Sie drehte sich um und konnte noch erkennen, dass es sich bei dem Täter um einen sehr jungen Mann gehandelt hat. "Ich war sehr überrascht, wie bubenhaft er ausgesehen hat, er wirkte auf den ersten Blick sicher nicht älter als 17 oder 18. Zuerst dachte ich deshalb, es könnte eine Mutprobe unter Jugendlichen gewesen sein", berichtet Lena.
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Der junge Mann habe dann schnell die Flucht ergriffen, nachdem sie laut geschrien habe. Auch im Lokal gegenüber hätten einige Personen die Szene beobachtet. Eingegriffen hat jedoch niemand, sagt die 23-Jährige. "Ich fühlte mich danach sehr verstört, es war kein schönes Gefühl."
Die Polizei wollte sie zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht rufen. "Ich habe gedacht, das wäre jetzt übertrieben. Erst als ich den Aufruf der Polizei dazu gesehen habe mit seinem Bild, hab ich mir gedacht, dass ich jetzt doch Anzeige erstatte."
Lena ist nicht die einzige Frau, die in den vergangenen Monaten auf diese Weise belästigt wurde. Als dringend tatverdächtig gilt ein 19-Jähriger. Er soll Frauen hinterher gegangen, ihnen Rock oder Kleid in die Höhe gezogen und auf ihr Gesäß geschlagen haben.
Mindestens 21 Opfer
Die Ermittler des Landeskriminalamtes Wien waren dem Täter schon seit Längerem auf der Spur. Immer wieder gingen Meldungen bei der Polizei über derartige Übergriffe ein. Seit Mai sind der Polizei 21 entsprechende Fälle bekannt. Seit dem Aufruf der Polizei vergangenes Wochenende haben sich sieben weitere Opfer gemeldet.
Der Mann wurde bereits am 30. Juni in Wien-Margareten festgenommen. Die Festnahme gelang zivilen Beamten der Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität (EGS). Der 19-jährige Verdächtige wurde dabei leicht verletzt.
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Vor allem dort und in Wieden soll der 19-Jährige Frauen tagsüber sowie nachts belästigt haben. In einigen Fällen griff der Täter den Frauen auch zwischen die Beine. Manchmal entblößte er sich auch selbst.
Frauen zwischen 17 und 33 im Visier
Bei den Opfern handelte es sich immer um wahllos ausgewählte Frauen im Alter von 17 bis 33 Jahren. "Der Tatverdächtige zeigte sich in einer polizeilichen Einvernahme geständig, mehrere Frauen sexuell belästigt zu haben", sagt Polizeisprecher Matthias Schuster.
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Dem Tatverdächtigen wird versuchte Vergewaltigung, Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung, sexuelle Belästigung sowie Widerstand gegen die Staatsgewalt und Körperverletzung vorgeworfen.
Hilfe für Betroffene
Da die Ermittler vermuten, dass es noch mehr Opfer geben könnte, bleibt der Aufruf, sich zu melden, weiterhin aufrecht. Betroffene werden gebeten, sich unter 01/31310-33800 zu melden.
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In Österreich finden Frauen, die Gewalt erleben, Hilfe und Informationen bei der Frauen-Helpline unter: 0800-222-555 (kostenlos und rund um die Uhr), www.frauenhelpline.at; beim Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) unter www.aoef.at; der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie: www.interventionsstelle-wien.at und beim 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien: 01-71719 sowie beim Frauenhaus-Notruf unter 057722
* Name und Alter von der Redaktion geändert
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