parteikollege in Simmering, in den Medien als möglicher nächster Bezirksvorsteher beschrieben wird, quittiert Karl Mareda wieder mit einem Lächeln. Das seine Frage verrät: Warum nur er und nicht auch ich?

Alles oder hintere Bank

Bleibt noch zu klären, was der Floridsdorfer F-Bezirksrat macht, sollte er nicht Bezirkschef werden. Mareda legt sich vor dem Urnengang fest: „Dann sollen Jüngere hervortreten, und ich setze mich in eine hintere Bank.“

Die Jüngeren sollten sich schon mal auf diese Ablöse vorbereiten, denn ihr Chef glaubt wenige Tage vor der Wahl selbst nicht so recht an den Sieg: „Der HC Strache wird uns am Ende die notwendigen Stimmen kosten.“

Klarheit: Die wichtigsten Begriffe

Floridsdorf, mit 44,4 km² flächenmäßig der zweitgrößte Bezirk Wiens, ist das Zuhause von 186.233 Menschen. Früher gab es hier viel Landwirtschaft, später entstanden auch Industrie- und Gewerbebetriebe. Dennoch hatte Floridsdorf immer den Ruf, ein Arbeiterbezirk zu sein. Zuletzt kam der Bezirk in die Schlagzeilen, da im Februar am Franz-Jonas-Platz ein Alkoholverbot eingeführt wurde. Bezirksvorsteher ist Georg Papai (SPÖ).

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