Ex-AUVA-Zentrale: Der Kampf um ein kolossales Denkmal

Die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt AUVA. Rot oder Grün – wohin springt die Ampel für das Haus?
Die Unfallversicherung will das riesige Gebäude in der Brigittenau abreißen lassen und wehrt sich gegen den bevorstehenden Denkmalschutz. Zunächst folgt die Umwidmung – die auch Wohnungen ermöglichen soll.

Lange bevor der Millennium-Tower zu bauen begonnen wurde, prägte besonders ein Gebäude das Brigittenauer Stadtbild: Die AUVA-Zentrale an der Adalbert-Stifter-Straße. Ein mit seinen kolossalen Rundtürmen im wahrsten Sinne des Wortes monströses Haus, dessen Schönheit sich dem Beobachter nicht einmal auf den zweiten, sondern wohl bestenfalls erst auf den dritten Blick erschließt. Aufgrund seiner Dimension, den blau vergilbten Fenstern und den zackigen Dachelementen galt das Objekt als Beamtenburg par excellence, das der Laie wohl kaum als schützenswertes Denkmal einstufen würde.

Um die Zukunft des 1977 eröffneten und seit 2021 leer stehenden Gebäudes ist nun aber ein Kampf ausgebrochen: Die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt möchte es am liebsten abreißen lassen und den Grund lukrativ verwerten; die Stadt Wien wird Ende September eine neue Flächenwidmung beschließen, die auch Wohnungen (inklusive Balkone) ermöglicht, damit eine sinnvolle und ressourcenschonende Nachnutzung gewährleistet ist; und im Bundesdenkmalamt (BDA) läuft aktuell ein Verfahren zur Unterschutzstellung, da das Objekt die strengen Kriterien erfüllt.

Müll und Unkraut: Verwahrlostes AUVA-Entrée.

Kostspielige Sanierung

Genau das ist der AUVA aber ein Dorn im Auge, wie es in einer Stellungnahme zum KURIER heißt: Sollte der Denkmalschutz beschlossen werden, werde man diesen „nach Möglichkeit rechtlich bekämpfen – nicht aus Prinzip, sondern weil unsere gesetzliche Aufgabe die Prävention, Unfallheilbehandlung, Rehabilitation und finanzielle Entschädigung bei Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten ist – nicht der Erhalt unwirtschaftlicher Gebäude“. Eine Generalsanierung des desolaten Hauses käme auf „mindestens 150 Millionen Euro“.

Die geplante neue Widmung mit Gewerbe im Erdgeschoß und Wohnen in den Obergeschoßen „ist grundsätzlich zu begrüßen“, so die AUVA, die sich auch einen Verkauf an die Stadt Wien vorstellen kann: Freilich „zu marktüblichen Konditionen“.

Eine BDA-Sprecherin betont, dass es Aufgabe des Denkmalamts sei, „das kulturelle Erbe Österreichs zu erhalten“: Die AUVA-Zentrale „erscheint als bedeutendes Objekt seiner Zeit“, da ihr „neben formaler auch in technischer Hinsicht eine Vorreiterrolle zukommt“: „Der Gebäudekomplex setzt sich sowohl hinsichtlich der Größe als auch der formalen Gestaltung zur Zeit seiner Errichtung von den bestehenden Verwaltungsbauten der Sozialversicherungen ab.“ Eine Entscheidung dazu soll „zeitnah“ folgen – wegen der Einspruchsmöglichkeiten droht aber jahrelanger Stillstand, der jetzt schon am Areal unübersehbar ist.

Horrorgarten und Müll

Beim Lokalaugenschein offenbart sich enorme Vermüllung am und um das Areal, die Grünflächen sind wiederum ein Horrorgarten für Allergiker, wo das Unkraut nur so wuchert. Die AUVA gelobt Besserung.

Dutzende Zigarettenstummel .
Unkraut wuchert.

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