Extreme Wasserkrise im Iran: Droht Teheran jetzt die Umsiedlung?

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Der Iran hat mit akuter Wassernot zu kämpfen. Nun überlegt Präsident Peseschkian sogar, die Hauptstadt Teheran und seine 15 Millionen Einwohner umzusiedeln.

Von Heidi Wedel

Extreme Hitzewelle und Temperaturen über 50 Grad – Der Iran steht vor der schwersten Wasserkrise seiner Geschichte. Allein in den letzten zwei Jahren sind aufgrund der akuten Klimakrise 800.000 Menschen aus dem Iran geflohen.

Besonders dramatisch ist die Lage in der Hauptstadt Teheran, wo laut Präsident Massud Peseschkian das Wasser „nach und nach ausgeht“. Mittlerweile schließt er nicht mehr aus, die gesamte 15-Millionen-Metropole umzusiedeln.

Die Ursachen der Wasserknappheit sind vielfältig: Der Iran leidet seit Jahren unter einer massiven Dürre, die laut Experten durch den Klimawandel erheblich verstärkt wurde. Rund 80 Prozent der landesweiten Stauseen sind aktuell nahezu leer. 

Sie weisen teilweise einen Füllstand von weniger als 10 Prozent auf oder sind sogar komplett ausgetrocknet. In mehr als 20 von 31 Provinzen spitzt sich die Lage dramatisch zu. Neben ökologischen Faktoren sind auch politische Einflüsse dafür verantwortlich. 

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Staudamm in Amir Kabir zeigt eine sehr geringe Wassermenge.

Öffentliche Kritisierung

Präsident Peseschkian kritisiert offen die Umweltpolitik früherer Regierungen, die das Problem lange Zeit ignoriert hätten. Auch ineffiziente Wasserbewirtschaftung, veraltete Bewässerungssysteme in der Landwirtschaft und ein hohes Maß an Wasserverschwendung durch die Industrie und einzelne Haushalte hätten zur dramatischen Lage beigetragen. 

In Teheran ist die Lage besonders prekär. Eine Betroffene äußert gegenüber „WION“: „Wir haben seit 10 Tagen kein Wasser mehr. Unser Leben fällt nach und nach auseinander. [..] Bald gibt es keine Möglichkeit mehr zu leben.“

Regierungssprecherin Fatemeh Mohadscherani spricht sogar von einer "Naturkatastrophe". Der regionale Wasserversorger berichtet, dass die Wasserspeicher auf dem niedrigsten Stand seit einem Jahrhundert seien und ruft die Bevölkerung zum Handeln auf. 

Sie sollen ihren Wasserkonsum, um mindestens 20 Prozent zu reduzieren. Es wird sogar empfohlen, sich mit Wassertanks und Pumpen auszustatten. In einigen Stadtteilen blieb das Wasser bereits stundenlang aus. 

Die Umsiedelung der Stadt Teheran ist laut Präsident Peseschkian eine absolute Notfallmaßnahme, jedoch aufgrund der akuten Lage in Erwägung zu ziehen. Durch Temperaturen von bis zu 53 Grad – ausgelöst durch eine extreme Hitzewelle – steigt der Wasserverbrauch zusätzlich. 

Stromausfälle

Der Energieverbrauch ist dadurch erheblich gestiegen, was zu großflächigen Stromausfällen geführt hat. Die Behörden haben angesichts der Situation drastische Maßnahmen ergriffen: Öffentliche Einrichtungen und Schulen sind bis mindestens Samstag geschlossen worden. 

Die Energie- und Wasserkrise hat auch zur Schließung vieler Fabriken geführt und die Produktionskapazitäten im Land erheblich geschwächt. Zudem wird eine große Entlassungswelle erwartet.

Ein Video von „Firstpost“ zeigt Energieminister Abbas Aliabadi der sich bei der Bevölkerung entschuldigt: „Die Vorräte mussten gekürzt werden, um die verbleibenden Mengen besser verwalten zu können.“ Die Entschuldigung wird jedoch die bestehende Angst der Bevölkerung nicht nehmen. 

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Dürre in einem Fluss des Amir Kabir Staudamms.

Lage bleibt angespannt

Viele Iraner machen das islamische Regime für die miserable Lage verantwortlich. Korruption und die Vernachlässigung der ökologischen Herausforderungen werden als systematische Ursachen gesehen. 

Im Osten von Teheran berichten Anwohner, dass ihr Wasserzugang bereits für mehrere Stunden lahmgelegt wurde. Viele Iraner verlassen daraufhin die Hauptstadt und flüchten in Richtung Kaspisches Meer, wo die Wasserversorgung noch stabil ist. Nördliche Provinzen haben derzeit noch kein Problem mit ihrem Wasserzugang. 

Die Lage bleibt weiter angespannt - Man hofft, dass innerhalb der nächsten zwei Monate die geleerten Wasserspeicher, aufgrund der erwarteten Regenzeit, wieder befüllt werden.

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