Corona-Party auf der Onkologie: „Entlassung war der einzig mögliche Weg“

Fast 20 Jahre hat Frau M. in der Klinik Hietzing als Hausarbeiterin gearbeitet. Dann veröffentlichte im vergangenen Februar eine Kollegin Fotos von einer Feier – und Frau M. war, genauso wie 13 andere Hausarbeiterinnen, den Job los. Als „Coronaparty im Krankenhaus“ wurde der Zwischenfall bekannt. Am Freitag hätte der Prozess im Arbeits- und Sozialgericht Wien enden soll. Doch weitere Zeugen sind nötig – im Oktober geht es darum weiter.
Frau M. war auch bei der verhängnisvollen Pensionierungsfeier. Die Kolleginnen trafen sich in der kleinen Küche, aßen und tranken gemeinsam, lachten, umarmten sich. Alles ohne Maske. Und außerdem auf der Onkologie. „Keine Maske, kein Abstand, kein nix“, stellt die Richterin fest, als sie Frau M. die Fotos der Feier zeigt. „Wir haben nur gemeinsam gegessen, dann schnell ein Bild gemacht und sind dann wieder arbeiten gegangen“, beteuert Frau M.
„Ein Schock“
Als sie wenige Tage später mit den Kolleginnen zu ihrem Vorgesetzten gerufen wurde, sei das „ein Schock“ gewesen. „Er hat uns die Fotos gezeigt und war böse.“
Zwar hätte sie an den Türen Hinweisschilder gesehen und auch unterschrieben, dass sie sich zum Tragen einer FFP2-Maske verpflichtet, aber: „Manchmal hat es geheißen: Für uns gibt es keine Masken, die braucht das medizinische Personal.“ Eine Kollegin schilderte sogar, dass sie ihre Maske nähen musste, als diese abriss.
Das allerdings stellen Krankenschwestern, die als Zeuginnen aussagen, entschieden in Abrede. „Selbst wenn jemand drei Masken gebraucht hätte, hätte er sie bekommen.“ Zudem sagen sie aus, dass das Reinigungspersonal wegen Corona speziell geschult wurde.
Ein Jahr Pandemie
Der Anwalt der Stadt Wien spitzt die Frage zu: „Ist es nach einem Jahr Pandemie vorstellbar, dass Mitarbeiter einer Klinik nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen?“ Die Antwort der Krankenschwester ist klar: „Nein.“
Auch die Personalchefin des Spitals stufte die Feier als „Patienten-Sicherheitsrisiko“ ein. Die Entlassung vorläufig auszusprechen sei „der einzig mögliche Weg gewesen, den wir alle damals gesehen haben. Wir haben es uns mit der Entscheidung schwer gemacht. Wir hatten schon Erfahrungen mit Clustern und wussten, wie schnell das geht.“
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