Begegnungszonen-Bilanz: Die Probleme der Nisselgasse

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Nach der Umgestaltung 2023 sind die Meinungen gespalten.

Die Umgestaltung der Nisselgasse im 14. Bezirk sollte eigentlich ein Gewinn für alle sein. Zufriedenstellen konnte die verkehrsberuhigte und begrünte Straße aber trotzdem nicht alle.

Bemängelt wurden fehlende Ladezonen oder gar ein Kundenrückgang für die ansässigen Unternehmen. Was es damit nun zwei Jahre nach dem Umbau auf sich hat, hat sich der KURIER bei einem Lokalaugenschein angesehen.

Überzeugt optisch

Junge Bäume wurden gepflanzt, sie sind umgeben von gelben und lila Blumen, die in den Beeten gerade erblühen. „Optisch ist die Gasse sehr schön“, sind sich Simone Gerdenits und Dejan Panjicanin vom „Café Außergewöhnlich“ einig. Zufrieden sind die beiden auch mit einer nachträglich ergänzten Ladestation: „Die ist direkt vor unserer Tür, das funktioniert gut“, so Gerdenits.

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Die umgestaltete Nisselgasse beim Lokalaugenschein.

Geschwindigkeit überschritten

Bemängelt wird hingegen das Ergebnis der Begegnungszone: Autos würden schneller unterwegs sein als die erlaubten 20 km/h und auch der Verkehr sei durch Autos, Bus und Feuerwehrausfahrt nach wie vor prominent. „Die Begegnungszone funktioniert leider noch nicht so ganz“, meint Panjicanin.

Das wird sich voraussichtlich so schnell auch nicht ändern. „So lange viele Autos hier durchfahren, was laut Verkehrsplaner unumgänglich ist, wird es keine klassische Begegnungszone sein können“, erklärt Bezirkschefin Michaela Schüchner (SPÖ). Die Polizei sei jedoch bemüht, Personen, die zu schnell mit dem Auto unterwegs sind, zu kontrollieren.

Belastend empfindet auch Elisabeth Kohl, Obfrau des Einkaufsstraßenvereins, den Verkehr in der Gasse. Während des Umbaus sei dieser auf die benachbarte Diesterweggasse umgeleitet worden. „Es wäre, sinnvoll gewesen den Individualverkehr gleich dort beizubehalten und nur Bus und Feuerwehr in der Nisselgasse verkehren zu lassen“, ist sie überzeugt. Eine solche Trennung des Verkehrs stehe aktuell nicht im Raum, sagt Schüchner auf Nachfrage.

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Elisabeth Kohl, Obfrau des Einkaufsstraßenvereins, kritisiert Aspekte der Umgestaltung.

Probleme für die Kundschaft

Weitere Kritikpunkte betreffen die Unternehmen der Gasse: „Geschäftsleute berichten, dass ihr Umsatz eingebrochen sei, weil die Parkmöglichkeiten fehlen“, sagte Andreas Eisenbock (ÖVP) im April zum KURIER. 

Von Umsatzeinbrüchen ist Stefan Nagl mit seiner „Messerschmiede“ nicht betroffen, „für viele meiner Kunden ist es jetzt aber viel schwieriger, mein Geschäft zu erreichen“, berichtet er. Vor allem ältere Personen und Kundschaft von außerhalb des Bezirks sollen über die Parkplatzsuche frustriert sein.

„Es ist eine Katastrophe“, sagt auch die Trafikantin über die Umgestaltung. Aufgrund fehlender Halte- und Parkmöglichkeiten falle ihr Umsatz seit 2023 weitaus geringer aus. Kundschaft, die früher noch Rundumeinkäufe in der Gasse erledigt habe, bleibe jetzt fern. 

„Konsumenten wie auch Unternehmer wurden einfach nicht mitbedacht“, pflichtet Elisabeth Kohl bei. Durch fehlende Parkplätze hätten es vor allem Kunden der Trafik und der Antiquitätengeschäfte schwer. Zwei Halteplätze, die ums Eck in der Penzinger Straße eingerichtet wurden, würden zudem öfters von Zustelldiensten blockiert werden.

Grätzelladezone gewünscht

Geht es nach den Penzinger Grünen, die bei der Umgestaltung mitgewirkt haben, könnte man dieses Problem mit Grätzelladezonen nach dem Vorbild in der Josefstadt angehen. „In einer Stadt ist es leider oft nicht möglich, bei jedem Geschäft halten zu können. Grätzelladezonen könnten aber entlastend wirken“, so Anneliese Kästner-Hejda (Grüne)

„Grundsätzlich war es vorgesehen, dass man bei der Bushaltestelle eine Haltemöglichkeit hat“, sagt sie. Dort ist nur jetzt eine Baustelle: „Das ist natürlich nicht optimal.“

Sei die private Baustelle erst einmal fertiggestellt, bringe das Erleichterung, ist auch Bezirksvorsteherin Schüchner überzeugt. Genehmigt sei die Baustelle allerdings bis Ende des Jahres. Auch in puncto Verkehr könnte sich das Baustellenende positiv auswirken, so Schüchner. Verkehrsverzögerungen würde es laut Dokumentationen der Wiener Linien zumindest bei den durchfahrenden Bussen nicht geben, berichtet sie. 

„Wenn die Baustelle fertig ist, muss man sich das aber noch einmal anschauen.“ Trotz der gespaltenen Meinungen beim Lokalaugenschein liegen Bezirkschefin Schüchner aktuell keine Beschwerden zur Nisselgasse vor. „Wenn Leute aber das Gefühl haben, es gibt noch Nachbesserungsbedarf, dann können sie sich gerne an die Bezirksvorstehung wenden.“

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