Massenansturm: Halbnackte Selfie-Wanderer verärgern Hüttenwirte

Besonders in Südtirol ist der Ärger rund um die vielen Touristen groß, die in die Berge pilgern. Die Dolomiten zählen zu den am stärksten besuchten Gebirgsgruppen der Alpen, regelmäßig kommt es zu Rettungseinsätzen, bei denen Wanderer aus Gefahrensituationen geborgen werden müssen. Auch sei seit dem Social Distancing zu Covid-Zeiten die Berglust bei vielen Touristen geweckt worden, was seither zu starken Besucherzahlen beiträgt.
Wie die italienische Zeitung Corriere della Sera berichtet, gebe es mittlerweile auch Unmut bei den Betreibern der Almen und Berghütten in diesem Gebiet. Die Wirte beklagen die fehlende Sensibilität der Wanderer, die unvorbereitet, schlecht ausgestattet und mit hohen Anforderungen an die spärliche Infrastruktur aufwarten würden.
Social Media als Problem
Der Provinzdelegierte Damiano Carrara erklärt, dass auch Social Media ein großer Faktor für diese Entwicklung ist, da Personen Bergfotos auf Instagram sehen und sich nicht bewusst sind, wie schwierig die Wanderung zu diesem Ort tatsächlich ist.
Gegenüber dem Medium äußerte sich auch der Wirt der Schutzhütte Rifugio Coca, den die Frechheit der Wanderer erstaunt. Diese hätten ihn um heiße Duschen gebeten sowie Schinken und Melone bestellen wollen. Dass die Hütte auf fast 2.000 Metern Seehöhe liegt, habe die Touristen nicht davon abgehalten unverhältnismäßige Anforderungen zu stellen.
Auch gibt es Berichte von Bewohnern, die immer wieder Wanderer antreffen, die falsch gekleidet sind. Von Männern Oben-Ohne sowie frierenden Personen, die die Temperatur am Berg falsch eingeschätzt haben.
Massentourismus in den Bergen
Vor allem diesen Sommer scheint sich der Massentourismus am Berg zuzuspitzen, wie Antonio Montani, der Präsident des italienischen Alpenvereins, gegenüber Corriere della Sera erklärt. Er weist aber auch auf ein hausgemachtes Problem hin, das durch gezielte Marketingmaßnahmen wie zum Beispiel Fernsehsendungen, die in den Bergen spielen, ausgelöst wurde.
Wie Montani zusammenfasst: "Wer sich jetzt beschwert, sollte sein Gewissen überprüfen: Es handelt sich um Krokodilstränen, denn all dies war gewollt und angestrebt. Dann eskaliert die Situation manchmal und gerät außer Kontrolle."
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