Elisabeth von Matt: Eine Wienerin greift nach den Sternen

46-217784868
Mitten in Wien baute sich die Astronomin ihre eigene Sternwarte und machte aus ihrem Wohnhaus ein Fenster ins Universum.

Der vier Kilometer große Asteroid (9816) von Matt zieht im Hauptgürtel des Sonnensystems seine Bahnen. Benannt ist er zu Ehren der österreichischen Astronomin und Geodätin Elisabeth von Matt, die am 20. August 1762 in Wien geboren wurde. Sie war die einzige Frau ihrer Zeit, die ihre Ergebnisse in astronomischen Fachzeitschriften publizierte.

Über ihre Kindheit und Jugend ist wenig bekannt. Ihr Vater, selbst Sohn eines Schneiders, war kurz vor ihrer Geburt als Leibarzt am Kaiserhof in den Adelsstand erhoben worden. Mit 22 Jahren heiratete sie Ignaz von Matt, das Paar bekam drei Töchter.

Der Blick ins All

Spätestens ab 1804 betrieb sie in ihrem Wohnhaus, in der heutigen Schulerstraße 18 eine private Sternwarte. Denn sie hatte das Obergeschoß des Hauses, bei dem sie selbst als Eigentümerin verzeichnet war, zu einem Turm ausbauen lassen – ihrer, wie sie es selbst nannte, „Specula Domestica“.

Hier kamen ihre hochwertigen Instrumente zum Einsatz, darunter ein Spiegelsextant, zur Messung des Winkels zwischen Himmelskörper und Horizont kann oder ein goldgefasstes Chronometer. Ihre Beobachtungen, etwa der erst neu entdeckten Asteroiden Pallas und Juno, oder der Bedeckung des Sterns Aldebaran durch den Mond, veröffentlichte sie – für Frauen damals höchst unüblich – unter eigenem Namen, unter anderem in der „Monatlichen Correspondenz zur Beförderung der Erd- und Himmelskunde“. Von Matt berechnete auch die Längengrade von Wien und Baden und wirkte an der Triangulierung der französischen Oberpfalz mit.

„Die edle Wissenschaft“

1806 gab sie einen Refraktor (Teleskop) in Auftrag, doch die Napoleonischen Kriege verzögerten die Auslieferung um ganze sieben Jahre. 1809 schrieb sie an einen Freund: „[E]r möge nicht glauben, dass der Lärm der Waffen ihre Leidenschaft für die Edle Wissenschaft, die Astronomie, bremsen könnte.“

Als sie den Refraktor 1813 endlich erhielt, war sie gesundheitlich bereits zu geschwächt, um ihn zu nutzen. Am 1. März 1814 starb sie in ihrem Haus an Brustwassersucht (heute: Hydrothorax). In ihrem Nachruf hieß es: „Sie verdient unter den Frauen, die die Sternkunde getrieben, einen ehrenvollen Platz.“

Ihr Spiegelsextant befindet sich noch heute im Museum der Universitätssternwarte Wien – und ihr Name lebt im Sonnensystem weiter. 

Kommentare