Der "Prinz von Zamunda" und 523 Kilo Cannabis

Der "Prinz von Zamunda" und 523 Kilo Cannabis
Prozess: Kein Zeuge will gegen angebliche Drogenbarone aussagen. „Wir reden nicht von drei Kiffern.“

Zwar geht es Donnerstagvormittag im Landesgericht für Strafsachen in Wien „nur“ um Cannabis. Dafür aber gleich um 523 Kilogramm. Und schon zu Beginn der Verhandlung wird klar: Es ist kein Suchtgift-Prozess wie jeder andere.

Drei Männer mit serbischen Wurzeln sind angeklagt. Nur zwei erscheinen – der Drittangeklagte leide an einer Mandelentzündung.

Sämtliche Zeugen haben schon vorab bekannt gegeben, dass sie nicht aussagen wollen. Eine Frau will sich entschlagen, weil sie angeblich die Lebensgefährtin eines Angeklagten ist. Der Staatsanwalt berichtet anderes: „Das Internet ist ein Hund. Laut Facebook ist er mit einer anderen verheiratet.“

Luxusvilla und Ferrari

Der Staatsanwalt lässt Bilder sprechen. Von einer Luxusvilla, vor der ein weißer Ferrari steht – beides gehört dem Hauptangeklagten Boban J. – und von sechs hoch professionell betriebenen Cannabisplantagen in Wien und NÖ. Von Bewegungsprofilen der Verdächtigen. „Wir reden hier nicht von drei Kiffern, sondern davon, dass hier Suchtgift in rauen Mengen hergestellt worden ist.“

Im Juni 2018 schwärmte die Polizei aus. Mehrere Hausdurchsuchungen wurden durchgeführt, neun Personen – darunter die drei Angeklagten – festgenommen. „Eigentlich hätte die Aktion schon einen Tag früher stattfinden sollen. Aber dann war der Putin-Besuch und wir hatten keine Polizisten“, sagt der Staatsanwalt. Zwei „Gärtner“ wurden übrigens schon zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

Die Anwälte halten dagegen. „Der Hauptangeklagte ist mit dem goldenen Löffel auf die Welt gekommen. Sie können ihn mit dem Prinz von Zamunda vergleichen“, sagt Rechtsanwalt Philipp Wolm in Richtung der Geschworenen. Und er wird noch klarer: „Wir haben hier einen reichen Zigeuner, der einen Ferrari und eine Villa hat.“ Nur deshalb sei gegen ihn ermittelt worden.

Der Informant, der den Tipp gab, sei selbst kriminell. „Da belastet ein Verbrecher einen nicht vorbestraften Bürger.“ Die Polizei gab der Ermittlung den Namen „Operation Roma“. „Das bildet in den Köpfen Vorurteile“, ist Wolm empört. Urteil am Montag.

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