Naschmarkt im Umbau: Neue Halle und ein Park

++ HANDOUT ++ WIEN: "NASCHPARK" BEIM NASCHMARKT - PARKPLATZ-UMGESTALTUNG HAT BEGONNEN
Während neue Bäume gepflanzt und Marktstände geplant werden, herrschen bei Anrainern und Besuchern Neugier, Freude, Ärger – und Uneinigkeit.

Von Johanna Worel

Die Rollos der Marktstände gehen hoch, die Ware wird hergerichtet und die Tische vor die Lokale gestellt – der Tag am Naschmarkt beginnt. Doch statt verkaufstüchtigen Standlern und kaufwütigen Kunden hört man Bagger, Lkw und Presslufthämmer. Alle Augen sind auf die riesige Baustelle gerichtet.

Nur wenige Meter dahinter zeigen sich die ersten Ergebnisse des Projekts. Margareten kann einen neuen Park sein Eigen nennen – den Barbara-Prammer-Park, direkt an der rechten Wienzeile. „Ja, das ist schon super. Wir brauchen mehr Grün in der Stadt. Aber es hätte schon auch mehr sein können. Den ganzen Parkplatz sollte man aufbrechen und Bäume pflanzen“, sagt eine 25-jährige Studentin, die mit ihrem Rennrad vorbeifährt.

Die kleine Grün-Oase im minimalistischen Stil soll das Grätzl kühlen und Lebensraum für Insekten bieten. Das frischgepflanzte Gras und die 14 jungen Bäume durchbrechen das graue Bild des Beton-Dschungels, ein Wasserspiel sorgt für entspannende Klänge inmitten einer stark befahrenen Gegend.

Der binnen fünf Monaten fertiggestellte Park wird vorerst allerdings noch vom laufenden großen Bauprojekt überschattet. Es handelt sich um das Kernstück des neuen Naschmarkts: die „Marktraum“ genannte Markthalle. Das Wort „Halle“ wurde im Laufe der Jahre zum Unwort, daher vermied die SPÖ es in der politischen Kommunikation zuletzt.

Die Meinungen über die Markthalle sind geteilt

Die Wiener nehmen unterschiedliche Positionen ein. Von starken Befürwortern und konsequenten Gegnern bis hin zu jenen, denen es „wurscht“ ist. Seit dem Spatenstich unter der damals zuständigen Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) ist die Neugestaltung des Nachmarktareals nicht nur in aller Munde, sondern auch in allen Medien.

„Ich weiß gar nicht, was der Zweck dieser Sache ist“, sagt eine junge Frau, die an der Linken Wienzeile wohnt. Dass lange dauernde Bauarbeiten für Anrainer ungemütlich sind, ist nachvollziehbar. Gute Nachrichten zur Dauer der Arbeiten hat die Stadt: Denn bei dem Bauprojekt handelt es sich um eines der wenigen, das weitgehend im Zeitplan liegt. Bodenplatte und Keller sind fertig; heuer im Herbst soll die Markthalle ihre Tore öffnen. 13 Standler werden im gehobenen Ambiente Waren aus heimischer Produktion anbieten.

Der neue Bau stößt allerdings nicht nur auf Lobgesänge. Erika, 81, ist am Weg nach Hause – buntes Sommerkleid, Gehstock und Einkaufstrolley. „Es ist ein Schuhkarton. Und der nimmt den Blick auf die wunderschönen Häuser“, sagt sie zur Markthalle.

Davon, dass man vom begrünten Dach der neuen Halle – Sitzmöglichkeiten inklusive – das Geschehen am Markt und auch die Jugendstilhäuser an der Linken Wienzeile bestaunen kann, hält sie wenig. Das Konzept von regionalen Angeboten unterstützt die alteingesessene Wienerin allerdings. „Ich bin hier aufgewachsen und muss ehrlich sagen: Wo ist mein Wien? Ich erkenne es nicht mehr wieder! Nur noch Curry, Oliven und der ganze Schmarrn. Ich freu’ mich, wenn der Markt wieder ein Markt ist.“

Naschmarkt soll Wiener Lebensgefühl vermitteln

Dass die Wiener Märkte wieder Wiener Märkte werden, ist auch dem Neos-Märktesprecher Markus Ornig wichtig: „Schritt für Schritt holen wir die Märkte zurück zu ihren Wurzeln als Ort der Qualität, Regionalität und des echten Wiener Lebensgefühls.“ Die Neos haben in den Koalitionsverhandlungen mit der SPÖ zuletzt die Polit-Hoheit über die Märkte errungen.

Baustelle für Baustelle, Baum für Baum wird der Naschmarkt nun also phasenweise erneuert.

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Mitten auf der Wienzeile befinden sich Baustellen, um das Naschmarktareal auszubauen.  

Am Rand des Parkplatzes, im Schatten der vereinzelten Bäume, ist ein weiß-türkises Standl, auf dem im Otto-Wagner-Stil „Würstelhütte“ steht. „Die Baustelle ist ein Problem. Ich bin froh, wenn‘s fertig ist“, sagt die Besitzerin. Sie macht sich aber keine Sorgen wegen ausbleibender Kundschaft aufgrund des kleineren Flohmarkts: „Ich habe gehört, hier soll ein Fahrrad-Parcours hinkommen. Das ist super, dann kommen mehr Kinder.“

Von der U4-Station Kettenbrückengasse kann man das Treiben gut beobachten. Mitarbeiter des Marktamts tigern um die Baustelle. Autofahrer verdrehen wegen einer gesperrten Spur die Augen. Anrainer scheinen die Arbeiten zu ignorieren. Eine Handvoll Touristen fotografiert die Zäune. Ein älterer Herr, Zigarette in der Hand, schaut kopfschüttelnd auf die Baustelle: „Naja, schau ma' mal. Wien plant ja viel, wie’s dann wirklich ist, werden wir sehen, wenn’s so weit ist.“

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