Croissant-Hype zu Ende? Bekannte Bäckerei in Wien ist insolvent

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In Wien jagte über Monate ein Croissant-Trend den nächsten, viele machten den Hype mit. Jetzt gibt es die ersten Schließungen.

Wenn ein augenscheinlich gut laufendes Café noch dazu in guter Lage schlagartig geschlossen wird, darf man sich schon wundern. Kein Zettel an der Tür, kein Posting auf den sozialen Medien - nichts.

Wenn das Lokal inklusive der großen, hauseigenen Backstube noch dazu in kürzester Zeit völlig leer geräumt sind, umso verwunderlicher. 

Bei "Freyja" auf der Alser Straße 19 im 8. Bezirk steht die Kundschaft seit rund drei Wochen vor verschlossenen Türen. Eröffnet wurde erst im Mai 2024, man rühmte sich mit den besten Croissants aus Budapest.

Von eben dort expandierte man nach Wien, gebacken wurde nach skandinavischem Rezept mit hauseigenem Mehl und französischer Butter

Nicht genug Umsatz

Das klingt nicht nur edel, auch die Preise waren mit 4,80 Euro für ein Buttercroissant gehoben, gefüllt mit Pistaziencreme musste man 7,80 Euro hinlegen. Genug Umsatz brachte das offenbar dennoch nicht. Das habe man zumindest der Nachbarschaft erzählt, wie man vor Ort erfährt. 

Anfragen vom KURIER bei "Freyja" zu den Umständen der Schließung blieben unbeantwortet. Wie man zumindest auf telefonische Nachfrage im Budapester Café erfährt, wurde das Café in Wien nach rund einem Jahr dauerhaft geschlossen. Inzwischen wurde auch der Eintrag auf Google aktualisiert.

Café Freyja in Wien geschlossen

Das Café "Freyja" in Wien wurde dauerhaft geschlossen.

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Buttercroissants von "Freyja".

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Die ausgeräumte Backstube von "Freyja".

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Auch das Café ist bereits leergeräumt.

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Blick ins geschlossene Café.

Am 26. August eröffnete das Handelsgericht Wien ein Konkursverfahren, wie die Bezirkszeitung nun berichtet. Inhaber Gergely Markovics kann seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Wie viele Mitarbeiter sowie Gläubiger betroffen sind, ist noch unklar.

Das Verfahren wurde aufgrund eines Eigenantrages und ohne Eigenverwaltung eröffnet. Entschieden wird über den weiteren Verlauf des Cafés am 13. November. Zu diesem Termin ist ein Gerichtsverfahren zur Prüfung der Meldungen der Gläubiger und weiteren Maßnahmensetzungen angesetzt.

Der Hype ist abgefrühstückt

Im Jahr 2024 jagte ein Croissant-Trend den nächsten: Angefangen mit dem Keks-Croissant "Crookie", der von Paris die sozialen Medien flutete und in den "Ströck Feierabend"-Bäckereien Einzug hielt. Während andere Wiener Cafés nachzogen, dachte sich das Café "Cro" hingegen eine eigene Version, das Flat Croissant, aus.

Was folgte, waren die kreisrunden New York Rolls (mit Creme gefüllte kreisrunde Croissants), die schließlich in den "Cube Croissants" in Würfelform gipfelten.

Das Lokal "New York Rolls" in der Operngasse 23 auf der Wieden gab für Ende Juni die Schließung bekannt. Eröffnet wurde ebenfalls im Mai 2024.

New York Rolls war ein klassisches Kurzzeit-Projekt und nur auf ein bis zwei Jahre ausgerichtet. Man muss denn Hype mitnehmen, wenn er da ist

von Gerald Leichnitz

Co-Betreiber "New York Rolls"

"Wir haben das Konzept an jemanden außerhalb Wiens verkauft. 'New York Rolls' war ein klassisches Kurzzeit-Projekt und nur auf ein bis zwei Jahre ausgerichtet. Man muss den Hype mitnehmen, wenn er da ist", erklärt Ex-Betreiber Gerald Leichnitz, der mit seiner Partnerin Elena auch die "Buddha Bowls"-Lokale führt. 

Der Croissant-Trend sei mit einem One-Hit-Wonder vergleichbar, der Hype aber inzwischen vorbei, zumindest in Wien. "An einem anderen Standort könnte man aber sicher wieder einen Hype generieren", sagt Leichnitz. Nun wolle man sich auf neue Projekte konzentrieren. Der nächste Trend kommt bestimmt.

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