Hillary Clinton: Scherze über Frisur und Kandidatur

Hillary Clinton lächelt in einem blauen Blazer.
Die Ex-First Lady entzückte in Berlin ihr Publikum. Doch auch kritische Fragen kamen aufs Tapet.

Hillary Clinton findet den Titel ihres Buches selbst etwas zu langweilig. „Entscheidungen“ heißt das fast 1000 Seiten starke Werk, in dem die 66-Jährige über die First Lady, die Aktivistin, die Mutter und die US-Außenministerin erzählt. Wäre es nach ihr gegangen, hätte das Buch auch anders heißen können, sagt sie am Sonntag bei einer Podiumsdiskussion des „Zeit-Magazins“ im Berliner Schiller Theater. Zum Beispiel: „Die Geschichte der Haargummis in 112 Ländern - Und immer noch geht es nur um ihre Frisur.“
Clinton hat als Ehefrau des amerikanischen Präsidenten Bill Clinton, als Außenministerin und Senatorin 112 Länder bereist. Und fast überall ging es um ihre Haare - oder ihre Kleidung. Clinton erinnert daran, dass sie bei einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel einmal dieselbe Farbkombination getragen habe. In den Medien sei das zu einer der Hauptnachrichten gemacht worden. Die Schlagzeile habe gelautet: „Wer ist Angela, wer ist Hillary?“

Clinton kann solche Geschichten mit einem Augenzwinkern erzählen. Eigentlich hält sie eine solche Berichterstattung aber für eine Form vom Sexismus, der ihr ziemlich auf die Nerven geht. „Du gewöhnst Dich daran, das heißt aber nicht, dass man es akzeptieren sollte“, sagt sie.
Merkel schätzt sie auch deswegen so sehr, weil sie sich als Frau in der Männerwelt der Politik nach ganz oben durchgeboxt hat. „Ich glaube, sie ist die größte Führungspersönlichkeit in Europa, ich glaube, sie ist auch weltweit eine große Führungspersönlichkeit, sie hat Europa auf ihren Schultern getragen“, sagt Clinton. „Ich sehe sie als Freundin, und ich bin auch ihr Fan.“

Clinton könnte Merkel als mächtigste Frau der Welt in zwei Jahren ablösen - dann ist die nächste Präsidentschaftswahl in den USA, und die Ex-Außenministerin gilt als mögliche Kandidatin der Demokraten. Die Frage, ob sie antreten wird, wiederholt sich bei jeder Veranstaltung mit ihr. Bei ihrer einzigen Buchvorstellung in Deutschland versucht der Chefredakteur des „Zeit-Magazins“, Christoph Amend, es mal anders: Er fragt, wann denn die Entscheidung fällt. „Wenn ich mich entscheide, schicke ich Ihnen eine Mail“, lautet die Antwort.

Kein No-Spy-Abkommen

Ursula von der Leyen und Hillary Clinton stehen zusammen auf einer Bühne.
epa04302981 Former US Secretary of State Hillary Rodham Clinton (R) and German Defense Minister Ursula von der Leyen talk before the start of the German television talkshow 'Guenther Jauch' in Berlin, Germany, 06 July 2014. The topic of the show was 'Women into Power!' EPA/PAUL ZINKEN
Am Abend war Clinton zusammen mit Margot Käßmann, ehemalige Spitzenfrau der Evangelischen Kirche und der deutschen Minister Ursula von der Leyen zu Gast im TV, in der ARD-Talkshow Günther Jauch. Thema war "Frauen an die Macht". Dabei ging es stärker um das Verhältnis zwischen Berlin und Washington, namentlich um die Aktivitäten der US-Geheimdienste. Jüngst ist ja bekannt geworden, dass die CIA auch den deutschen Bundesnachrichtendienst über einen Maulwurf ausspionieren ließ. Klare Worte gab es von der potenziellen Präsidentschaftskandidatin Clinton hierzu kaum. Sie kenne den Fall nur aus den Medien, sagt sie. Man müsse die Fakten abwarten und dann sehen, was zu tun sei. Clinton gibt sich einsichtig, was den Reformbedarf bei der Praxis der US-Geheimdienste angeht. Und sie verspricht, die deutsche Verärgerung über den Spionage-Skandal an die höchste Stelle in den USA weiterzugeben. „Das werde ich auch dem Präsidenten sagen und dem Außenminister, was ich hier gehört habe während des Besuchs.“ Als die ausufernden und weltweiten Spionage-Aktivitäten der NSA ans Licht kamen, habe man auch einen Fehler erkannt, so Clinton. Sowohl US-Präsident Obama als auch sie selbst hätten sich dafür entschuldigt.

Ein No-Spy-Abkommen mit Deutschland oder anderen Staaten würde Clinton als Präsidentin nicht abschließen. „Ich würde mit keinem Land ein solches Abkommen unterzeichnen, ganz gleich wie eng, ganz egal wie wir befreundet sind“, sagte Clinton in einem Interview des ZDF-„Morgenmagazins“, das am Montag ausgestrahlt wird. Die USA hätten „Verantwortung auch weit über ihre Grenzen hinaus zu tragen“ und wüssten, „dass die Terroristen nicht abrüsten“. Die USA müssten ihre Verbündeten innerhalb der NATO oder anderer Verteidigungsbündnisse schützen und Anschläge verhindern. Als Beispiel verwies sie auf die Anschläge vom 11. September 2001: Damals hätten die USA nicht die Instrumente gehabt, „um Nachrichten abzufangen oder zu versuchen zu verstehen, was für eine Verschwörung da manche gegen uns planten“.

Kommentare