Tornado zerstört US-Stadt: Notstand in Oklahoma

Eine amerikanische Flagge liegt auf einem zerstörten Auto inmitten von Trümmern.
Ein verheerender Wirbelsturm hat in Oklahoma eine drei Kilometer breite Schneise geschlagen.

Apokalyptische Szenen": Ein Tornado hat eine tödliche Schneise bei Oklahoma City geschlagen - und dabei einen ganzen Vorort der US-Metropole verwüstet. Nach ersten Meldungen, die Wetterkatastrophe habe womöglich mehr als 90 Menschen in den Tod gerissen, wurde die Zahl nach unten korrigiert. Bestätigt wurde am Dienstag der Tod von 24 Menschen. Die Behörden rechnen mit keinen weiteren Leichenfunden.

Mehr als 230 Menschen seien in der Vorstadt Moore verletzt worden, berichtete der Lokalsender KFOR-TV unter Berufung auf Behörden. US-Präsident Barack Obama erklärte Teile des Bundesstaats Oklahoma zum Katastrophengebiet und sicherte schnelle Hilfe zu. Die auf Risikoabschätzung spezialisierte Agentur AIR Worldwide schätzte die Kosten für den Wiederaufbau nach einer ersten Bestandsaufnahme auf etwa sechs Milliarden Dollar.

Drei Kilometer breite Schneise

Auf seinem gut drei Kilometer breiten Pfad der Verwüstung, der mitten durch das Wohngebiet von Moore führte, hatte der Wirbelsturm eine Volksschule beschädigt und eine andere dem Boden gleichgemacht. Mindestens sieben Kinder starben in dem Gebäude, berichtete der Nachrichtensender CNN. Unter den Trümmern wurden weitere Leichen befürchtet. Viele Kinder wurden zunächst vermisst. Einige hatten sich laut CNN an sichere Orte retten können. 75 Schüler und Lehrkräfte hätten in der Schule Zuflucht gesucht, als der Tornado am Montagnachmittag (Ortszeit) die Vorstadt traf.

Eine Infografik vergleicht die Tornadokatastrophe in Oklahoma City mit der Wiener Innenstadt.
Karte USA mit "Tornado Alley", Lokalisierung Oklahoma City, Bahn des Tornados in Oklahoma City; Größenvergleich Wiener Innenstadt ACHTUNG: Grafikdatei enthält auch eine Version ohne Größenvergleich Wiener Innenstadt, Format 88 x 74 mm Grafik 0656-13-Tornado.ai, Format 134 x 74 mm
Der Wirbelsturm fegte mit einer Geschwindigkeit von bis zu 300 Kilometern pro Stunde über Moore hinweg. Gegen 15.00 Uhr traf der berührte der Rüssel des Sturms den Boden, nur 16 Minuten, nachdem die Warnungen an die Gemeinden hinausgegangen waren, sagte eine Sprecherin des Nationalen Wetterdienstes von Norman der New York Times. Dann habe er 20 Meilen zurückgelegt und die Städte Newcastle und Moore getroffen. Fernsehbilder aus Moore zeigten die enorme Größe der dunklen Säule, die ganze Häuser zerlegte, Autos davon riss und nichts als Trümmer hinterließ.

"Wie bei Twister"

Eine Grafik erklärt die Entstehung eines Tornados und die Fujita-Skala zur Messung der Stärke.
Schematische Darstellung der Entstehung eines Tornados, Factbox Fujita-Skala der Tornado-Stärken Grafik 0518-11-Tornado.ai, Format 88 x 145 mm
Ein weißer Teddybär liegt inmitten von Trümmern.
epa03709831 A handout picture provided by the Oklahoma National Guard on 21 May 2013 shows a cuddly toy amidst the damage from a devastating tornado that ripped through Moore, Oklahoma, 20 May 2013. US President Barack Obama declared a major disaster in Oklahoma after a powerful tornado tore through parts of the state, killing 91 people, US media reported. EPA/OKLAHOMA NATIONAL GUARD / HO HANDOUT EDITORIAL USE ONLY
Mehr als 300 Häuser seien zerstört worden, hieß es. In Moore brach die Infrastruktur zusammen. Es gab kein Fließwasser und keine öffentliche Beleuchtung. Nur Generatoren lieferten noch Strom. Rettungskräfte und Einwohner suchten mit Taschenlampen verzweifelt nach Verschütteten. Es wurde befürchtet, dass die Opferzahl noch steigt. "Genau wie in dem Katastrophenfilm 'Twister'", beschrieb ein Augenzeuge dem Sender CNN das Wirbelsturm-Chaos. Eine Frau berichtete, dass von ihrem Haus nur eine Wand stehen geblieben sei.

Nach Angaben der Wetterbehörde hatte der Tornado die Stärke F5 - die höchste Stufe auf der Schadensskala der Wirbelstürme. Dabei schlug der Tornado fast denselben zerstörerischen Pfad ein wie der bisher schwerste Wirbelsturm Oklahomas im Jahr 1999, bei dem 36 Menschen ums Leben kamen und mehr als 8.000 Gebäude zerstört wurden.

Notstand ausgerufen, Nationalgarde rückt an

Zwei Soldaten fahren in einem Militärfahrzeug durch ein zerstörtes Gebiet.
epa03709715 A handout picture provided by the Oklahoma National Guard on 21 May 2013 shows soliders in a truck after a devastating tornado ripped through Moore, Oklahoma, 20 May 2013. US President Barack Obama declared a major disaster in Oklahoma after a powerful tornado tore through parts of the state, killing 91 people, US media reported. EPA/SGT. KENDALL JAMES / OKLAHOMA NATIONAL GUARD / HO HANDOUT EDITORIAL USE ONLY/NO SALES
Präsident Barack Obama erklärte die Oklahoma-Countys Cleveland, Lincoln, McClain, Oklahoma und Pottawatomie zum Katastrophengebiet. Damit erhalten von Wirbelsturmverwüstung betroffene Bürger und Geschäftsleute Zugriff auf öffentliche Mittel für Notunterkünfte und Wiederaufbau, hieß es in einer Mitteilung des Weißen Hauses. Bereits am Vortag hatte eine Serie von Tornados neben Oklahoma auch in den Bundesstaat Kansas, Iowa und Illinois gewütet.

Auch die Nationalgarde wurde zur Unterstützung der Rettungsteams vor Ort gerufen - denn die Suche nach Opfern gestaltet sich schwierig, da es in Oklahoma noch dunkel ist. Die Infrastruktur ist beinahe vollständig zusammengebrochen, die Straßenbeleuchtung ausgefallen; erst bei Tagesanbruch, wird es möglich sein, das Ausmaß der Katastrophe abzuschätzen.

Prominente starten Hilfsaufrufe

Zahlreiche Schauspieler, Musiker und Sportler haben bestürzt auf den Tornado reagiert. "Meine Gedanken und Gebete gelten allen in Oklahoma", schrieb Popsängerin Shakira (36) beim Kurznachrichtendienst Twitter. Außerdem verbreitete sie den Aufruf, über eine Textnachricht Geld für die Opfer zu spenden.

Ganz ähnlich machten es die US-Schauspielerin Mia Farrow (68) und Popstar Katy Perry (28). Die amerikanische Musikerin Queen Latifah (43) schrieb: "Gott segne die Menschen von Oklahoma. Sende euch Liebe und Gebete." Ähnlich äußerten sich Stars wie der US-Rapper Chris Brown (24), seine Freundin und Sängerin Rihanna (25), die Boyband Jonas Brothers oder der Rapper Snoop Dogg (41).

Auch die NBA-Profis der Oklahoma City Thunder und viele andere US-Sportler riefen dazu auf, die betroffenen Menschen zu unterstützen: "Bete für die Opfer des Tornados in OKC die letzten Tage. Passt auf euch auf", twitterte Basketball-Superstar Kevin Durant.

Die Route des Tornados

Tornados, in den USA umgangssprachlich Twister genannt, sind Wirbelstürme, die bei großen Temperaturunterschieden entstehen. Sie haben die Gestalt eines rotierenden Schlauchs, der von einer Regenwolke bis zum Erdboden reicht. Trotz ihres relativ geringen Umfangs verfügen sie aufgrund der Rotationsgeschwindigkeit über die stärkste Energie aller Wirbelstürme und können, so wie zuletzt in Oklahoma, schwerste Verwüstungen anrichten.

Die Windgeschwindigkeit innerhalb des Wirbels mit einem Durchmesser von einigen Dutzend bis zu wenigen 100 Metern kann in Extremfällen bis zu 500 Stundenkilometer betragen. Schon nach relativ kurzer Zeit verschwinden die Wirbel wieder, können aber innerhalb ihrer kurzen Lebensdauer bis zu etwa 30 Kilometer weit ziehen.

Meist entstehen die Wirbelstürme bei Gewittern. Wenn an der Erdoberfläche die Luft stark erhitzt wird, steigt sie auf und ballt sich zu Gewitterwolken. Bei heftigen Gewitterböen kann die Steiggeschwindigkeit bis zu 40 Meter pro Sekunde betragen. Die Luft unter der Böe beginnt dann immer schneller zu rotieren und bildet den typischen Schlauch aus aufgewirbeltem Staub. Da aus jeder starken Gewitterzelle ein Wirbel entstehen kann, ist die Vorwarnzeit äußerst kurz: Trotz ausgefeilter Radartechnik können Tornados im besten Fall einige Stunden vorher festgestellt werden.

In der "Tornado-Alley" in den US-Staaten Texas, Oklahoma, Kansas und Nebraska sind die Wirbelstürme besonders verheerend. Dort trifft nämlich kalte, trockene Luft aus Kanada auf warme, feuchte Luftmassen aus dem Golf von Mexiko. Außerdem haben sie in den Great Plains, der riesigen Ebene im Zentrum der USA ausreichend Platz. Zwischen Kanada und dem Golf von Mexiko gibt es keine schützenden Gebirge. Die Luftmassen können "seitlich" nicht entweichen, da sie im Westen von den Rocky Mountains und im Osten von den Appalachen blockiert werden.

Grundsätzlich treten Tornados weltweit auf, in den meisten Regionen in schwächerer Form als in den USA. In Österreich verursachte ein solcher Wirbelsturm in relativ starker Ausprägung vor fast genau zwei Jahren, am 14. Mai 2011, in Müllendorf bei Eisenstadt enormen Sachschaden. Die Windhose mit einem Durchmesser von 50 bis 80 Metern zog durch den burgenländischen Ort, deckte Häuser ab und riss Äste von Bäumen. Der bisher folgenschwerste Wirbelsturm hierzulande wurde am 10. Juli 1916 in Niederösterreich registriert. Mit Spitzengeschwindigkeiten von 300 Kilometern pro Stunde fegte ein Tornado mit einem Kilometer Durchmesser 20 Kilometer von Bad Fischau durch Wiener Neustadt bis nach Lichtenwörth. 32 Menschen kamen ums Leben, mehr als 300 wurden verletzt.

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