Lauter Kampf ums stille Örtchen

Klopapier-Verschwörung: Die Knappheit bei Toilettenpapier artet in Venezuela in eine politische Schlammschlacht aus.

Venezuela, Land der skurrilen Kontroversen: Warum sollte in einem Land, in dem Wasser teurer ist als Benzin, nicht auch Toilettenpapier Gegenstand politischer Debatten sein? Abseits jedes Stereotyps: In der südamerikanischen Republik hat sich tatsächlich eine heftige Debatte um den Mangel an Hygieneartikeln am stillen Örtchen entsponnen.

Die Grundfrage lautet: Wer ist verantwortlich, wenn es auf venezolanischen Toiletten kein Papier mehr gibt? Seit geraumer Zeit hat das Land nämlich mit massiven Engpässen bei diversen lebensnotwendigen Artikeln zu kämpfen, Medien berichten von leeren Regalen in Supermärkten. Es fehlt an Milch, Zucker, Kaffee, Mehl – und Toilettenpapier. Bis zu zwei Wochen würden die Menschen darauf warten, endlich eine Rolle vorzufinden.

Ökonomen suchen die Schuld dafür in den staatlich verordneten Preiskontrollen und im künstlich niedrig gehaltenen Dollar-Wechselkurs. Die Folge daraus: Es gibt kaum Devisen im Land, Händler importieren weniger Waren.

Zerreißprobe

Politiker suchen die Schuld natürlich woanders. Nämlich bei feindlich gesinnten Kräften:Nicolas Maduro, Hugo Chavez‘ noch nicht ganz legitimer Nachfolger, ortet die Übeltäter in den Reihen der Anti-Regierungskräfte und des privaten Sektors, die das Land zu destabilisieren versuchen. Handelsminister Alejandro Fleming geht noch einen Schritt weiter und macht eine „mediale Kampagne, die das Land vor eine Zerreißprobe stellen soll“, für den Engpass verantwortlich – schließlich hätten die Medien dadurch eine „exzessive Nachfrage“ nach Hygieneartikeln provoziert.

Fleming wäre nicht Handelsminister, könnte er dies nicht auch mit Zahlen belegen: Der monatliche Rollen-Bedarf sei um 40 Millionen Rollen angewachsen – von 125 auf 165 Millionen Rollen des dringend benötigten Papiers.

50 Millionen Rollen für die Revolution

Die politische Führung hat allerdings bereits auf die Krise reagiert: Neben 760.000 Tonnen an Lebensmitteln will man in Bälde auch Toilettenpapier importieren. Nicht ohne große Töne zu spucken: „Die Revolution wird dem Land 50 Millionen Rollen Toilettenpapier bringen“, so die Parole Flemings.

Kommentare