Massenhafte Hunde-Tötung verfassungskonform

Eine ältere Frau füttert eine Gruppe streunender Hunde am Straßenrand, während ein Mann zusieht.
Wenn der Präsident nun dem Gesetz zustimmt, werden Tausende Streuner eingeschläfert.

Ein umstrittenes Gesetz, das den rumänischen Lokalbehörden erlaubt, Straßenhunde einzuschläfern, ist verfassungskonform. Dies hat das Verfassungsgericht (VGH) am Mittwoch entschieden. Sollte Staatschef Traian Basescu das Gesetz gegenzeichnen, dürfen nun jene Hunde, die nach 14 Tagen im Tierheim nicht adoptiert werden, umgebracht werden. Allerdings besteht auch die Möglichkeit, den Tierheimaufenthalt zu verlängern.

"Die Einschläferung ist die letzte Lösung, die extreme Lösung", sagte VGH-Präsident Augustin Zegrean gegenüber der Nachrichtenagentur "Mediafax".

Anfang August hatten herrenlose Hunde ein vierjähriges Kind totgebissen. Daraufhin wurde die Verschärfung des Gesetzes beschlossen, gegen die anschließend rund 30 Parlamentarier beim VGH aufgrund der "Traumatisierung der Zivilgesellschaft" Einspruch erhoben.

Gefahr

Allein in Bukarest gibt es laut Medienberichten mehr als 65.000 streunende Hunde, tausende Stadtbewohner werden jährlich gebissen. Laut der Statistik des Zentrums für Tollwutimpfungen haben heuer bis Ende August insgesamt knapp 9.800 Menschen Angriffe durch Straßenhunde gemeldet, rund 8.000 mussten geimpft werden. Die Dunkelziffer dürfte weit höher sein.

Von den 16.000 Opfern im Jahr 2012 in Bukarest waren 3.300 Kinder, wie aus einem Bericht des Instituts für Infektionskrankheiten hervorgeht. In den vergangenen Jahren waren mindestens fünf Personen infolge derartiger Angriffe ums Leben gekommen. Versuche, die Anzahl der herrenlosen Hunde durch Sterilisierungs- oder Adoptionsprogramme zu verringern, waren zuvor weitgehend gescheitert - das Geld versickerte, es gibt bei Weitem zu wenige Tierheime.

Tierschützer entsetzt

Etwa 150 Menschen beteiligten sich in der rumänischen Hauptstadt Bukarest an einem spontanen Straßenprotest gegen die Entscheidung. Seit das Abgeordnetenhaus am 10. September das umstrittene Gesetz verabschiedet hat, finden in Rumänien immer wieder Protestaktionen gegen die Tötung von Straßenhunden statt. Zuletzt unterzeichneten 300 Persönlichkeiten eine Petition.
Auch die Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" zeigte sich schockiert. Der Gerichtshof "widersetze sich dem Aufruf der Europäischen Kommission, die internationalen Abkommen bezüglich Tierschutz zu respektieren", hieß es in einer Aussendung. Das Streunerhunde-Problem könne nur durch langfristige Strategien gelöst werden.

"Derzeit können wir nicht darauf hoffen, dass der Präsident sich weigern wird, das Gesetz zu unterzeichnen. Schließlich war er derjenige, der die Abgeordneten überhaupt erst dazu aufgerufen hat, sich für die Tötungen zu entscheiden. Wir müssen Bürgermeister und Tierärzte davon überzeugen, ihren Ermessensspielraum zu nutzen und sich gegen die Tötungen zu entscheiden. Wir rufen alle Menschen auf, die bereit sind, etwas zu unternehmen, so viele Streunerhunde wie möglich zu retten, indem sie sie adoptieren“, sagte Gabriel Paun von "Vier Pfoten".

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