Konsensual, kein Ideologe
Hanke ist bei der ÖVP durchaus angesehen. Er hat sich in Wien einen Namen als umgänglicher, konsensualer Politiker mit Handschlagqualität gemacht. Auch in anderen Bundesländern loben ihn ÖVP-Funktionäre als "pragmatischen Gesprächspartner, nicht von der Ideologie dominiert".
Wirtschaftsnahe ist der frühere Manager Hanke sowieso. Zur Wiener Wirtschaftskammer pflegt er ähnlich gute Kontakte wie sein Chef, Wiens Bürgermeister Michael Ludwig. Das wäre vor allem für die Wirtschaftsvertretern in der ÖVP wichtig, die besonders lautstark an der Zusammenarbeit mit den Grünen zweifeln.
Taktisch ist die Situation freilich nicht unbedingt leicht.
Sebastian Kurz müsste für eine Zusammenarbeit mit der SPÖ eine Erzählung finden, die keine Erinnerungen an die "alte" Große Koalition wach werden lässt.
Und Hanke selbst? Der ist in Deckung. Ein Wechsel in den Bund - als Nachfolger von SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner - kommt für ihn wohl nur dann in Frage, wenn er wirklich mitregieren könnte. Den Job des Oppositionsführers würde er sich nicht antun, sind Insider überzeugt.
Hinzu kommt, dass unklar ist, ob Hanke in der eigenen Partei eine Mehrheit hinter sich hätte. Der 55-Jährige kam erst vergangenes Jahr als Quereinsteiger in die Stadtregierung. Er zählt zum roten Parteiadel und war vor seinem Wechsel ins Rathaus Chef der Wien-Holding.
Auch für die Wiener SPÖ wäre ein Wechsel Hankes nicht ganz leicht. Vor der Wien-Wahl, die spätestens im Herbst 2020 über die Bühne gehen muss, will Bürgermeister Ludwig seine Partei eigentlich in ruhigere Gewässer führen.
Wenn einer "seiner" Stadträte nun in die Streitereien an der Spitze der Bundes-SPÖ hineingezogen wird (und dort schlimmstenfalls keine gute Figur macht), wäre das kontraproduktiv.
Hinzu kommt, dass die Wiener SPÖ die Bundesparteichefin derzeit noch unterstützt. Auch Hanke selbst forderte zuletzt "Gefolgschaft" für Rendi-Wagner ein. Sollte sich Wien nun gegen sie wenden, muss die Aktion gut geplant sein.
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