Äußere Mariahilfer Straße soll auch verkehrsberuhigt werden
Erfolgreiche Geschichten aus der Vergangenheit erzählt man gerne. Denn oft möchte man daran anknüpfen.
So (oder so ähnlich) sehen das die Wiener Grünen. Am Mittwoch trat Parteivorsitzender Peter Kraus gemeinsam mit Mobilitätssprecher Kilian Stark vor die Presse, um der Grünen neueste Idee zu präsentieren: die Fortführung ihres Leuchtturmprojekts: die Verkehrsberuhigung der Mariahilfer Straße.
Nach dem Motto „Wie im Inneren, so im Äußeren“, soll nach der Inneren Mariahilfer Straße (siehe rechts) auch die Äußere verkehrsberuhigt werden – inklusive Begegnungszone. Die passende Studie dazu stammt von Harald Frey vom Institut für Verkehrswissenschaften an der TU Wien.
Was ist genau geplant?
Die Grünen wollen die 1,6 Kilometer lange Straße verkehrsberuhigen, vom Gürtel bis zum Auer-Welsbach-Park. Vom Europaplatz bis zur Gerstnerstraße soll eine Begegnungszone entstehen – als Eintrittstor für den 15. Bezirk, wie die Grünen sagen. Außerdem auf der ganzen Straße Tempo 30 eingeführt werden, ein baulich getrennter Radweg und ein Platz beim Schwendermarkt entstehen.
Und: Die Zahl der Bäume soll von 47 auf 172 aufgestockt werden.ußerdem werden in dieser Variante sogenannte Pförtneranlagen, also Ampeln, die länger rot bleiben, eingesetzt. „So werden 100 Autos aus dem Verkehr reduziert und es kommt zu keinen Blockaden der Straßenbahnen“, so Studienautor Harald Frey.
Wie kommen die Grünen auf diese Idee?
Sie geht aus einer 14-seitigen TU-Studie hervor. In dieser werden vier Varianten zur Verkehrsberuhigung miteinander verglichen. Als beste Option hat sich die Variante mit sogenanntem Mischverkehrs herausgestellt: Straßenbahn und Autos fahren hintereinander und nicht mehr – wie das jetzt der Fall ist – teilweise nebeneinander.
Das spart Platz für Bäume, Radwege und breitere Gehsteige, heißt es.
5. November 2010
Wiens erste rot-grüne Stadtregierung unterzeichnet das Regierungsabkommen, in dem die Verkehrsberuhigung der Inneren Mariahilfer Straße festgeschrieben ist (siehe Foto)
November 2011
Die damalige Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) stellt drei mögliche Varianten für die Verkehrsberuhigung vor: eine Fußgängerzone, eine Straße mit „Shared Space“ und eine Mischform
Oktober 2012
Vassilakou präsentiert die konkreten Pläne – und dass Anrainerinnen und Anrainer zu diesen befragt werden sollen
7. März 2014
17.630 Anrainerinnen und Anrainer und damit 53,2 Prozent stimmten für die Umgestaltung der Mariahilfer Straße zu einer Fußgänger- und Begegnungszone. Die Mehrheit will Querungen für Autofahrer und spricht sich dafür aus, das Radfahren in der Fußgängerzone zu erlauben
14. November 2014
Die neue Mariahilfer Straße wird teileröffnet
31. Juli 2015
Vizebürgermeisterin Vassilakou und der damalige Bezirksvorsteher von Neubau, Thomas Blimlinger (Grüne), verlegen den letzten Stein – die neue „Mahü“ ist fertig
Wie viel würde das neue Projekt kosten?
Die Kosten sollen 25 Millionen Euro betragen. „So viel kostete auch der Umbau der inneren Mariahilfer Straße“, sagt der Grüne Parteivorsitzende Kraus.
Wie schnell ist der Plan realisierbar?
Wenn es den politischen Wille gebe, dann „sofort“, sagt Frey. Innerhalb von drei Jahren könnten die baulichen Maßnahmen getroffen werden. Frey hat auch ähnliche Studien zur Pilgramgasse, Gumpendorfer Straße, Margaretenstraße und Landstraße erstellt. Realisiert wurde bislang noch keine. „Diese liegt uns besonders am Herzen“, so Grünen-Chef Kraus, der auch im 15. Bezirk wohnt.
Wie attraktiv ist die Äußere Mariahilfer Straße?
Es gibt noch Luft nach oben: Im Bereich vom Mariahilfer Gürtel bis zur Anschützgasse befinden sich laut Standortanalyse der Wirtschaftskammer Wien 175 Geschäftslokale. 23 Prozent sind Dienstleistungsbetriebe, 17 Prozent sind Gastro-Lokale. Unter den Top 3 befindet sich allerdings auch der Leerstand: 16 Prozent, also insgesamt 28 Geschäftslokale, stehen leer. Die Passantenzahlen entwickeln sich darum auch rückläufig. Waren es bei der Zählung 2010 noch rund 12.000 täglich, waren es 2020 weniger als 8.000.
Und was sagt die Stadt zu den Forderungen?
Wenig erfreut zeigt man sich im Büro von Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ). Die Vorschläge der Grünen würden sie nur aus den Überschriften in den Medien kennen. Informationen darüber, wie die Vorschläge technisch umgesetzt werden können, lägen ihnen nicht vor: „Für uns ist ganz klar, dass die Straßenbahn keinesfalls ausgebremst werden darf“, heißt es.
Außerdem will die SPÖ zuerst die verkehrsberuhigenden Maßnahmen, die im Vorjahr angekündigt wurden, sukzessiv umsetzen: Der Langauerplatz hinter dem Westbahnhof wird zur autofreien Grünfläche, auch der Friedrichsplatz in der Nähe der Staglgasse soll verkehrsberuhigt und mit Trinkbrunnen ausgestattet werden. ‚Übrigens: Der rote Bezirksvorsteher Gerhard Zatlokal dürfte – wieder einmal – anderer Meinung sein als die Stadträtin. Er setzte sich bei der Pressekonferenz der Grünen als Besucher zwischen die Journalisten. Zatlokal findet die grünen Ideen „mehrheitsfähig“.
Jetzt die Frage aller Fragen: Wie viele Parkplätze entfallen?
Rund 70 Prozent der Parkplätze entfallen. Kraus verweist auf eine VCÖ-Studie aus dem Jahr 2020: Rudolfsheim-Fünfhaus gehört bundesweit zu den Bezirken mit den wenigsten Autos. (280 Autos pro 1.000 Einwohner).
Wie geht es weiter?
Die Grünen wollen an drei Terminen mit Bewohnern über ihre Ideen sprechen. Am 20. und 28. Mai um 16.30 Uhr in der Gerstnerstraße; am 21. Mai um 10.30 Uhr beim Schwendermarkt.
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