"Christmas in Vienna": Kommt der Hollywood-Film der Realität nahe?
Weihnachten weihnachtet einfach nirgendwo so sehr wie in Wien. Der amerikanische TV-Sender Hallmark hat 2020 den Versuch unternommen, den Wiener Weihnachtszauber – oder das, was er dafür hält – mit seiner Produktion „Christmas in Vienna“ (dt. Weihnachten in Wien) einzufangen. Ob der Film ein authentisches Bild abgibt, oder eher Kitsch und Romantik mit Wienliebe kombiniert, hat sich der KURIER angesehen.
"Christmas in Vienna": Wien als Hauptcharakter
Doch worum geht es eigentlich? Jess (Sarah Drew, bekannt aus Grey's Anatomy), eine Konzertviolinistin, deren Herz nicht mehr ganz dafür schlägt, reist pünktlich für ein Weihnachtskonzert in der Staatsoper nach Wien. Dort findet sie nicht nur neue Inspiration, sondern verliebt sich in den Diplomaten Mark Olson (Brennan Elliot) – und die Stadt. Was New York für Sex and the City ist, ist Wien für „Christmas in Vienna“ – der eigentliche Hauptdarsteller. Gespart wird neben romantischen Motiven vor allem mit einem nicht: Klischees über Österreich und die Bundeshauptstadt.
In 83 Minuten Spielzeit werden von der Mozartkugel, Kokosbusserl bis Joseph Haydn sämtliche international österreichischen Bekanntheiten untergebracht. Unter Gemälden von Franz und Sisi wird über den „berühmtesten“ Habsburger gesprochen – dabei war das doch eigentlich Maria Theresia, zumindest laut dem Ranking von Google. Unterwegs sind die Protagonisten meist auf Weihnachtsmärkten, besonders am Rathausplatz.
Oh Tannenbaum
Außerdem dreht sich alles um das „grüne Gold“ – Reisig. Schmückte einst noch Blattgold die Wände der Palais, ist es jetzt Tannengrün. Die Familie des Traumprinzen lebt königlich in einem Palais, denn das machen alle Diplomaten in Wien so – auch wenn man, so wie Prince Charming, nicht mal der Botschafter ist.
Im Diplomatenpalast gibt es knapp vor den Feiertagen kaum einen Dezimeter, der nicht durch Adventkränze, Reisiggirlanden oder Tannenbäumen mit Lichterketten geschmückt wird.
Der Markt am Rathausplatz ist die Hauptkulisse.
Rund ums Rathaus
Das hält die Charaktere natürlich nicht auf, eifrig einen weiteren Weihnachtsbaum zu kaufen oder am Rathausplatz Adventkränze zu gestalten – aber anscheinend gibt es im Palais doch noch ein undekoriertes Plätzchen.
Bei einer „richtigen“ Wien-Erfahrung dürfen zudem Ausflüge zum Stephansdom, in den Prater und zu Schloss Schönbrunn oder ein, zwei Abstecher ins Hotel Sacher nicht fehlen. Und den besten Apfelstrudel der Stadt? Ja genau, den gibts natürlich – wie könnte es anders sein – am Rathausplatz.
Zum zwanglosen Abendessen mit selbst gekochtem Tafelspitz wird eine Einladung ausgesprochen – das ist in Wien wohl so üblich. Auch die Weihnachtseinkäufe erledigt ein wahrer Wiener am Christkindlmarkt: „Lass uns zum Adventmarkt am Karlsplatz gehen“, schlägt der Traumprinz vor. Dort würden nämlich die „Locals“, also die Wienerinnen und Wiener, all ihre Weihnachtseinkäufe erledigen.
Wer wie die Wiener schon alle Geschenke erstanden hat, kann die gewonnene Zeit nutzen, um an der wöchentlichen Kerzenentzündung am Rathausplatz – inklusive fiktiven Bürgermeister (Nein, Michael Ludwig spielt nicht mit), teilzunehmen. Trotz all der Klischees bleibt am Ende des Films nur ein Fazit: Es gibt eben „kein Weihnachten, wie Weihnachten in Wien.“
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