Zentralfriedhof in Simmering: Wie Wiens Nekropole entstand

Symmetrisch angelegter Garten mit runden Sträuchern, Blumenbeeten, Denkmälern und Bäumen im Hintergrund.
Mit seinen drei Millionen Toten ist der Zentralfriedhof die zweitgrößte Friedhof der Welt, Wie er entstanden ist, lesen Sie hier.

Über zweieinhalb Quadratkilometer erstreckt sich das Areal des Wiener Zentralfriedhofs und ist damit die zweitgrößte letzte Ruhestätte im europäischen Vergleich. Mit seiner „Einwohnerzahl“ von rund drei Millionen Toten soll er sogar zahlenmäßig der zweitgrößte Friedhof weltweit sein – hinter dem Friedhof Wadi as-Salam im Irak, der übrigens über 1.400 Jahre alt ist. Doch wie ist die Wiener „Nekropole“ überhaupt entstanden?

Im 19. Jahrhundert wuchs Wien – und mit der steigenden Bevölkerungszahl auch die Herausforderungen. So zählte die Stadt beim Abriss der Stadtmauern im Jahr 1897 fast 700.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Die rasche Urbanisierung wirkte sich nicht nur auf den Wohnraum aus, sondern auch auf die Frage der letzten Ruhestätte.

Die Kapazitäten der fünf sogenannten Kommunalfriedhöfe, der St. Marxer Friedhof, der Währinger Friedhof, der Hundsturmer Friedhof, der Schmelzer Friedhof und der Matzleinsdorfer Friedhof, waren Mitte des 19. Jahrhunderts ausgelastet, wie die Österreichische Nationalbibliothek in einem Beitrag zum Friedhofsjubiläum schrieb. Wohin also mit den Verstorbenen, fragte sich die Gemeindepolitik. Am 24. November 1863 – also vor 162 Jahren – wurde im Gemeinderat die Anlage eines Friedhofs beschlossen.

Wo die Toten ruhen sollen

Bezahlt werden sollte der Friedhof aus Kommunalkosten. Im Gemeinderat wurde eine eigene Friedhofskommission gebildet. Die nächsten Jahre beschäftigte vor allem eine Frage: Wo soll das Friedhofsareal entstehen? Erst Ende 1866 wurde schließlich die Entscheidung zum Erwerb einer Fläche getroffen, wie man in einem Beitrag des Vereins für Geschichte der Stadt Wien liest. Die Wiener Zeitung vom 27. Oktober 1866 berichtete über den Beschluss des Gemeinderats, den neuen Friedhof als groß angelegten „Centralfriedhof“ zu errichten.

Knapp acht Jahre vergingen, bis der Zentralfriedhof am 1. November 1874, damals noch außerhalb des Stadtgebiets, eröffnet wurde. Das erste Begräbnis soll zwei Tage später, am 3. November 1874, stattgefunden haben.

Der Friedhof ist letzte Ruhestätte für Menschen aller Religionen. Neben Ehrengräbern, eigenem Tierfriedhof und Urban Gardening gibt es in der Simmeringer Ruhestätte auch Lebensraum – und zwar für Bienen, eigens produzierter „Friedhofshonig“ inklusive. Anna Strobl

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