Breitenseer Lichtspiele: Aus dem Winterschlaf erwacht

Breitenseer Lichtspiele
Das Kino im 14. Bezirk feiert seinen 120. Geburtstag. Inhaber Christina Nitsch-Fitz und Dieter Mattersdorfer über das Kultkino.

Anna Nitsch-Fitz wurde die Liebe zum Kino quasi in die Wiege gelegt: Ihre Großmutter führte einst ein Kino in der Nußdorfer Straße, das in den 1960ern zusperrte. Nach einem Sommer ohne Kino erwarb Nitsch-Fitz die „Breitenseer Lichtspiele“ – und Betrieb sie über 50 Jahre lang im Alleingang.

Die Lichtspiele sind der älteste Filmvorführbetrieb Wiens und feiern dieses Jahr ihr 120-jähriges Jubiläum. Betrieben wird das Kultkino seit 2022 von Christina Nitsch-Fitz, Nichte von Anna Nitsch-Fitz, und Dieter Mattersdorfer. „Ab 2019 haben wir angefangen, laufend Dinge zu renovieren, wie die technische Ausrüstung oder das Foyer“, sagt Mattersdorfer.

Das einstige Soloprojekt ist zur erfolgreichen Teamarbeit übergangen: „Es ist unmöglich, alles allein zu machen. Außerdem ist alles besser, wenn man es zu zweit macht“, ist Christina Nitsch-Fitz überzeugt.

Das Ziel der beiden: Die Lichtspiele „aus dem Winterschlaf zu holen“. Und das ist gelungen: Sowohl Alt als auch Jung besuchen das vielfältige Programm. „Es kommen manchmal Leute herein, die begeistert sind, weil sie das Kino noch aus der Kindheit kennen“, erzählt Nitsch-Fitz. Aber auch junge Menschen entdecken das Kultkino für sich: „Durch das ‚Nonstop-Kino-Abo‘ gehen auch viele junge Menschen ins Kino“, sagt Mattersdorfer.

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Historische Bestuhlung

Doch nicht nur das Publikum ist bunt gemischt. Auf der Leinwand wird vom Kinderkino bis zum Stummfilm so gut wie jeder Geschmack bedient. „Wir schauen, dass im Programm für jeden etwas dabei ist“, so Nitsch-Fitz. Schwerpunkte seien österreichische und europäische Produktionen. „Und weil es eben das älteste Kino ist, ist es uns auch wichtig, dass man Stummfilme hier erleben kann“, sagt sie über die Programmauswahl.

Ein Film, der es nicht auf die Breitenseer Leinwand geschafft hat, ist der oscarprämierte „The Brutalist“. „Das Filmdrama dauert drei Stunden. So lange kann niemand auf unseren Holzsesseln sitzen“, scherzt Mattersdorfer. Die kultige Bestuhlung, die knapp 100 Jahre alt ist, hat sich nämlich nicht verändert. „Wir schätzen die Holzbestuhlung sehr und bekommen oft Rückmeldungen, dass sie sehr charmant ist.“ Für längere Filme sei sie aber nicht ganz ideal. „Die Sessel sind leider schon etwas ramponiert, obwohl wir versucht haben, sie gut instand zu halten“, sagt Nitsch-Fitz. „Die Stühle sind aus 1927 und so wackeln sie auch“, ergänzt Mattersdorfer.

Im Sommer wird deshalb eine neue Kinobestuhlung kommen. Aber keine Sorge: „Eine Nostalgiereihe mit den Holzstühlen wird erhalten bleiben“, versichern die beiden. So wie alle Veränderungen im Kino soll die Bestuhlung zum historischen Charakter der Lichtspiele passen. „Aber man wird weicher sitzen“, heißt es. Die Instandhaltung des Kinos sei ein „immerwährendes Projekt“, bei dem Nitsch-Fitz und Mattersdorfer stets selbst Hand anlege. Nicht nur in den Innenräumen wird gearbeitet: Die Fassade des Hauses strahlt nun in Rosa, da Fliesen darunter freigelegt wurden.

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Die nächsten 120 Jahre

1905 wurde das Kino als Zeltkino Guggenberger in der Breitenseer Straße gegründet, 1909 zogen die Lichtspiele dann an den heutigen Standort. „Die letzten 50 Jahre sind die Lichtspiele dann von meiner Tante getragen worden, auch finanziell“, erzählt Nitsch-Fitz. Mittlerweile seien die Breitenseer Lichtspiele nicht nur das Herzensprojekt des Duos, sondern auch die Vollzeitjobs. Das Kino sei wieder zum Leben erweckt worden.

Geht es nach Nitsch-Fitz und Mattersdorfer, soll das die nächsten 120 Jahre so bleiben: „Ohne Unterstützung durch Stadt Wien und Bund würde so ein Projekt nicht funktionieren“, betonen die beiden. Der hohe Anteil an österreichischen Filmproduktionen in ihrem Programm spiegle zudem das Interesse des Publikums an den heimischen Produktionen wieder, sind sie sich einig. "Wir wünschen uns daher, dass auch zukünftig viele österreichische Filme entstehen und weiter gefördert werden."

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