Vandalenakt
Dass der neue Jubiläumsbrunnen die Geister scheidet, manifestierte sich aber nicht nur in Worten: Wie die Krone zuerst berichtete, wurde Teile des Brunnens beschmiert. Einige Skulpturen waren mit schwarzer Farbe verunstaltet worden, bestätigte die Wiener Polizei dem KURIER. Deshalb wurde von der MA 31 – Wiener Wasser – nun Anzeige erstattet. „Die Ermittlungen laufen, aktuell gibt es aber noch keine Hinweise auf mögliche Täterinnen und Täter“, sagt eine Polizeisprecherin.
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Dabei steht der Brunnen eigentlich für etwas Positives. Er erinnert nämlich an ein Ereignis, das das Leben der Wiener grundlegend veränderte: Vor 150 Jahren wurde die erste Wiener Hochquellenleitung fertiggestellt, ein Anlass, der mit einem großen Fest am Schwarzenbergplatz gefeiert wurde. Kaiser Franz Joseph I. nahm dabei jenen Hochstrahlbrunnen in Betrieb, der heute noch den Platz prägt. Es war der 24. Oktober 1873.
Von ungefähr kommt der neue Brunnen also nicht – auch wenn sein Aussehen die Geister scheidet.
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Entworfen wurde er nach einer Ausschreibung von der Kunstgruppe Gelatin. 33 Figuren sind rund um das Wasserbecken angeordnet. Ihre Körper bilden eine Einheit, die das Wasser im Brunnenbecken zusammenhalten soll – Stichwort Gemeinschaft. Außerdem entschied man sich angesichts der Historie wiederum für einen Hochstrahlbrunnen; die Wasserfontäne soll jeden Tag in einer anderen Farbe beleuchtet werden.
„Der an den Hochstrahlbrunnen angelehnte Brunnen ist nicht nur ein kunstvolles Werk, sondern ein Symbol für die Verantwortung, die wir alle für unser kostbares Wasser tragen“, sagte SPÖ-Klimastadtrat Jürgen Czernohorsky vor der Eröffnung.
Rechtsruck als Kompromiss: Das Lueger-Denkmal bleibt – als Kunstinstallation
Proteste. Das wohl strittigste Denkmal in Wien ist das Lueger-Denkmal am Stubenring: Ab 2019 wurde immer wieder gegen das Denkmal des ehemaligen Bürgermeisters und Antisemiten protestiert. Es wurde beschüttet, mit dem Wort „Schande“ besprüht, sogar Kloschüsseln wurden darauf montiert. Im Juni 2022 verfassten Holocaust-Überlebende einen offenen Brief an SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig und forderten die Entfernung des Denkmals.
Im heurigen Mai wurde dann über die Zukunft des Denkmals entschieden: Es wird um 3,5 Grad nach rechts gekippt. Der Entwurf für diese dauerhafte künstlerische Kontextualisierung stammt von Klemens Wihlidal. Zur Umsetzung wurde das Denkmal abgebaut, 2024 soll es wieder stehen.
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