Die Suche nach dem Nazi-Gold

Eine Gruppe von Vermessungsingenieuren arbeitet mit Theodoliten in einem Waldgebiet.
Zwei Hobbyforscher glauben, einen legendären Zug mit Gold geortet zu haben. Die Grabung beginnt am Freitag.

Gibt es ihn oder nicht, den NS-Panzerzug, vielleicht gefüllt mit Gold, unbekannten Waffen, brisanten Dokumenten, geschützt durch Sprengfallen, verborgen in einem verschütteten Stollen nahe der polnischen Stadt Walbrzych, dem früheren Waldenburg? Die "Entdecker" des Zuges, Piotr Koper und Andreas Richter, beginnen am Freitag ihre Suche im südwestlichen Polen: "Sie dauert zwei Wochen, doch wir rechnen schon in der ersten Woche mit einem Durchbruch."

Vor einem Jahr traten die beiden – Koper ist Bauunternehmer, Richter Familienforscher – eine Nachrichten-Lawine los, als sie zuerst anonym von ihrem Fund berichteten. Ein Panzerzug auf dem Weg von Breslau nach Waldenburg soll im Frühjahr 1945 bei Kilometer 65 in einen geheimnisvollen Stollen gefahren sein. Sie hätten Beweise, ein Georadarbild.

In Niederschlesien, das nach dem Zweiten Weltkrieg Polen zugeteilt wurde, geistert dieser Mythos schon lange herum. Hinweise über den unterirdischen Stollen erhielten die Hobbyforscher von dem pensionierten 86-jährigen Bergmann Tadeusz Słowikowski, der sich seit der Nachkriegszeit mit dem Panzerzug befasste. Er behauptet jedoch nicht, etwas über den Inhalt des Zuges zu wissen, und zürnt seinen einstigen Vertrauten, die die Entdeckung für sich beanspruchten. Sie haben auch die Theorie mit dem Gold hinzugetan, das aus Raubzügen der deutschen Besetzer in Polen und der Sowjetunion stamme.

Geheimnisvoll

Nachdem Experten das Georadarbild der Schatzsucher angezweifelt hatten, wurde es etwas ruhiger um den Zug. Nach einem langen Prozedere bei verschiedenen Ämtern soll die von Kameras und Polizei bewachte Ausgrabung beginnen, bei der 35 Personen beteiligt sind. Drei Grabungsstellen sind vorgesehen.

Sicher ist: die Gegend birgt Geheimnisse. Hier befindet sich das Schachtsystem "Riese", eine geplante unterirdische Industrieanlage des Dritten Reichs, in der sich Hitler und sein Stab einquartieren wollte.

Sicher ist auch: Walbrzych profitiert vom "Nazi-Goldrausch". Nach 1998 wurde der Kohlebergbau geschlossen, die Arbeitslosigkeit ist immer noch überdurchschnittlich. "Wir nutzen die Lage, um mehr Touristen anzuziehen", so Arkadiusz Grudzien, Pressesprecher der Stadt. Die Stadt biete Andenken und Führungen an, nächste Woche steigt ein "Schatzsucherfestival". Sollte tatsächlich Wertvolles gefunden werden, so gehöre dies Polen. "Doch den Findern stehen zehn Prozent zu."

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