Berliner Bäume laden künftig am Naschmarkt zum Naschen ein

Es gibt auch jene, die sich über das aktuell recht kühle Sommerwetter freuen. Konkret sind dem KURIER 42 Neo-Wiener bekannt, die nun sogar überlegen, hier Wurzeln zu schlagen. Sie hören auf die klingenden Namen Judasbaum, Blumenesche, Lederhülsenbaum, Zierapfelbaum und Mispel. Ebenfalls klingend der Name ihres neuen Wohnorts – des Naschparks zwischen den Wienzeilen.
Jahrzehntelang versiegelte Parkplatzfläche weicht dort derzeit einem Park, der neben schlussendlich 70 großkronigen, Schatten spendenden Bäumen auch Hängematten und Liegewiesen bieten wird. „Raus aus dem Asphalt“, nennt das Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ), die sich am Donnerstag vom Arbeitsfortschritt überzeugte.
Denn während die 6.820 m² große ehemalige Hitzeinsel bereits seit Oktober 2024 entsiegelt wird, werden nun die ersten Bäume verpflanzt: „Am Mittwoch wurden sie aus einer Baumschule in Berlin angeliefert. Das derzeit nicht sehr sommerliche Wetter war für die beim Transport hitzeempfindlichen Bäume ein Glücksfall“, erklärte die verantwortliche Landschaftsplanerin Sabine Dessovic.

Ulli Sima und Bezirksvorsteher-Stv. Julia Lessacher (beide SPÖ) machten sich am Donnerstag ein Bild vom Baufortschritt.
Die lange Anreise hat einen Grund: Es handelt sich um eine der wenigen Baumschulen, die im Hochsommer Bäume für die Verpflanzung in Städten ausliefert. Die Bäume sind dazu laut Sima mit einem eigenem „Reisegepäck“ ausgestattet – spezielle Töpfe, die die Wurzeln bis zur Verpflanzung schützen.
Statisches Kunststück
Der neue Stadtpark ist nicht nur eine Antwort auf den Klimawandel, sondern – sofern alles wie geplant funktioniert – ein statisches Kunststück. Immerhin entsteht der „Naschpark“ auf dem über 100 Jahre alten Gewölbe des Wienflusses und über Teilen der U4. Die Deckschicht ist an einigen Stellen lediglich 70 Zentimeter dick. „Jeder einzelne Baumstandort musste genau geprüft werden“, betonte Sima.
Schutzbeton, wurzelfeste Folien und Stahlplatten sollen das historische Tragwerk vor den schweren Bäumen, die eine Höhe von bis zu sieben Metern erreichen werden, absichern. Die „XXL-Bäume“ wird man vor allem entlang der Rechten Wienzeile finden, wo der Untergrund mehr Tiefe zulässt. In der Mitte des „Naschparks“ werden eher kleine Sorten stehen.
Zu den mittelgroßen Sorten zählt übrigens die Mispel – ihre Früchte kann man essen. Oder zu Marmelade, Kompott oder Saft verarbeiten. Der Naschpark wird seinem Namen also gerecht.
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