Ein Bus, der Weihnachten bringt

Menschen stehen vor Canisibus
Mit heißen Suppen und kleinen Geschenken fährt der Canisibus im Winter durch Wien, um Bedürftigen eine besinnliche Weihnachtszeit zu bescheren.

Von Franziska Trautmann

„Selbe Zeit, selber Ort, an allen Tagen des Jahres“, ist das Motto des Canisibus, der seit 35 Jahren durch die Straßen Wiens fährt und warme Mahlzeiten an armutsbetroffene und obdachlose Menschen verteilt. Fast 180 Freiwillige arbeiten unentgeltlich für den Canisibus. Sie sind auch zur Weihnachtszeit im Einsatz und versuchen, mit kleinen Aufmerksamkeiten die Feiertage für Bedürftige zu verschönern. „In den letzten Jahren sind gerade um die Weihnachtsfeiertage mehr Leute dazugekommen, die helfen wollen“, sagt Gabriel Winkelmüller, Freiwilligen-Koordinator beim Canisibus. 

Besondere Spenden

Eine davon ist Michaela (61), sie fährt seit mehr als drei Jahren mit. Am Heiligen Abend hatte sie zwar noch keinen Dienst, aber dafür am 6. Dezember, wo neben Suppe und Brot auch Schoko-Nikolos verteilt werden. „Sie freuen sich. Manche wollen zwei oder drei haben, aber da müssen wir stark sein. Wir versuchen, möglichst gerecht zu sein, damit auch jeder etwas bekommt“, erzählt Michaela. 

Ihr Kollege Stefan (79) ist seit 16 Jahren dabei und hat schon viele Winter bei der Essensausgabe erlebt. Um die Weihnachtszeit hat er eine Lieblingsstation: „Wir sind um 21 Uhr am Karlsplatz, und da beginnt der Christkindlmarkt zu schließen. Ein junger Mann geht dort immer durch, sammelt übrig gebliebenes Essen ein und gibt es den Gästen vom Canisibus.“ Gesten, die ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Auch Mitarbeiterin Elisabeth (32) bemerkt Hilfe, besonders zur Weihnachtszeit. Familien mit Kindern kommen am Abend zum Canisibus und bringen Sackerl voller Lebensmittel. „Die Kinder erzählen dann ganz stolz, dass sie mit ihrem Taschengeld zum Beispiel fünf Packerln Nudeln gekauft haben “, sagt sie. Bei den Gästen merkt sie auch einen Unterschied, die meisten sind redebedürftig und schwelgen gerne in Erinnerung vergangener Weihnachten.

Heiliger Abend

Mithilfe von Spenden und lang bestehenden Kooperationen kann das Canisibus-Team vor allem am 24. Dezember den Weihnachtszauber in den Straßen Wiens verteilen. Statt Linsensuppe gibt es dann Rindsgulasch. Auch Geschenke werden von den freiwilligen Mitarbeitern fleißig verteilt, darunter Thermosflaschen, Hygieneartikel oder Taschenlampen. „Wir probieren, uns an die Lebensrealität der Leute zu halten und ihnen etwas zu schenken, was sie auch wirklich direkt verwenden können“, sagt Winkelmüller. 

In Wien gelten 400.000 Menschen als armutsgefährdet, österreichweit laut Volkshilfe 1,5 Millionen. Zahlen die sich nicht schlagartig ändern werden. Trotz großer Spender und vieler Freiwilliger gibt es immer genug zu helfen, weshalb für Winkelmüller wichtig wäre, „auch außerhalb der Weihnachtszeit an uns zu denken.“

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