Tagesstruktur
„Tiere sind oft die letzten treuen Begleiter obdach- und wohnungsloser Menschen“, erklärt Daniela Unterholzner von der Neunerhaus-Geschäftsführung. Daher habe man 2010 die tierärztliche Betreuung ins Leben gerufen. Denn die Tiere haben für die Menschen einen besonderen Wert: Wer sich um ein Tier kümmern muss, hat einen strukturierteren Alltag. Und wer lernt, sich um ein Tier zu kümmern, lernt möglicherweise auch, sich besser um sich selbst zu kümmern. „Geht’s den Tieren gut, geht’s auch den Menschen besser“, fasst Unterholzner zusammen.
Der nächste Patient ist Dackel Lucky, ihn plagen Kreuzschmerzen, bedingt durch Übergewicht. Zwölf Kilo zeigt die Waage: „Er hat zugenommen, nicht abgenommen“, sagt Tierärztin Priesner und seufzt. Ein schwieriges (um nicht zu sagen: gewichtiges) Thema. Viele Menschen überfüttern ihre Tiere, im Irrglauben, ihnen Gutes zu tun. „Ein Patient hat mir erzählt, der Hund kriegt zwei Leberkäsesemmeln und er selbst eine. Ich hab’ ihm geraten, er sollte das lieber umdrehen.“ Denn Übergewicht schade den Tieren, betont Priesner: Lucky bekommt eine Diät verordnet, außerdem Schmerztabletten und eine chiropraktische Behandlung. Denn eine Operation an der Wirbelsäule wäre mit 4.000 Euro zu teuer.
Die Ernährung von Hunden sei häufig Thema in der Praxis, erzählt Priesner, auch in puncto Futterunverträglichkeiten: Bekommt Hunden ihr Fressen nicht, leiden sie oft an Fell- oder Hautproblemen. Davon betroffen sind Rassen wie der American Staffordshire Terrier – die wiederum gerade bei Menschen, die auf der Straße leben, sehr beliebt sind.
Auch die nächste Patientin ist ein Hund, nämlich Masha, eine kleines, braunes Welpenmädchen im Alter von fünf Monaten. Sie sei ihnen als Pekinesen-Mischling angeboten worden, erzählen die Besitzer, ein junges Pärchen. „Das glaub’ ich nicht, der hat ja keine eingedepschte Nase“, sagt Priesner mit Kennerblick. Eher habe ein Schäferhund mitgemischt. Masha hat noch keine Angst vor dem Tierarzt und begrüßt alle Menschen in der Ordination schwanzwedelnd. Sie wird gewogen, entwurmt und geimpft. Das Pärchen freut sich, dass die Kleine kerngesund ist.
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Hilfe und Dankbarkeit
Seit sieben Jahren ist Priesner schon ehrenamtlich für Neunerhaus tätig. „Ich habe einen schwer kranken Sohn. Ich weiß, wie wichtig Hilfe sein kann“, erklärt sie. Vieles hat sie in den Jahren bei Neunerhaus schon erlebt: Einmal versuchten Menschen, die illegal mit Welpen handelten, bei Neunerhaus kostenlose Behandlungen für die Tiere zu erhalten. „Aber wenn einer mit dem zehnten Welpen auftaucht, merkt man schon, dass etwas nicht stimmt“, sagt sie und lacht.
Doch in der Regel erlebt sie viel Dankbarkeit vonseiten der Menschen: „Viele brauchen ihre Tiere. Sie sind ein Ersatz für Kinder, für die Familie – sie helfen gegen die Einsamkeit.“
Ehrenamtliche Helfer und Tierärzte sowie Sachspenden (Leien, Beißkörbe, Decken etc.) sind willkommen. Wer Neunerhaus mit einer Spende unterstützen möchte: Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien, IBAN: AT72 3200 0000 1147 2529
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