Papst fordert "Mut zum Frieden"
Wie eine Momentaufnahme des Friedens sah die Ankunft von Papst Franziskus in Israel am Sonntagnachmittag aus: Jordanische Hubschrauber brachten ihn aus dem palästinensischen Bethlehem über die Sperranlage aus Beton und Stacheldraht nach Israel. Dort folgten Handschläge mit einer selbst für Päpste immer wieder überraschend langen Reihe an Ministern und religiösen Würdenträgern – staatliches Ehrenzeremoniell im Heiligen Land. Religionen und Staaten sind hier nur schwer zu trennen.
Der Papst lud Israels Staatspräsident Shimon Peres zusammen mit dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas zum gemeinsamen Friedensgebet in den Vatikan ein. Beide nahmen die Einladung an. "Der Weg des Dialogs, der Versöhnung und des Friedens muss ständig neu begangen werden, mutig und unermüdlich", betonte Franziskus.
Messe in Bethlehem
Tatsächlich steht im Mittelpunkt der Reise das Treffen mit dem griechisch-orthodoxen Patriarchen Bartolomeos von Konstantinopel. Beide Kirchenoberhäupter wollen an der Wiege des gemeinsamen Glaubens ihre Einheit demonstrieren. Aber selbst die ist im Nahen Osten so unpolitisch nicht.
Als Franziskus in Amman König Abbdallah "für die Aufnahme Tausender christlicher Flüchtlinge aus Syrien und Palästina" dankte, war dies mehr als ein bescheidener Dank für die Gewährung von Asyl. Es war auch eine Stellungnahme zur dramatischen Lage der Christen in vielen Nahost-Staaten.
Selbst die Zusammenstellung des päpstlichen Gefolges wurde zum politischen Problem: Mit 28 Priestern aus fast allen arabischen Staaten und dem maronitischen Patriarchen Beshara Butrus al-Rai aus Libanon.
Polit-Skandal
Für viele Araber ist das ein politischer Skandal: Seit Jahrzehnten ist es Brauch aller Staaten im Heiligen Land, Geistlichen die Überquerung sonst gesperrter Grenzen zu erlauben. Doch mit al-Rai besucht zum ersten Mal das geistliche Oberhaupt der Maroniten Israel. Sie leben in Libanon, Syrien und Israel. "Ich komme als Seelsorger, nicht als Politiker", betonte al-Rai vor seiner Abreise im TV-Sender Al-Achbar in Beirut. Als der Interviewer ihm aber "Kollaboration mit den Zionisten" vorwarf, verließ al-Rai das Studio.
Al-Rai will Treffen mit israelischen Regierungsvertretern fernbleiben. Trotzdem mischt Seelsorge sich wieder mit Politik: Der Patriarch will auch maronitische Gläubige treffen, die als pro-israelische Milizionäre vor 14 Jahren beim Abzug der israelischen Besatzung in Südlibanon nach Israel flüchteten.
Christen-Rückkehr
Seelsorge und Politik treffen sich auch hier. Papst Franziskus will eine Forderung erheben, "so alt wie der Staat Israel": Die Rückkehr maronitischer Christen in die 1948 geräumten Dörfer Biram und Ikrit. Trotz vieler Versprechen von Armee und Premiers, darunter Menachem Begin und Jizchak Rabin, gab es bis heute keine Rückkehr.
Kommentare