Papst fordert "Mut zum Frieden"

Papst Franziskus berührt eine mit Graffiti bedeckte Mauer in Bethlehem.
Abbas und Perez nahmen Franziskus’ Einladung zum Dreier-Treffen im Vatikan an.

Wie eine Momentaufnahme des Friedens sah die Ankunft von Papst Franziskus in Israel am Sonntagnachmittag aus: Jordanische Hubschrauber brachten ihn aus dem palästinensischen Bethlehem über die Sperranlage aus Beton und Stacheldraht nach Israel. Dort folgten Handschläge mit einer selbst für Päpste immer wieder überraschend langen Reihe an Ministern und religiösen Würdenträgern – staatliches Ehrenzeremoniell im Heiligen Land. Religionen und Staaten sind hier nur schwer zu trennen.

Der Papst lud Israels Staatspräsident Shimon Peres zusammen mit dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas zum gemeinsamen Friedensgebet in den Vatikan ein. Beide nahmen die Einladung an. "Der Weg des Dialogs, der Versöhnung und des Friedens muss ständig neu begangen werden, mutig und unermüdlich", betonte Franziskus.

Messe in Bethlehem

In Bethlehem zelebrierte der Papst auf dem Krippenplatz eine Messe. Schon am frühen Morgen standen palästinensische Gläubige dicht gedrängt vor der Geburtskirche. Das Papamobil leistete Franziskus gute Dienste – auch im Flüchtlingslager Aischa und im Schatten der israelischen Trennmauer. Spontan ließ der Papst sein Papamobil stoppen, um minutenlang im Gebet an der Mauer – Symbol des Nahost-Konflikts – zu beten. Und abgeschirmt in einem Kloster, ohne Mikrofone und Kameras, traf Franziskus nach der Messe Gläubige der Bethlehemer Gemeinde.

Tatsächlich steht im Mittelpunkt der Reise das Treffen mit dem griechisch-orthodoxen Patriarchen Bartolomeos von Konstantinopel. Beide Kirchenoberhäupter wollen an der Wiege des gemeinsamen Glaubens ihre Einheit demonstrieren. Aber selbst die ist im Nahen Osten so unpolitisch nicht.

Als Franziskus in Amman König Abbdallah "für die Aufnahme Tausender christlicher Flüchtlinge aus Syrien und Palästina" dankte, war dies mehr als ein bescheidener Dank für die Gewährung von Asyl. Es war auch eine Stellungnahme zur dramatischen Lage der Christen in vielen Nahost-Staaten.

Selbst die Zusammenstellung des päpstlichen Gefolges wurde zum politischen Problem: Mit 28 Priestern aus fast allen arabischen Staaten und dem maronitischen Patriarchen Beshara Butrus al-Rai aus Libanon.

Polit-Skandal

Für viele Araber ist das ein politischer Skandal: Seit Jahrzehnten ist es Brauch aller Staaten im Heiligen Land, Geistlichen die Überquerung sonst gesperrter Grenzen zu erlauben. Doch mit al-Rai besucht zum ersten Mal das geistliche Oberhaupt der Maroniten Israel. Sie leben in Libanon, Syrien und Israel. "Ich komme als Seelsorger, nicht als Politiker", betonte al-Rai vor seiner Abreise im TV-Sender Al-Achbar in Beirut. Als der Interviewer ihm aber "Kollaboration mit den Zionisten" vorwarf, verließ al-Rai das Studio.

Al-Rai will Treffen mit israelischen Regierungsvertretern fernbleiben. Trotzdem mischt Seelsorge sich wieder mit Politik: Der Patriarch will auch maronitische Gläubige treffen, die als pro-israelische Milizionäre vor 14 Jahren beim Abzug der israelischen Besatzung in Südlibanon nach Israel flüchteten.

Mahmud Abbas trifft Papst Franziskus.
epa04224198 Pope Francis (R) is welcomed by Palestinian President Mahmoud Abbas upon the pontiff's arrival in the West Bank town of Bethlehem, 25 May 2014. Pope Francis arrived in the West Bank to start the most delicate part of his stay in the Middle East, with visits to the Palestinian Territories and Israel. EPA/ANDREW MEDICHINI POOL
Israel ist das einzige Land, in dem die Zahl der Christen steigt. Doch seit Monaten fahndet die Polizei nach Vandalen, die kirchliche Einrichtungen beschmieren. In der Nacht vor der Ankunft des Papstes wurden 150 Randalierer an der Besetzung des Coenaculums gehindert. Der Raum wird als Abendmahlsaal verehrt. Die jüdischen Fanatiker wollten die dort geplante Messe verhindern.

Christen-Rückkehr

Seelsorge und Politik treffen sich auch hier. Papst Franziskus will eine Forderung erheben, "so alt wie der Staat Israel": Die Rückkehr maronitischer Christen in die 1948 geräumten Dörfer Biram und Ikrit. Trotz vieler Versprechen von Armee und Premiers, darunter Menachem Begin und Jizchak Rabin, gab es bis heute keine Rückkehr.

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