Vier Tote bei Zugsunglück in Bayern, 14 Menschen noch vermisst

Vier Tote bei Zugsunglück in Bayern, 14 Menschen noch vermisst
Offenbar Waggons umgekippt. Mindestens vier Tote und zahlreiche Schwerverletzte. Auch Rettungskräfte aus Tirol im Einsatz.

Bei einem schweren Zugsunglück in Oberbayern sind am Freitag nahe Garmisch-Partenkirchen an der Grenze zu Österreich mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. Rund 30 der 140 Fahrgäste wurden verletzt - 15 davon schwerst. 14 Menschen waren in der Nacht noch immer vermisst. Am Samstag gehen die Ermittlungen und Bergungsarbeiten an der Unfallstelle weiter.

Schwersten Bahnunglücke der vergangenen Jahre   

Mehrere Waggons der Regionalbahn waren auf dem Weg nach München im Ortsteil Burgrain entgleist. Mehrere Doppelstock-Wagen des Zugs kippten um, rutschten eine Böschung hinab und blieben direkt neben einer Bundesstraße liegen. Die Ursache des Unglücks war auch am Tag danach noch unklar. Es war eines der schwersten Bahnunglücke der vergangenen Jahre in Deutschland.   

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) schloss nicht aus, dass unter den umgestürzten Waggons noch weitere Opfer entdeckt werden könnten. Drei Tote waren unter dem Zug gefunden worden, ein vierter Mensch starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Herrmann machte sich am Freitagnachmittag vor Ort in Oberbayern ein Bild der Lage und sagte dem Bayerischen Rundfunk am Abend, dass noch mehrere Menschen als vermisst gelten.

Es könne sich aber auch um die Schwerverletzten in den Kliniken handeln, dies müsse die Polizei noch ermitteln. Neben der Bergung der Opfer und Versorgung der Verletzten stehen nun die Untersuchungen zur Unglücksursache im Mittelpunkt. Man stelle sich auf "langwierige Ermittlungen" ein, sagte ein Polizeisprecher.   

Laut Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) waren am Unglück weder ein zweiter Zug noch ein anderes Fahrzeug beteiligt. Im Bayerischen Rundfunk (Bayern 2, radioWelt) ergänzte Bernreiter, man müsse "davon ausgehen, dass irgendeine technische Ursache entweder am Fahrzeug oder am Gleis die Ursache" sei. Die Strecke war nach Angaben eines Bahnsprechers mit elektronischen Stellwerken und moderner Sicherungstechnik ausgerüstet.

Vier Tote bei Zugsunglück in Bayern, 14 Menschen noch vermisst

Bergungsarbeiten voraussichtlich Mitte nächster Woche

Das Landratsamt in Garmisch-Partenkirchen kündigte an, dass bis zum Ende der Bergungsarbeiten voraussichtlich Mitte nächster Woche auch der Autoverkehr in der Region von Behinderungen betroffen sein werde. So soll weiterhin der Verkehr von der Autobahn 95 großräumig umgeleitet werden, die Fernstraße bleibt in Richtung Süden gesperrt.

Münchens Kardinal Reinhard Marx sagte am Freitagabend, er sei "schockiert und traurig, dass bei diesem schlimmen Unfall Menschen aus der Mitte des Lebens gerissen, getötet oder teilweise schwer verletzt wurden". Der Verlust, den die Angehörigen der Verstorbenen zu erleiden hätten, sei "schwer erträglich und mit Worten nicht begreifbar zu machen".

Tiroler Helfer im Einsatz

Wie der Leiter der Leitstelle Tirol berichtet, wurde die Leitstelle Tirol um 12.35 Uhr von den bayerischen Kollegen der Integrierten Leitstelle Oberland über den entgleisten Zug informiert und um Hilfe angesucht. In der Erstmeldung war von 50 bis 100 verletzten Personen die Rede. Vier Notarzthubschrauber aus Tirol (RK II aus Reutte, C1 aus Innsbruck, C5 aus Zams und Heli4 aus Kaltenbach im Zillertal) wurden nach Bayern an die Unglücksstelle geschickt.

Zudem fuhren drei Rettungswägen über die Grenze. Um 13 Uhr kam schließlich die Meldung aus Bayern, dass es dort 30 Schwerverletzte gibt. Daraufhin wurde in Tirol in drei Bezirken Rettungsgroßalarm ausgegeben. Von den angeforderten Rettungswägen wurden drei Patienten nach München und Garmisch gebracht. Um 14 Uhr waren schließlich alle Patienten von der Unfallstelle abtransportiert. Der Großalarm in Tirol wurde wieder beendet.

Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) teilte indes mit, dass er mit dem bayerischen Innenminister Herrmann (CSU) Kontakt aufgenommen und ihm weitere Unterstützung angeboten habe, sollte Bayern diese benötigen.

Kurzzeitig seien von den bayerischen Behörden auch zusätzliche Bettenkapazitäten in der Innsbrucker Klinik angefragt worden. Diese würden aber derzeit nicht benötigt. "Wir werden aber zur Stelle sein und unterstützen, wenn Bayern unsere Hilfe und Unterstützung benötigt", so Platter, der den Angehörigen der Todesopfer sein Mitgefühl aussprach.

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