Chefin der Klinik Floridsdorf zieht sich zurück
In den Wiener Gemeindespitälern steht eine größere Personalrochade bevor. Die Ärztliche Direktorin der Klinik Floridsdorf (vormals KH Nord), Margot Löbl, zieht sich im Februar 2023 zurück. Der Wiener Gesundheitsverbund (Wigev) bestätigt dem KURIER am Freitag entsprechende Informationen.
Dort betont man, dass sich die 63-Jährige, wie schon länger geplant, in den Ruhestand verabschieden werde. Sie hätte schon 2020 das Pensionsalter erreicht, habe aber damals versprochen, noch etwas länger zu bleiben, sagt eine Sprecherin.
Personalengpass in der Klinik Floridsdorf
Dass der Rückzug mit den jüngsten massiven Querelen am Standort zu tun habe, verneint die Sprecherin. Das erst 2019 eröffnete Spital war zuletzt einer der Brennpunkte der massiven Personalprobleme innerhalb der Gemeindespitäler. Erst vor wenigen Tagen hat der Primar der Kinder- und Jugendabteilung und der Neonatologie aufgrund der chronischen Ärzte-Engpässe seine Kündigung angekündigt.
Zum Teil können Diensträder nicht besetzt werden, Kindermediziner ohne spezielle Fachausbildung müssen auf der Neonatologie aushelfen. Künftig wird die Abteilung vom Primar der Kinderabteilung der Klinik Donaustadt übernommen. Dadurch soll sich laut Wigev die Lage entspannen.
Weiters kann am Standort die Kinder- und Jugendpsychiatrie immer noch nicht den Regulärbetrieb aufnehmen, weil es auch dort an den nötigen Fachärzten fehlt.
In Spitalskreisen bezweifelt man hingegen, dass Löbls Rückzug freiwillig erfolgt sei. Demnach sei sie am Mittwoch mit der Personalverwaltung in die Generaldirektion des Gesundheitsverbundes zitiert worden und habe am Donnerstag in einer außerordentlichen Primarärztesitzung ihren Abgang verkündet.
Löbl war bereits 2018, also noch vor Fertigstellung des Spitals, zur Ärztlichen Direktorin bestellt worden. Zuvor war die Kinderärztin im Donauspital tätig. Wer ihr nachfolgt, ist noch offen. Die Stelle muss ausgeschrieben werden.
Mehr als 1,2 Milliarden Baukosten
Unterdessen veröffentlichte der Rechnungshof am Freitag einen Follow-up-Bericht zum Bau des Spitals und errechnete, dass der Bau bis zu 1,266 Mrd. Euro kosten könnte. Dies entspricht ziemlich genau jener Summe (1,262 Mrd. Euro, Anm.), die die Stadt zuletzt genannt hat. Das Krankenhaus nahm im Sommer 2019 den Betrieb auf. Ursprünglich war die Eröffnung für 2016 geplant gewesen. Die Kosten wurden um mehr als ein Viertel überschritten.
Einst waren 1,005 Mrd. Euro für die Errichtung des Baus veranschlagt worden. Nun wird das Spital laut RH voraussichtlich 1,263 Mrd. Euro kosten. Mit Stand Dezember 2021 waren laut dem Bericht 1,258 Mrd. Euro bereits abgerechnet bzw. ausbezahlt worden. Infolge von drei noch anhängigen Gerichtsverfahren könnte sich dieses Ergebnis noch auf bis zu 1,266 Mrd. Euro erhöhen.
"Nicht ausschreibungsreife Planung"
Der Rechnungshof verwies in dem Bericht auf die Hintergründe der Budgetexplosion: "Die Kostensteigerung war die Folge von Störungen beim Bauablauf, der nicht ausschreibungsreifen Planung und Leistungsabweichungen." Immerhin wurde der Stadt zugestanden, dass der 2018 veröffentlichte RH-Bericht nicht folgenlos geblieben war. Der Gesundheitsverbund habe die Bauherrenrolle nach Vorliegen des Prüfergebnisses "aktiver" wahrgenommen.
So sei etwa die Programmorganisation für den Bau sowie für die Inbetriebnahme der Klinik adaptiert worden. Auch habe man die Mehrkostenforderungen der Auftragnehmer verstärkt geprüft. Dabei seien auch Rückforderungsansprüche gestellt worden. Ein Happy End gibt es unter anderem beim Bauzaun zu vermelden.
Der Gesundheitsverbund prüfte wie vom RH empfohlen diese Position. Letztendlich zahlte man für den Zaun 41.000 Euro. Der Auftragnehmer hatte 839.000 Euro verlangt. Der Betrag konnte somit auf 5 Prozent der ursprünglichen Summe reduziert werden, wurde betont.
Empfehlungen großteils umgesetzt
Die Empfehlungen des Rechnungshofs wurden laut RH nicht alle, aber zumindest zum Großteil umgesetzt. "Die aufbau- und ablauforganisatorische Neukonzeption der Bauherrnorganisation sowie die Gründung der Wiener Gesundheitsverbund Projektentwicklungs- und Baumanagement GmbH bildeten die Voraussetzungen für den Aufbau von eigenem Know-how", verwies man auf vorgenommen Strukturänderungen in der städtischen Spitalsverwaltung.
Die Umsetzung selbst sei jedoch mangels Personalaufbaus und "damit begründeter fehlender interner Expertise" noch nicht abgeschlossen. Insbesondere aufgrund der Covid-19-Pandemie und der Situation am Arbeitsmarkt fehle noch ausreichend Personal für die Wahrnehmung der Bauherrnaufgaben bei der Abwicklung künftiger Bauvorhaben, stellte der RH fest.
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