War es der Maler oder der Installateur? Diese Frage stellte sich vergangene Woche Herr S., ein 33-jähriger Wiener, der in einem Haus in Döbling wohnt. Im Zuge von Umbauarbeiten beschäftigte der Wiener vier Maler und zwei Installateure. Als er vergangenen Dienstagabend nach Hause kam, bemerkte er, dass sein Safe geöffnet worden war: Es fehlten zwei Luxusuhren im Wert von insgesamt 60.000 Euro sowie 1.200 Euro in bar.
"Ich war geschockt, als ich bemerkt hatte, dass die Uhren nicht im Safe waren. Da außer den Bauarbeitern an diesem Tag niemand im Haus war, fiel der Verdacht auf sie", schildert der 33-Jährige gegenüber dem KURIER. Nach getaner Arbeit wollten die vier Maler, die aus Bulgarien stammen, das Haus verlassen. Herr S. hinderte sie jedoch daran und rief die Polizei, die am Tatort Spuren sicherte und später auch Fingerabdrücke der Tatverdächtigen abnahm.
Täter brachte Beute zurück
Während die Polizei die Ermittlungen aufnahm, rief Herr S. in seiner Verzweiflung seinen 33-jährigen Haushälter Dragan Stepanovic an, in der Hoffnung, dieser könne ihm helfen, das Chaos in seinem Haus zu beseitigen. Seit mehreren Jahren arbeitet Stepanovic für Herrn S. Gegen 9 Uhr morgens traf der Haushälter am Mittwoch bei der Villa ein. Im Gegensatz zu Herrn S. war Stepanovic überzeugt: "Ich war mir aus irgendeinem Grund sicher, dass die Wertsachen noch im Haus waren."
Und tatsächlich: In Abdeckpapier eingewickelt fand Stepanovic am nächsten Tag die 1.200 Euro in einem Müllsack, der im Wohnzimmer lag. Damit nicht genug: In einer Lade hatte sich auch thailändisches Geld befunden, sogenannte Baht. "Die Baht hat Dragan kurz darauf in einem Mörtelkübel gefunden. Sogar in einem Farbkübel hat er nach den Uhren gesucht", schildert der Hausbesitzer.
Da war ihnen beiden klar, dass wohl einer oder mehrere der Maler das Geld sowie die Uhren gestohlen haben mussten. "Ich habe gleich zum Hörer gegriffen und die Maler angerufen. Irgendwann war dann klar, dass es einer der vier war", sagte Herr S. Nachdem der Hausbesitzer Druck ausgeübt hatte, brachte der mutmaßliche Täter, ein 33-jähriger Bulgare, die zwei Luxusuhren und Philharmoniker-Goldmünzen, die er ebenfalls mitgenommen hatte, wieder zurück.
Mit "Soku Donau am Apparat, Fall gelöst", verständigte Herr S. die Polizei, die dem Hausbesitzer kurz zuvor bereits einen zweiten Besuch abgestattet hatte. Ein Polizeisprecher bestätigte gegenüber dem KURIER, dass es sich um einen Einzeltäter gehandelt hat: "Er soll alleine, ohne dem Wissen der anderen drei gehandelt haben. Der Beschuldigte befindet sich derzeit im Ausland, weitere Ermittlungen sind im Gange." Der Beschuldigte dürfte sich derzeit in Bulgarien befinden. Er gab die Tat gegenüber den Ermittlern bereits in einem Videoanruf zu.
Ohne das Engagement von Stepanovic wäre dieser Fall wohl nicht so rasch geklärt worden, ist sich Herr S. sicher. "Dragan gehörte schon von Anfang an zu meiner Familie und hat dadurch jetzt noch einmal bewiesen, wie wichtig er für mich ist. Er ist mein Held", betont der 33-Jährige.
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