Die Quadratur der Rundhalle: Drei von sechs Wiener Sporthallen sind saniert
Die Ufo-ähnlichen Rundturnhallen prägen das Stadtbild seit den 1970er-Jahren. Drei der sechs Sportplätze wurden nun saniert. Und das, obwohl die runde Form nicht mehr zeitgemäß ist.
Es ist Halbzeit. Der Zwischenstand ist drei zu drei. Um ein Spiel geht es hierbei aber gar nicht. Sondern um die Orte, an denen Spiele – meist Hand-, Volley- oder Basketballspiele – ausgetragen werden. Die sechs städtischen Ufo-ähnlichen Rundturnhallen aus den 1970er-Jahren werden derzeit nämlich saniert. Und bei drei der Hallen ist die Renovierung bereits abgeschlossen: Nachdem die runde Halle in Kagran im Februar 2022 wieder eröffnet wurde, folgten nun die Hallen in Atzgersdorf und Simmering. Halbzeit eben.
Im Jahr 2018 wurde entschieden, dass die Hallen nicht abgerissen werden sollen. Und das, obwohl ihr Alleinstellungsmerkmal auch ihre größte Schwäche darstellt: die runde Form. In den 70ern entsprach diese Art des platz- und materialsparenden Bauens dem letzten Stand der Technik, weshalb sich der Rundhallen-Bau über den gesamten deutschsprachigen Raum verbreitete. „Heutzutage würde man nicht mehr so bauen“, sagt Anatol Richter, Leiter des Sportamts Wien (MA 51).
Ein rundes Wohnzimmer
Grund dafür seien die vielen Restflächen, die kaum nutzbar sind. Ein rundes Wohnzimmer sei schließlich auch schwer einzurichten, heißt es bei der MA 51. Und dennoch habe man versucht, bei der Sanierung „das Maximale herauszuholen“. In den Freiflächen hinter dem Handballtor etwa befindet sich nun der Technikraum.
Die markante runde Form bleibt den Hallen beim Umbau also erhalten. Eine weitere Besonderheit dagegen büßen sie ein: In den noch unsanierten Hallen wölbt sich das Dach nämlich nach innen, gehalten von einem Gewicht. Vor allem im Winter habe das aber immer wieder zu Verstopfungen geführt, wodurch das Wasser ins Halleninnere rann. Diese Dächer sind nun aber Geschichte: Mit dem neuen, nach oben gewölbten Dach rinnt das Wasser nun wie bei anderen Gebäuden nach außen ab. Dadurch wächst die Raumhöhe von sieben auf neun Meter. Die Standards für nationale Wettbewerbe werden somit erfüllt.
Die Bauwerke
Zwischen 1972 und 1974 wurden in Wien sechs Rundturnhallen in der gleichen Größe und Konstruktion errichtet
Keine Einzelstücke
Auch in Deutschland und der Schweiz stehen solche Rundbauten
Ferry-Dusika-Stadion
Das 1977 im ähnlichen Stil errichtete Ferry-Dusika-Stadion im Prater wurde 2022 abgerissen. An seiner Stelle soll Mitte 2025 die neue „Sport Arena Wien“ eröffnet werden
Sanierung
2018 wurde entschieden, die sechs Rundturnhallen zu sanieren. Die Hallen in Kagran, Atzgersdorf und Simmering sind bereits eröffnet
Mehr Platz gibt es aber nicht nur nach oben. Die bisherige Trainingsplattform im ersten Stock wurde zu einer weiteren Halle ausgebaut und ergänzt nun die Dreifach-Turnhalle im Erdgeschoß.
Bei der noch nicht sanierten Halle in Alt Erlaa wölbt sich das Dach nach innen. Gehalten wird es von einem Gewicht...
Dafür mussten allerdings die Fenster im Obergeschoß weichen. Die seien laut MA 51 aber ohnehin mehr Last als Segen gewesen: Immer wieder seien sie kaputt gegangen; die Erhaltungskosten teilweise ins Unermessliche gestiegen. Statt der Fenster gibt es nun künstliches Licht und eine neue Gebäudehülle, die den Bau vor Witterung schützt.
In der Rundhalle bei der Rennbahnwegsiedlung gibt es noch Fenster. Die werden bei der Sanierung weichen.
Trotz der großen Zahl an Sanierungsarbeiten kommen sie immer noch günstiger als ein Neubau. „Derzeit werden 10 Millionen Euro pro Standort investiert. Bei einem Neubau bräuchte es deutlich mehr“, sagt Richter. Und auch in Sachen Energiesparen lohne sich der Umbau: Rund ein Drittel des bisherigen Energieverbrauchs soll durch bessere Isolierung eingespart werden, so Sportstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Nicht zuletzt deshalb sollen auch die restlichen drei Hallen saniert werden. Wann genau, stehe aber noch nicht fest. Zuerst müsse das Budget zugesagt werden, sagt Richter. Erst dann könne die Detail-Planung für die restlichen Hallen beginnen.
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