Angeblicher Hitlergruß: "Habe den Demonstranten zugewunken"
Die Donnerstagsdemo gegen die Regierung war dieses Mal eher eine Vorbereitung auf die Demo gegen den Akademikerball am Freitagabend in der Wiener Hofburg. Die Demonstranten zogen durch jene Gassen der Stadt, in denen Mitglieder des Wiener Korporationsrings ihre Unterkünfte haben.
Im achten Bezirk wurde vor dem Haus der Burschenschaft Gothia gehalten. Mit einem Feuerwerkskörper entzündeten die Demonstranten eine am Haus angebrachte Deutschlandfahne. Seit Freitag gibt es ein Foto, auf dem ein junger Mann anscheinend den Hitlergruß aus dem Fenster macht.
Der beschuldigte Burschenschafter, Frederick R., gab auf seinem Facebook-Profil nun eine Stellungnahme zu dem Foto ab: "Ich habe keinen "Hitlergruß" gezeigt. Das Foto entstand, als ich - durch die Schmähungen und Angriffe auf das Haus der Burschenschaft provoziert - den Demonstranten zugewunken habe". Er lehne außerdem nationalsozialistisches Gedankengut und das "Nazi-Terroregime" ab.
Der KZ-Verband Wien will nun eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft Wien stellen, wie eine Vertreterin des Verbands dem KURIER sagte. Das wird vorraussichtlich am Montag passieren.
Die Wiener Polizei bestätigte, dass der Sachverhalt bereits dem Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung bekannt sei und ermittelt werde. Am Freitag wurden auch mehrere Fälle von Sachbeschädigung gemeldet. Betroffen seien Vereinslokale von Burschenschaften sowie eine Polizeiinspektion.
"Lückenlose Aufklärung"
Christian Hafenecker, Generalsekretär der FPÖ, fordert in einer Aussendung "lückenlose Aufklärung": „Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen uns, dass bei Standbildern oftmals ein komplett konträres Bild erzeugt wird. Beispielsweise wurde die SJ Steiermark aufgrund eines diesbezüglich falschen Vorwurfes zu einer Geldstrafe und einer bedingten Haftstrafe verurteilt". Im Falle einer Bestätigung des Vorwurfes, werde aber ein "sofortiger Parteiausschluss" erfolgen.
Die Satire-Burschenschaft Hysteria hisste während der Demo ebenfalls Fahnen aus ihrer „Bude“. Bei den Aktivistinnen war das Motto: „Unsere Männer sind zu schön für einen Schmiss.“
Eier und Damenbinden
An die 2000 Personen nahmen laut Polizei bei der "Donnerstagsdemo" teil. Hausfassaden wurden durch rohe Eier und Damenbinden verunreinigt.
"Diese Gewaltbereitschaft gegen Andersdenkende - vor denen ich bereits gewarnt habe - nimmt nun gefährliche Ausmaße an", meinte FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker, der gleich das Staatsoberhaupt anrief: "Hier schlichtend einzugreifen und zur Ruhe und Besinnung aufzufordern, liegt in der Hand von Bundespräsidenten Van der Bellen. Gerade dieser habe bei seinem Amtsantritt betont, Brücken bauen zu wollen".
Dieser Bericht wird laufend aktualisiert.
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