WWF schlägt Alarm: Nur noch 18 wilde Tiger leben in Myanmar

Ein Tiger in Myanmar im Wald
Der WWF will Zahl der Tiger in Myanmar verdoppeln. Wie das in einem Bürgerkriegsland gelingen kann.

Die Tiger in Myanmar sind den Menschen heilig - zumindest manchen. Es gibt auch solche, die die Tiere jagen. Denn ein toter Tiger bringt Tausende Euro ein. Er endet oft als Medizin oder als Dekorationsgegenstand. Oder beides. 18 Tiger sind offiziell in dem Land noch übrig. Der WWF will die Zahl verdoppeln. „Das kann gelingen“, sagt Pyi Soe Aung, der Naturschutzdirektor vor Ort, bei seinem Besuch beim WWF in Wien. Trotz des Bürgerkriegs im Land. 

Wie wächst die Zahl der Raubkatzen?

Der Lebensraum für die Tiger wird kleiner, das Konfliktpotenzial mit den Menschen größer. In Vietnam gibt es keinen Tiger mehr und auch in Laos dürften die Raubkatzen ausgestorben sein. Doch es gibt Hoffnung: Die Zahl der Tiger in anderen Ländern steigt wieder. 2009 gab es nur noch 2.300 wild lebende  Tiger weltweit, 2023 waren es 5.500. 

Eine Karte Asiens: Eingefärbt sind die Gebiete, wo Tiger verbreitet waren, sind und sein könnten.

Mitentscheidend dafür ist, dass die Tiere wandern können. „Deshalb schützen wir den Lebensraum der Tiger und ihre wichtigsten Korridore“, sagt Pyi Soe Aung. Im Monitoring stehen nicht nur die Tiger im Fokus, sondern auch ihre wichtigsten Beutetiere. Denn ohne Nahrung keine Raubkatzen.

Tiger marschiert auf die Wildtierkamera zu.

Und dann ist da noch der Mensch, für den Tiger auch Bedrohung sein können. „Deshalb müssen wir auch an Programmen zur Koexistenz von Mensch und Tiger arbeiten, indem wir das Bewusstsein schärfen und den Gemeinden Lebensgrundlagen bieten.“

In Myanmar könnte es mehr Tiger geben

Der WWF bildet Freiwillige aus, die in den Projektgebieten unterwegs sind. Dass sie einen Tiger sehen, ist äußerst unwahrscheinlich.

Die Tiere meiden Menschen in der Regel. Es könnten daher deutlich mehr Großkatzen durch die Wälder streifen, die noch nicht bekannt sind. „Aufgrund der politischen Lage und der Sicherheitslage können wir keine systematische Erhebung im ganzen Land durchführen“, sagt Pyi Soe Aung.

Die 18 sind aber alle auf Bildern festgehalten.

Ein Tiger in Myanmar spaziert an der Wildtierkamera vorbei.

Seit mehreren Jahren entwickeln Experten und Bevölkerung gemeinsam Pläne für die Naturschutzgebiete: Wo kann Landwirtschaft betrieben werden? Wie können Menschen Geld verdienen und sich in Zeiten des Konflikts selbst versorgen?

Was tun, wenn ein Tiger ins Dorf kommt?

Manchmal kommt dann doch ein Tiger in die Dörfer. So geschehen 2022. „Die Menschen waren wütend, weil der Tiger ihr Vieh gefressen hat“, erzählt Pyi Soe Aung. Was tun?

„Wir haben uns mit den Gemeinden beraten, um den Tiger nicht zu töten, sondern stattdessen diesen Tigerzaun zu errichten.“ Gesagt, getan. Und es gibt noch eine Maßnahme. „Wenn eines der Rinder oder eines der Schweine vom Tiger gefressen oder gestohlen wurde, können sich die Menschen  an den Gemeinderat wenden und eine Entschädigung beantragen.“

Die Tiger weisen den Weg

Und so weiß der WWF jetzt auch mehr, wo die Tiere unterwegs sind. Und vieles wird in den Orten über die Raubkatzen erzählt.

Während des Zweiten Weltkriegs wollte sich das Volk der Naga aus den Konflikten heraushalten. Aber wohin gehen? „Ihr Trick bestand darin, den Tigern zu folgen, um den Soldaten aus dem Weg zu gehen.“ Denn Tiger wissen, wie sie Menschen meiden. „Und diese Geschichte wird bis heute erzählt.“  

Kommentare