Hinter den Kulissen der Wiener Linien: Mit der U-Bahn auf die Insel
Im Pausenraum gibt es Frankfurter Würstel. Auf einem Plakat sind die Bahnsteige der U-Bahnstation Neue Donau eingezeichnet. Mit Filzstift sind die Positionen markiert, die später die Service-Mitarbeiter einnehmen müssen. Die Vorbereitungen laufen seit Wochen. Wenn am Donauinselfest das letzte Konzert gespielt ist, beginnt für die Wiener Linien die eigentliche Arbeit. Denn Tausende Menschen müssen dann von der Insel wieder Richtung Stadt transportiert werden.
Das "Wiener Konzept" wurde eigens für das Donauinselfest entwickelt. Beim Abtransport von den U6 Stationen Neue Donau und Handelskai wird zu Spitzenzeiten der Bahnsteig geteilt. Die Hälfte der U-Bahn bleibt leer, damit bei der nächsten Station alle einsteigen können. Dazu kommt Blockabfertigung beim Stationseingang. Die Hamburger Hochbahn hat das Konzept übernommen und wenden es bei "ihren" Großevents an, zum Beispiel beim Hafengeburtstag.
Benjamin ist Verkehrsmeister bei der Hamburger U-Bahn und extra aus der norddeutschen Stadt angereist. Auch aus Frankfurt und München sind Mitarbeiter da. Um den Wiener Kollegen zu helfen und um neue Impulse mit nach Hause zu nehmen. „Ich glaube der Austausch funktioniert sehr gut – in beide Richtungen. Es wäre schön, wenn ihr euch auch etwas abschauen könntet von uns“, sagt er lachend. Dann muss er aus der Pause wieder zurück auf den Bahnsteig.
Mit Schmäh
Dort stehen auch Joshua und Daniela. Sie sind als Security-Mitarbeiter im Dienst. Bis zwei Uhr in der Früh dauert ihre Schicht. Die größte Herausforderung: "Ruhig bleiben", sagt Joshua. Die Menschen kommen zwar oft alkoholisiert, aber gut gelaunt. Deeskalieren und sich einen gewissen Schmäh behalten sei das Rezept für brenzlige Situationen, sagt Daniela. Am Freitag macht vor allem die Hitze zu schaffen. "Das T-Shirt unter der Stichweste ist klitschnass."
Patrick Galehr ist zuständig für die Gesamtaufsicht. Ständig klingelt sein Telefon, werden per Funk neue Informationen durchgegeben. Ein Zwischenfall wegen eines Rettungseinsatzes. Doch auch dieses Problem klärt sich schnell auf. "Die Fahrgäste steigen ein und merken nichts von der Logistik im Hintergrund. Aber im gesamten U-Bahnbetrieb arbeiten rund 900 Mitarbeiter, damit alles reibungslos funktioniert", erklärt Galehr. "Ja, es ist ein wiederkehrendes Event. Aber es passiert jedes Jahr wieder etwas Neues", sagt er. Man könne nicht alles vorplanen und voraussehen. Da brauche es eine gewisse Flexibilität.
Gerhard Hegedüs, Spitzname Hegy, ist seit 38 Jahren dabei. Sein Donauinselfest-Rekord: Sechs Stunden Einsatz am Bahnsteig. Er macht auch die Durchsagen bei der Abfertigung. Da ruft er dann durch: „Die vorne schwitzen und wir hinten, wir hinten sitzen“. Er klingt dabei, als wäre die U6 ein Fahrgeschäft im Prater. "Und die Leute sind gut gelaunt, machen die Welle, klatschen", erzählt er. Und gerade der „Schmäh“, der funktioniert in Deutschland nicht, würden die deutschen Kollegen immer wieder erzählen. Vielleicht hilft da ja der Austausch mit den Wienern.
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