Calle Libre Festival: Streetart auf Gebäuden ab heute in Meidling

Kunst ist nicht gleich Kunst. Kein Wunder also, dass auch Straßenkunst nicht gleich Straßenkunst ist. Die Graffitis am Donaukanal etwa haben nichts mit dem zu tun, was sich ab heute in Meidling abspielt. Fast nichts jedenfalls, der Untergrund ist nämlich der gleiche: die Wand.
Sieben Tage lang, von 16. bis 23. August bekommen die Hauswände im 12. Bezirk einen neuen Anstrich. Natürlich nicht einfach so, sondern im Zuge des „Calle Libre Festivals“. Einer mehrtägigen Großveranstaltung für Straßenkunst, die es in Wien schon seit 2014 gibt und sich seitdem einen Namen in Europa gemacht hat. Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Welt kommen jedes Jahr nach Wien, um hier ihre Kunstwerke auf den Wänden zu hinterlassen.
So auch heuer wieder. An gleich neun verschiedenen Orten in Meidling werden dieser Tage „Murals“, also großflächige Wandgemälde, entstehen. Erschaffen von Künstlern, die unter anderem aus Argentinien oder China kommen.
Das Beste daran: Bei der Genese der Kunstwerke können auch Besucherinnen und Besucher zuschauen. Die Künstlerinnen und Künstler werden an den jeweiligen Standorten (siehe Grafik unten) täglich etwa von 9 bis 19 Uhr malen. Die Veranstalter des Festivals weisen aber auch darauf hin, dass „kreative Prozesse ihre eigene Zeit haben“. Sollte ein Künstler einmal nicht vor Ort sein, lohnt sich vielleicht ein Besuch bei einem anderen Standort.
Eine Utopie?
Das große Überthema für das heurige Festival gilt schließlich für alle und lautet: „Youtopia“. Die Künstlerinnen und Künstler seien dazu aufgefordert worden, ihre persönliche Utopie darzustellen, heißt es von einer Sprecherin.

Das sind die Standorte des diesjährigen Calle-Libre-Festivals.
Wiedergegeben werden sollen also persönliche Träume, Hoffnungen und Visionen für ein „besseres Morgen“. Dabei entstünden ganz unterschiedliche Werke. „Von abstrakten Motiven bis hin zu realistischen Alltagssituationen oder Collagen aus alten Erinnerungen und Träume für die Zukunft.“ Was genau die Murals darstellen werden, wird sich also wohl erst in den kommenden Tagen zeigen.
Wer nicht so lange warten möchte, kann in der Zwischenzeit einen Blick in einige andere Bezirke werfen. Zwischen 2014 und 2022 fand das Festival über Bezirksgrenzen hinweg statt. Während dieser Zeit sind unter anderem Werke in den Bezirken drei bis zehn sowie in Penzing und der Brigittenau entstanden.
Seit 2022 aber fokussiere man sich pro Festivalausgabe nur noch auf einen Bezirk, sagt eine Sprecherin. Im ersten Jahr, also 2022, war es der Nordwestbahnhof im 20. Bezirk. „Im Jahr 2023 waren wir in Ottakring unterwegs, 2024 in der Leopoldstadt und heuer in Meidling.“

Ein Wandgemälde im dritten Bezirk (Erdbergerstraße 26).
Ist das Kunst?
Das Ziel des Festivals sei „eine andere Seite der Street-Art zu zeigen, abseits der „Writings“ oder „Bombings“ (Schriftzüge oder einfache Formen, die an möglichst vielen Orten angebracht werden, Anm)“, heißt es auf der Website von Calle Libre. Diese Graffitis würden von „der breiten Öffentlichkeit oft als Vandalismus angesehen werden.“ Im Kontrast dazu sollen die großen Wandgemälde stehen.
Nur um die Kunstwerke geht es bei dem Festival aber nicht. Auch ein Rahmenprogramm wird geboten. Etwa eine Eröffnungsparty am 16. August im Gleisgarten oder geführte Street-Art-Touren durch mehrere Bezirke.
Mehr Infos: callelibre.at
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