Gerüstet für Eis und Schnee: Winterdienst steht in den Startlöchern
Von Franziska Trautmann
Wenn in Wien die ersten Schneeflocken fallen, rückt Daniel Ubell mit seinem Schneepflug aus. „Es braucht viel Besonnenheit und Ruhe beim Schneeräumen, dann funktioniert‘s“, sagt Ubell, der seit mehr als sieben Jahren für die Abteilung Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und Fuhrpark (MA48) der Stadt Wien arbeitet. Offiziell begann die Wintersaison am 1. November, die Vorbereitungen finden aber laufend seit Ende der letzten Saison im April statt.
Warnanlagen im Boden
Bis zu 1.400 geschulte Mitarbeiter und 281 Räum- und Streufahrzeuge – 70 davon werden von privaten Firmen gestellt und bedient – sind im Winterdienst auf den öffentlichen Straßen Wiens einsatzbereit. Sobald der Boden zum ersten Mal gefriert, rückt die MA48 aus.
„Wir haben Kälte-Warnanlagen und Wetter-Sensoren, die in die Straße verbaut sind und uns Fahrbahntemperatur und Flüssigkeit auf der Fahrbahn anzeigen“, erklärt Peter Nutz, Leiter der Planung vom Winterdienst. Jeder Lkw betreut eine eigene Route, die in der Zentrale festgelegt wird. Dabei werden alle Änderungen im Straßennetz – etwa neue Baustellen oder Einbahnen – laufend eingearbeitet.
Seit einem Jahr gibt es auch ein Navigationssystem, davor mussten die Lenker ihre Route von einer Stadtkarte ablesen. Die Programmierung des Navis dauerte laut Nutz länger, da normale Navigationssysteme die schnellste Route angeben, der Winterdienst aber die geplante, und somit nicht die schnellste Route abfahren muss.
Daniel Ubell von der MA48 mit seinem Schneepflug.
Unterwegs mit „Baby“
Wer im Winterdienst fährt, braucht nicht nur die Lenkerprüfung, sondern muss zuvor auch eine umfassende Schulung durchlaufen. Mehrere Pflichtstationen sind zu absolvieren, darunter ein „Trocken-Training“, bei dem die neuen Lenker vor Wintereinbruch ihre Routen kennenlernen und auf Parkplätzen mit Schaum als Schneeersatz üben. Erst danach dürfen die Lenker echten Schnee räumen. „Dann hat man seinen Lkw, den lernt man kennen und lieben. Das ist quasi dein Baby für den ganzen Winter“, sagt Ubell.
Sein „Baby“ wiegt rund zehn Tonnen und ist zehn Meter lang – vorne der Pflug, hinten Streuteller für Salz und ein Sprühbalken für Sole. Mittlerweile verwenden die Lenker hauptsächlich Sole statt Streusalz, für die Umwelt.
Sisyphusarbeit
Neben der Bereitschaft gibt es vier Schicht-Dienste, um das Straßennetz rund um die Uhr zu betreuen. Wie oft eine Route gefahren wird, hängt von Wetterlage, Höhenlage und Wichtigkeit der Route ab, große Hauptstraßen wie die Ringstraße haben Vorrang. Je stärker es schneit oder gefriert, desto mehr Dienste und Fahrzeuge werden eingeteilt.
Ist eine Straße von Schnee und Eis befreit, bedeutet das für den Winterdienst aber nicht automatisch Feierabend: „Wenn man fertig ist, harrt man möglichst auf dem höchsten Punkt der Route aus und beobachtet die Wettersituation. Je nachdem muss man die Strecke dann noch einmal bearbeiten.“ Sind die Lenker nicht für den Winterdienst im Einsatz – weil es weder schneit noch gefriert – fahren sie für die Müllabfuhr oder die Straßenreinigung.
Neben Straßen müssen im Winter auch Gehsteige geräumt werden – das ist allerdings Aufgabe des Liegenschaft-Eigentümers. Laut der Stadt Wien reicht es, zwei Drittel der Gehsteigbreite freizuhalten, der Rest darf als Schneeablage dienen. Vorerst ist es aber noch nicht so weit.
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