Wiener Anwalt veruntreute Geld seiner Kunden: 4 Jahre Haft

Straflandesgericht in Wien
Renommierter Jurist saß rumänischem Betrüger auf. Er zeigte sich selbst an.

Ein Wiener Rechtsanwalt, der vor allem als Masseverwalter und Verlassenschaftskurator tätig war, ist vor kurzem am Wiener Landesgericht rechtskräftig zu vier Jahren unbedingter Haft verurteilt worden. Das bestätigte Gerichtssprecherin Christina Salzborn auf APA-Anfrage. 

Wie Recherchen der APA ergaben, hatte der Jurist im Mai 2022 Selbstanzeige erstattet, nachdem er sich im großen Stil an fremdem Vermögen vergriffen hatte. Schadenssumme: mehr als fünf Millionen Euro.

Dem Anwalt, der sich über Jahrzehnte hinweg nichts zuschulden hatte kommen lassen, dürfte die Bekanntschaft mit einem dubiosen Kreditvermittler zum Verhängnis geworden sein. Er lernte im Herbst 2020 den Rumänen kennen, der ihm die Beteiligung an einem Bauprojekt in Aussicht stellte. Ab Jänner 2021 schloss der Wiener Jurist mit seinem vermeintlichen Geschäftspartner zahlreiche Darlehensverträge ab bzw. ließ ihm Geld zukommen, wobei er dabei zunächst auf sein Privatvermögen zurückgriff.

Als dieses erschöpft war, behob er Geld, das er treuhändisch von Mandanten übernommen hatte oder auf das er in Verlassenschafts- oder Konkursverfahren Zugriff hatte. Er überwies laufend fünf- bis sechsstellige Beträge, die in weiterer Folge in Form von Krypto-Wallets bei dem rumänischen Staatsbürger landeten.

An "Märchen" von Luxus-Armbanduhren geglaubt

Was die Rückzahlung der Darlehen anlangte, versprach dieser dem Anwalt 111 Luxus-Armbanduhren, die er in Dubai erworben habe und für die er erst die Einfuhrumsatzsteuer bezahlen müsse. Wie sich später herausstellte, wurde nach dem Rumänen zu diesem Zeitpunkt bereits mit deutschem Haftbefehl europaweit wegen Betrugsverdachts gefahndet. Als der Wiener Jurist immer mehr in die finanzielle Bredouille kam, erklärte sein vermeintlicher Partner, die Uhren seien nun in einem "gesicherten Raum" in Bukarest und würden veräußert.

Am 2. Februar 2022 erhielt der Anwalt ein vermeintliches Bankdokument aus Rumänien, das vorgab, ihm wäre der Verkaufserlös in Höhe von 56,78 Mio. Euro (sic!) überwiesen worden. Tatsächlich langte nie ein Cent am Konto des Rechtsanwalts ein. Ob es die Uhren je gegeben hat, ist mehr als fraglich. 

Es sei "davon auszugehen", dass der Anwalt "betrogen wurde", wobei es "nicht nachvollziehbar" sei, weshalb dieser, ohne jedwede Sicherheiten und ohne dass das Bauprojekt je in die Gänge kam, bis zum März 2022 weiter Geld überwies, hielt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) am Ende ihrer Ermittlungen fest.

Vor Gericht umfassend geständig

Der mittlerweile emeritierte, vom auf Wirtschaftsstrafsachen spezialisierten Verteidiger Lukas Kollmann vertretene Anwalt legte im Grauen Haus ein umfassendes Geständnis ab. Er wurde der Untreue, der Veruntreuung, des schweren gewerbsmäßigen Betrugs und der betrügerischen Krida für schuldig befunden. 

Bei einer Strafdrohung von bis zu zehn Jahren wurden ihm neben der geständigen Verantwortung seine bisherige Unbescholtenheit, sein vorgerücktes Alter und der Umstand mildernd angerechnet, dass er von sich aus reinen Tisch gemacht hatte, wie Gerichtssprecherin Salzborn in diesem Zusammenhang mitteilte. Sowohl der Verteidiger als auch der Vertreter der WKStA hätten die verhängte Strafe akzeptiert, sagte Salzborn.

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