33-Jähriger von Nachbarn erschossen: "Ich habe Hilfeschreie gehört"

Schüsse im Gemeindebau
In der Nacht auf Samstag soll ein betrunkener Wiener auf seinen Nachbarn geschossen haben. Er sei nicht das erste Mal aggressiv geworden, sagen die Nachbarn.

Das Haus im Gemeindebau Josef-Bohmann-Hof in der Donaustadt, in dem die beiden Männer Tür an Tür lebten, unterscheidet sich kaum von den anderen Bauten. Die Balkone sind klein, Satellitenschüsseln sind am Geländer befestigt, Fahrräder stehen vor den Wohnungen. Bewohner sind an diesem Samstagnachmittag nur wenige zu sehen. 

Eine der Bewohnerinnen ist die 23-jährige Celina. Sie wohnt ein Stockwerk unter dem 50-jährigen Österreicher, der gegen 4 Uhr nachts betrunken seinen 33-jährigen Nachbarn erschossen haben soll. "Um 2.30 Uhr bin ich aufgewacht, weil ich sehr laute Musik aus seiner Wohnung gehört habe. Dann einen Pumperer, und dann den Schuss", berichtet sie. 

Sie habe Hilfeschreie gehört, aber sich nicht getraut, ihre Wohnung zu verlassen. "Ich habe durch den Spion geschaut, aber nichts gesehen. Ich hab' nicht gewusst, was ich tun soll", schildert Celina. Gegen 4 Uhr stürmten Beamte der WEGA schließlich das Haus und nahmen den Tatverdächtigen fest. 

Polizeieinsatz in der Donaustadt

Die Polizei wurde gegen 4 Uhr alarmiert.

Leblos im Stiegenhaus gefunden

Der Mann konnte aber aufgrund seiner starken Alkoholisierung noch nicht einvernommen werden, teilte die Polizei am späten Samstagvormittag mit. Dem 33-jährigen Nachbarn des Mannes war in die Brust geschossen worden, er lag leblos in einer Nische des Stiegenhauses. Der mutmaßliche Schütze, der die Polizei selbst alarmiert hatte, wurde in seiner Wohnung angetroffen und ließ sich widerstandslos festnehmen. Beamte stellten die Tatwaffe - einen Revolver - sicher. Diese besaß der 50-Jährige legal. 

Tatort

Hier soll der 33-jährige Nachbar gefunden worden sein. 

Fußmatte angezündet

Es war nicht der erste Einsatz der Polizei an dieser Adresse, bestätigte eine Sprecherin der LPD Wien. Der 33-Jährige hatte seinen Nachbarn wegen Sachbeschädigung angezeigt. "Der Mann hat die Fußmatte vor der Tür seines Nachbarn angezündet", berichtet Nachbarin Ilona, die ein Stockwerk darüber wohnt. An der Türschwelle der Wohnung des Opfers sind nach wie vor schwarze Rußspuren zu sehen. 

Aber auch sie selbst habe in der Vergangenheit die Polizei wegen des 50-Jährigen alarmiert. "Er hat sich einmal ausgesperrt. Da war er auch betrunken. Mit nacktem Oberkörper hat er damals die Fenstertüren herausgerissen und in den Hof geworfen", schildert die Nachbarin. 

Der 50-Jährige habe aber auch Pakete für sie entgegen genommen und immer freundlich gegrüßt. "Er war unauffällig, außer wenn er etwas getrunken hat", sagt Ilona. Das bestätigt auch Celina. 

"Er war mein Lieblingsnachbar"

Die 23-Jährige hat auch den 33-jährigen Iraner gekannt, das spätere Opfer. "Das war eigentlich mein Lieblingsnachbar, das war ein super Mensch." 

Die Wohnungstüre wurde von der Polizei versiegelt.

Die Wohnungstüre wurde von der Polizei versiegelt. 

In dem Haus fühlt sich die junge Frau aber nicht erst seit dem tödlichen Vorfall vergangene Nacht unwohl. "Vor fünf Monaten wurde bei mir eingebrochen, in der Wohnung randaliert und viele Sachen mitgenommen, die Stiege ist generell verrückt", sagt sie. 

Die Polizei ermittelt nun wegen Mordverdachts gegen den 50-Jährigen. Das Landeskriminalamt Wien führt die Erhebungen. Unter anderem musste auch noch ermittelt werden, wie viele Schüsse abgegeben wurden. Medienberichte, wonach er den Mann für einen Einbrecher gehalten hatte, bestätigte Polizeisprecherin Irina Steirer nicht. Dem dürfte laut den aktuellen Ermittlungen nicht so gewesen sein. 

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