Der neue rote Donauinselfest-Star

Vier Männer sitzen in einem orangefarbenen Cabriolet, das auf einer Wiese steht.
Beim Auftakt stahl der neue Parteichef Andreas Babler dem Hausherren Michael Ludwig die Show. Massenanstrom bei RAF Camora.

Erst heftige Windböen, dann auch noch Regenschauer: Nur die Hartgesottenen wagten sich Freitagnachmittag zum Auftakt der 40. Jubiläumsausgabe des Wiener Donauinselfests.

Entsprechend ruhig ging es zunächst noch vor den Gastro-Ständen und Bühnen zu, wo Bands ihre letzten Proben absolvierten.

Mehrere Personen gehen im Regen, einige tragen Regenmäntel.

Nicht zu Hause bleiben konnten hingegen die Spitzen der Wiener SPÖ – die Veranstalterin von Europas größtem Gratis-Festival. Sie versammelten sich traditionell auf der Arbeitswelt-Insel mit ihren diversen Zelten der roten Vorfeldorganisationen und städtischen Betriebe.

Allen voran Bürgermeister Michael Ludwig – betont leger in Jeans und Turnschuhen zum Sakko – der mit einem Teil der roten Stadträte-Riege im FSG-Zelt die Händeschüttel-, Selfie- und Small-Talk-Tour startete.

Zwei Männer unterhalten sich auf einer Veranstaltung im Freien.

Michael Ludwig im Smalltalk

„Ich war schon bei der Nullnummer ein Jahr vor der ersten Ausgabe dabei“, erinnert sich der Stadtchef. „Das war ein kleines Familienfest am Parkplatz bei der Floridsdorfer Brücke.“ Seitdem habe er keine Ausgabe verpasst. Wie viele schwärmt auch er noch heute vom legendären Falco-Konzert 1993 im heftigen Gewitter. „Das war ein elementares Ereignis.“

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Mehr denn je habe das Konzept seine Berechtigung. Gerade in den jetzigen schwierigen Zeiten sei es wichtig, den Menschen ein kulturelles Angebot zur Verfügung zu stellen, das sie kostenlos nutzen könnten, betont der Bürgermeister.

Eine Band spielt im Regen vor Publikum, das Regenponchos und Schirme trägt.

Star des Nachmittags – zumindest unter den Politikern – war diesmal aber nicht Hausherr Ludwig, sondern der neue SPÖ-Chef Andreas Babler. Dichte Trauben an Medienleuten und Genossen drängten sich bei seiner Ankunft im Zelt um den Traiskirchner Bürgermeister.

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„Ich war schon 15- bis 20-mal hier. Doch dieser Besuch in offizieller Funktion ist noch etwas ungewohnt“, räumt er ein. Jedenfalls sei es ein „großes Privileg“ für Wien, ein derart besonderes Festival zu beheimaten.

„Keine Differenzen“

Zuletzt waren die Wiener SPÖ und Babler inhaltlich nicht immer ganz auf einer Linie gelegen. So halten Ludwigs Genossen wenig davon, Bablers Vorstellungen von mehr direkter parteiinterner Demokratie auf Wiener Ebene umzusetzen. Bezüglich Lobautunnel, den sich die Wiener SPÖ wünscht, hatte sich wiederum der neue SPÖ-Chef skeptisch gezeigt. Babler fühlt sich missinterpretiert. Er kenne die Tunnel-Pläne nicht genau und werde sich mit den Wienern noch zusammensetzen.

Auch Ludwig zeigt sich auf der Insel gelassen: „Wir haben keine Differenzen.“

Musikalischer Auftakt

Trotz Schlechtwetters füllten sich dann bis zum Abend die Reihen vor den einzelnen Bühnen. Den Auftakt auf der Festbühne bestritt am späten Nachmittag die Wiener Musikerin Rahel. Die Singer-Songwriterin lockte mit ihren verträumten Synthieklängen und Pop-Refrains zwar noch nicht die Massen vor die Bühne, animierte aber bereits eifrig zum Mitsingen. Erste Arme wurden geschwenkt, was Rahel dankbar zur Kenntnis nahm und sich mit einem „Es war wunderbar mit euch“ verabschiedete.

Eine große Menschenmenge bei einem Open-Air-Konzert vor einer Bühne von Radio FM4.

Besuchermassen beim Auftritt von RAF Camora

Eine Menschenmenge feiert mit roten Rauchfackeln auf einem Konzert.

Besuchermassen beim Auftritt von RAF Camora

Polizisten und ein Sicherheitsmann stehen vor einer Menschenmenge bei einer Veranstaltung.

Besuchermassen beim Auftritt von RAF Camora

Eine blonde Sängerin tritt mit Mikrofon auf einer Bühne auf.

Ein Mann mit Mikrofon steht mit erhobenen Armen auf einer Bühne.

Eine Gruppe junger Leute in Regenponchos gibt bei einem Festival Daumen hoch.

Gute Stimmung trotz Regens

Besucherinnen am Donauinselfest.

Fans bei der Hauptbühne

Besucher vor der Wiener Energie Festbühne auf der Donauinsel.

Die Hauptbühne am Nachmittag

Zwei Männer posieren vor einem roten Torbogen mit der Aufschrift FSG.

Michael Ludwig und Andreas Babler

Zwei Frauen in Regenponchos gehen im Regen spazieren.

Wetterfeste Besucher

Auch im Anschluss bei der Münchener Indiepop-Band Mola konnte man sich nicht über zu wenig Platz zum Tanzen beschweren. Sängerin Isabella Streifeneder zeigte sich dennoch froh, in Wien spielen zu können. „Beim Singen geht's nicht um Perfektion, es geht darum, sich frei zu singen“, ermutigte sie die Menge, sie stimmlich zu unterstützen. Nach nachdenklichen bis melancholischen Klängen wurde dann zum „schönsten Wiener Indie-Moshpit“ geladen, was das gut gelaunte Publikum dankbar annahm.

"Glückskind" Greeen

Der deutsche Rapper Greeen, mit grüner Kappe und grünem Shirt, hatte viele Songs seines jüngsten Albums „Glückskind“ im Gepäck, die er mit einer gehörigen Portion guter Laune und Positivität zum Besten gab. „Ich mach Musik, weil du dich darüber freust“, rappte er an einer Stelle und hat damit offenkundig Recht. Denn das bereits zahlreich erschienene Publikum kommt seinen Aufforderungen zum Hüpfen, in die Knie gehen und Arme schwenken gerne nach.

Und auch abseits der alles in allem entspannten (Reggae-)Beats hatte Greeen trotz suboptimalem Wetter keinen Grund für schlechte Laune. Man müsse doch nur an die Bäume denken, die sich über den Regen freuen, scherzte er.

Der Rapper Greeen tritt mit erhobenem Bein auf einer Bühne auf.

"Fick Till Lindemann"

Auch bei Paula Hartmann harrten die Besucherinnen und Besucher des Donauinselfests tapfer in den unwirtlichen Bedingungen aus. Sie ließen auf Kommando die Mittelfinger im Takt wippen oder reckten die Hände zum Mitklatschen in die Höhe. Die erst 22-jährige deutsche Sängerin kann noch nicht auf viele Songs zurückgreifen, aber die dargebotenen saßen, wie der aufbrandende Jubel nach jedem Song bewies.

Und die Newcomerin sparte auch nicht mit Ansagen ans Publikum. „Fick Till Lindemann“, richtete Hartmann dem Rammstein-Sänger aus, der mit Vorwürfen mehrerer Frauen konfrontiert ist, die er zurückweist.

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