Wiener Linien Auto-Wette: Drei Monate ohne Auto durch die Stadt

46-216132172
Die Wiener Linien starteten die sogenannte Auto-Wette: 40 Menschen verzichten von Mai bis Juli auf den eigenen Pkw. Ein Teilnehmer zieht Zwischenbilanz.

Wie verändert sich der Alltag, wenn man drei Monate lang auf das Auto verzichtet? Zu diesem Experiment haben die Wiener Linien im Rahmen der Auto-Wette aufgerufen: 40 Wiener lassen von Mai bis Juli ihren Pkw stehen. Einer von ihnen ist Henrik Sulz: Der KURIER durfte ihn auf seinen neuen Wegen begleiten. Seine Zwischenbilanz? Die Öffis sind gut – es gäbe aber Verbesserungspotenzial.

Die Regeln der Auto-Wette sind simpel: Die Teilnehmer sind zu Fuß, mit dem Rad, mit den Öffis oder Car-Sharing-Autos unterwegs. Dazu erhalten sie ein monatliches Mobilitätsbudget von 500 Euro. Alle Wege und Kosten zeichnen sie mit einer App auf. Und damit niemand schummelt, wird das Kennzeichen des eigenen Autos bei der Zulassungsstelle hinterlegt; die Besitzer sparen somit drei Monate an Steuern und Versicherung.

Seit Corona mit dem Auto in die Arbeit

Der Steuerberater Henrik Sulz wohnt in Währing und pendelt täglich zu seinem Arbeitsplatz in Sievering. In der Corona-Zeit habe er sich angewöhnt, die Strecke meist mit dem Auto zurückzulegen. 20 Minuten benötigt er für die vier Kilometer.

Nun probiert er alle möglichen Alternativen aus: „Zuerst habe ich es mit Car-Sharing-Fahrzeugen versucht“, erzählt er. Eine App zeigt, wo das nächste verfügbare Auto steht. Praktisch und preisgünstig, war sein erster Eindruck. Doch bald zeigten sich die Tücken: Nicht immer ist ein Auto in der Nähe, beim KURIER-Lokalaugenschein war das nächste Fahrzeug 700 Meter entfernt. Und für längere Ausflüge benötigt man andere Apps, als für kurze Fahrten im Stadtgebiet.

Und ein Umstieg auf das Fahrrad? Der 35-Jährige ist Sportler, in seiner Freizeit absolviert er Orientierungsläufe. „Aber im Sommer kommt man auf dem Rad ins Schwitzen“, gibt Sulz zu bedenken. Nicht ideal, will man präsentabel im Anzug auftreten.

Bus, Bim und Bahn

Also doch lieber mit den Öffis? Egal, welche Variante Sulz für seinen Arbeitsweg wählt – zweimaliges Umsteigen ist nötig. Er nimmt regelmäßig die U6, die Schnellbahn S45, den Bus 35A und die Straßenbahnlinien 39, 40 und 41. „Leider ist keine Variante so richtig ideal“, sagt er. 40 Minuten benötigt er öffentlich – doppelt so lange wie mit dem Auto.

Die Wiener Linien wollen mit der Auto-Wette darauf aufmerksam machen, dass andere Formen der Mobilität attraktiv und teils auch günstiger sein können. Eine Sprecherin berichtet, dass schon viele Teilnehmer zurückmeldeten, künftig auf das Auto zu verzichten. Diesbezüglich möchte sich Sulz noch nicht festlegen: „Mein Auto ist schon älter und nicht so teuer.“ Ein Verkauf zahle sich daher nicht wirklich aus. Ob er sich danach einen neuen Pkw anschaffen würde, weiß er noch nicht. Er sei deklarierter Öffi-Fan, am Stadtrand seien die Verbindungen aber schlechter als in der City. „Man könnte einiges verbessern. Die Busse fahren etwa nur alle zehn Minuten. Und die Straßenbahnlinien könnte man am Stadtrand ebenfalls verlängern.“

Kommentare