Blockade? Warum man in Atzgersdorf noch immer auf ein Sportzentrum wartet

46-217751880
Am Areal des ASKÖ-Sportzentrums in Atzgersdorf bleibt eine Umgestaltung bislang aus. Die ÖVP ortet eine Blockade des zuständigen Vereins.

In Wien-Liesing, auf dem Gelände des ASKÖ-Sportzentrums Atzgersdorf, steht ein Kunstrasenplatz, der derzeit von Rugby- und Fußballvereinen genutzt wird. Ebenfalls in der Steinergasse 12 befindet sich ein leer stehendes und baufälliges Gebäude.

Seit mehreren Jahren gibt es Pläne, wie das Areal in ein modernes Sportzentrum rund um Rugby und Bouldern verwandelt werden könnte.

"Dem Verfall preisgegeben"

Könnte, weil laut ÖVP das Projekt zum Stillstand gekommen ist. „Das Gebäude wird offensichtlich dem Verfall preisgegeben“, heißt es zum KURIER. Dabei sei ein Konzept für die Umgestaltung bereits vor vier Jahren von einer privaten Initiative vorgestellt worden. Seit Ende letzten Jahres liege zudem ein Angebot zur Übernahme und Weiterentwicklung vor. Gespräche diesbezüglich würden aber verschleppt und dadurch mögliche Investoren vergrämt werden.

ÖVP-Bezirksobmann Patrick Gasselich, ÖVP-Stadträtin Kasia Greco und Martin Novak (KLATZ) bei einer Besichtigung des Areals in Atzgersdorf

ÖVP-Bezirksobmann Patrick Gasselich, ÖVP-Stadträtin Kasia Greco und Martin Novak (KLATZ) bei einer Besichtigung des Areals

Rechtsstreitigkeiten als Ursache

Verantwortlich für das Areal ist der Verein ASKÖ/WAT Wien. Dieser begründet die Verzögerung auf KURIER-Nachfrage mit Rechtsstreitigkeiten. Langwierige juristische Auseinandersetzungen mit Anrainern und dem bisherigen Pächter hätten sowohl die Planung als auch die Umsetzung von konkreten Sanierungskonzepten bislang behindert, heißt es.

„Es finden, nach erfolgter gerichtlicher Klärung, zurzeit Gespräche mit den zuständigen Stellen über die Revitalisierung des Gebäudes statt, um auch künftig eine der Sportwidmung der Liegenschaft entsprechende Lösung herbeizuführen“, sagt eine Sprecherin des Vereins. Das Anliegen der ASKÖ Wien bestehe darin, die Anlage auch in Zukunft für die sportliche Nutzung zu erhalten.

Gespräche ins Leere

Die Interessensgemeinschaft KLATZ (Kletterzentrum Atzgersdorf) beklagt online, dass bisherige Gespräche ins Leere verlaufen seien. Seit mehreren Jahren tritt die Initiative dafür ein, das Gebäude in ein modernes Sportzentrum zu verwandeln. Gefordert wird zudem eine Verbesserung der Kabinen und Garderobensituation, damit sich Sportler nicht in Containern umziehen müssen. Mittels zweier Petitionen hat die Initiative versucht, sich Gehör zu verschaffen.

Um eine Lösung möglichst zeitnah zu erzielen, seien laut ÖVP auch Bezirksvorstand und Stadtrat gefragt: „Die SPÖ in Form des Sportstadtrates Hacker und des Bezirksvorstehers muss Bewegung in das Thema bringen, damit die Blockadehaltung gelöst wird“, so ÖVP-Stadträtin Kasia Greco und ÖVP-Liesing-Parteiobmann Patrick Gasselich. Laut SPÖ ist man aber nicht untätig: „Das Grundstück, auf dem das Gebäude steht, befindet sich im Eigentum des ASKÖ/WAT Wien. Die Stadt hat angeboten, es zu übernehmen“, heißt es auf Nachfrage im Büro von Stadtrat Peter Hacker. Die Gespräche dazu laufen.

Auch auf Bezirksebene weist man die Kritik zurück: „Der Bezirk hat in der Sache keinen Einfluss“, heißt es auf Nachfrage. „Es würde mich aber freuen, wenn die auf der Anlage befindlichen Gebäude in einen zeitgemäßen Zustand versetzt werden“, so Bezirkschef Gerald Bischof (SPÖ).

Klarheit: Die wichtigsten Begriffe

Liesing, wie wir es heute kennen, setzt sich aus acht ehemals selbstständigen Gemeinden zusammen, nämlich aus Inzersdorf, Erlaa, Atzgersdorf, Liesing, Mauer, Rodaun, Kalksburg und Siebenhirten. Liesing liegt im Süden Wiens, es gibt hier weitläufige Wohngegenden, aber auch Industriebetriebe. Von der gesamten Fläche von 32,1 km² sind fast 51 % Grünland. Mit Anfang 2024 zählte man 121.303 Bewohner. Bezirksvorsteher ist Gerald Bischof (SPÖ).

ÖVP steht für Österreichische Volkspartei. Gegründet wurde sie 1945 in Wien als Nachfolgepartei der Christlichsozialen Partei. Die Parteifarbe der ÖVP ist Türkis (das frühere Schwarz wird aber auch noch verwendet). Sie vertritt das bürgerliche, konservative Spektrum und gilt traditionell als der Wirtschaft, den Bauern und der römisch-katholischen Kirche nahestehend – sie wird daher als Mitte-rechts-Partei eingeordnet. Von 1996 bis 2001 war die Wiener ÖVP Teil der Stadtregierung, stellte bisher aber nie den Bürgermeister. Parteichef in Wien ist aktuell Karl Mahrer.

SPÖ steht für Sozialdemokratische Partei Österreichs. Gegründet wurde sie 1889 in Hainfeld (NÖ) als Sozialdemokratische Arbeiterpartei, ihre Wurzeln liegen in der Arbeiterbewegung. Die Parteifarbe ist Rot. 

In Österreich zählt die SPÖ zu den sogenannten linken Parteien; im Grundsatzprogramm von 1998 bekennt sie sich zu den Werten Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Solidarität und Vollbeschäftigung. Säulen der Partei sind auch die Vertreter aus Arbeiterkammer (AK) und Gewerkschaftsbund (ÖGB). Seit 1945 stellt die Wiener SPÖ durchgehend den Bürgermeister – aktuell ist das Michael Ludwig.

Kommentare