Trumps Militärparade stößt vielen sauer auf
Einmal im Jahr lässt Amerika für ein paar Stunden die parteipolitischen Zwistigkeiten beiseite. Man versammelt sich bis ins kleinste Provinznest bei Hotdogs, eiskaltem Bier, blau-rot-weiß glasierten Muffins und Höhen-Feuerwerk „Made in China“ patriotisch hinter dem Sternenbanner. Um den 4. Juli 1776 zu feiern. Den Tag, als das Land seine Unabhängigkeit erfuhr.
Die größten Militärparaden der Welt
Vor der 243. Auflage der zentralen Feierlichkeiten am Donnerstag liegen atmosphärische Spannungen über der Hauptstadt. Donald Trump hat sich den „Independence Day“ in der Demokratenhochburg Washington gekapert.
Dabei ist die ungewöhnliche Rede, die Trump am Abend auf den Treppenstufen vor dem majestätischen Denkmal von Abraham Lincoln halten will, noch das kleinste Übel.
Dagegen stößt die Tatsache, dass Trump für Freunde und Gönner erstmals auf der ehrwürdigen „Mall“, der guten Open-Air-Stube Washingtons, eine VIP-Zone einzäunen lässt, vielen sauer auf. Am 4. Juli waren in Washington bislang immer alle gleich. Bis Dienstag war nicht mal klar, nach welchen Kriterien die Tickets vergeben werden.
Die besten Kampfjets
Die größte Kritik zielt jedoch auf die reichlich unübliche Militarisierung des Feiertages. Commander-in-Chief Trump, den ein ärztlich attestierter Knochensporn zu Zeiten des Vietnam-Krieges vom Dienst fürs Vaterland abhielt, will nach eigenen Worten „die besten Kampfjets der Welt“ (F-35) über die Köpfe der zu Hunderttausenden erwarteten Besucher hinwegdonnern lassen. Ebenso eine der beiden Boeing 747, die zur „Air Force One“-Flotte gehören.
Gegen den Rat des Verteidigungsministeriums und der Stadtverwaltung Washingtons, die sich um die Belastbarkeit von Brücken und Asphaltdecken sorgt, sollen zudem über 60 Tonnen schwere Abrams-Panzer an strategischen Punkten aufgestellt werden.
Dass Trump dem heiligen „Fourth of July“ einen militärischen Stempel aufdrückt, geht auf den 14. Juli 2017 zurück. Damals hatte Präsident Emanuel Macron sein Gegenüber am französischen Nationalfeiertag zur Militärparade auf den Pariser Champs-Elysées eingeladen. Trump zeigte sich vom Pomp der „Grande Nation“ derart angetan, dass er eine artverwandte Veranstaltung auf Washingtons Pennsylvania Avenue in Auftrag gab.
Der damalige Verteidigungsminister James Mattis reagierte äußerst distanziert. Die mit weitem Abstand größte Streitmacht der Erde, so war und ist die verbreitete Einschätzung, könne auf militärisches Tschingderassabum sehr gut verzichten.
Doch Mattis ist Geschichte. Jetzt ist es so weit. „Wir werden einen großartigen 4. Juli in Washington, DC, haben. Er wird wie kein anderer, er wird besonders“, sagt Trump.
Ein Veteranen-Verband will sich der Show widersetzen. Und 3000 T-Shirts verteilen, die Trumps verstorbenem Erzfeind, Senator John McCain, huldigen. Tauchen Sie in der VIP-Zone in Sichtweite Trumps auf, könnte es schnell unpatriotisch werden.
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