Alkoholverbot am Bahnhof-Floridsdorf: Viel Zustimmung, aber auch Kritik

Menschen betreten und verlassen den Bahnhof Wien Floridsdorf.
Bürgermeister Michael Ludwig erfüllt eine langjährige Forderung seines Parteigenossen. Nicht alle applaudieren.

Von Raphael Altmann und Uwe Mauch

„So a Bledsinn, is do’ nur a Rederei, dös kummd nie.“ Kannst fast nicht erfinden: Der Stammgast steht vor dem „Stehbuffet am Franz Jonas Platz“ und sagt hinter dem 10-Uhr-Biertschi zum von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) angekündigten Alkoholverbot für den Floridsdorfer Bahnhof: „Dös bringt er nie durch.“

Alkohol ist kein neues Problem

Tatsächlich ist das Thema Alkohol auf dem Bahnhof so alt wie der älteste Bahnhof Floridsdorfs selbst. Das weiß auch der Historiker Ludwig. Nur was die Befugnis des Wiener Bürgermeisters anlangt, da liegt der Stehbuffet-Stammgast nicht ganz richtig. Siehe Praterstern: Dort gilt das Alkoholverbot seit 2018.

Menschen betreten oder verlassen den U-Bahnhof Franz-Jonas-Platz in Wien.

Tagsüber im Jänner ist das viel diskutierte Drogenproblem auf dem Franz-Jonas-Platz kaum sichtbar. Die Polizei ist präsent, bittet aber aufgrund der Absenz von Delinquenten einen Taxifahrer, sich auszuweisen.

Eine junge Frau mit Brille und schwarzer Jacke steht in einer Fußgängerzone.

Besonders Frauen fühlen sich unsicher

Die Stimmung ist im von SPÖ und FPÖ umkämpften Flächenbezirk mehrheitlich für das Alkoholverbot, das von der Floridsdorfer SPÖ und ihrem Bezirksvorsteher Georg Papai bereits seit Jahren gefordert worden war. Auch die ÖBB begrüßen die Maßnahmen in Floridsdorf, „um Szenenbildungen und damit verbundene Verunreinigungen zu reduzieren“. Eine Passantin erzählt, dass sie abends „oft einige Betrunkene“ sieht. Als Frau würde sie sich mit dem Alkoholverbot „ein bisschen sicherer fühlen, weil die Leute friedlicher drauf wären“.

Doch nur Symptombekämpfung?

Kein Verständnis für die Maßnahme zeigt hingegen Heinz Berger, der Chef der Grünen im Bezirk: „Anstatt das Problem an der Wurzel zu fassen, werden die Alkoholkranken von Bürgermeister Ludwig durch die Stadt gejagt, zuerst vom Praterstern nach Floridsdorf, und jetzt wieder weiter.“ Berger fragt nach dem Wohin: „Ganz gefährlich wäre es, wenn sich das Problem auf die Schulmeile nebenan verlagert.“ Das wird sich bis zur Wahl am 27. April zeigen.

Was auffällt: Die meisten Passanten huschen so schnell wie nur möglich über den schmucklosen Bahnhofsvorplatz. Auch ein Architekt, der gerade die Platz-Situation im Auftrag der Wiener Linien sondiert, sieht dem Verbieten und Verbannen differenziert entgegen: „Wichtig wäre es auch, die Attraktivität des Platzes zu erhöhen. Da wäre einiges möglich.“

Eine, nicht die wichtigste offene Frage ist auch: Darf im „Stehbuffet am Franz Jonas Platz“ künftig Alkohol ausgeschenkt werden?

Ein junger Mann in einer grünen Jacke steht vor einem Bahnhof.

Stefan: „Es ist eine Maßnahme, mit deren Hilfe die sichtbaren Probleme hier gelöst werden können. Am Praterstern hat das, von dem, was ich mitbekommen habe, auch gut funktioniert.“ 

Eine Frau mit lila Mütze und Schal steht in einer belebten Fußgängerzone.

Claudia: „Ich denke nicht, dass es die Leute vom Trinken abhalten wird, sie gehen dann halt woanders hin.  Aber irgendetwas muss passieren, weil hier schon viele Betrunkene am Platz pöbeln."

Ein junger Mann mit Brille und langen Haaren, bekleidet mit einer Jacke mit Band-Patches, steht im Freien.

Dominik: „Ich finde das Alkoholverbot gut. Es gibt so viele Leute, die sich hier alkoholisieren und  Menschen belästigen. Dadurch wird viel Stress mit der Polizei ausgelöst.“

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