Trotz steigender Corona-Fallzahlen stürmen Italiener die Parks

Eine Parkbesucherin auf der Wiese vor dem Augarten der Bundesgärten
Der Bürgermeister der süditalienischen Adria-Hafenstadt Bari, Antonio Decaro, postete Bilder von Mitbürgern, die am Samstagnachmittag in Massen auf den Straßen entlang der Küste spazieren gingen.

Nachdem am Freitagabend in Italien eine nächtliche Ausgangssperre und in vier Regionen eine Rote Zone mit einem Teil-Lockdown eingeführt wurden, zeigen die Italiener wenig Bereitschaft, sich an die neuen Vorschriften zu halten. Wegen der sommerlichen Temperaturen am Wochenende stürmten Menschen in Rom, Neapel, Bari und Genua Parks und Grünflächen. In Neapel kam es entlang des Meeres zu Menschenansammlungen.

In der Lombardei erreichten viele Personen, die in der Alpenregion Valtellina Ferienwohnungen besitzen, die Bergortschaften, um die Zeit des Teil-Lockdowns nicht in der Stadt verbringen zu müssen. Viele sonst geschlossene Ferienwohnungen in renommierten Urlaubsorten wie Bormio, Aprica, Valmalenco und Madesimo seien derzeit wie im Sommer oder in der Weihnachtszeit bewohnt, stellen die lokalen Behörden fest.

Der Bürgermeister der süditalienischen Adria-Hafenstadt Bari, Antonio Decaro, postete Bilder von Mitbürgern, die am Samstagnachmittag in Massen auf den Straßen entlang der Küste spazieren gingen. "Diese Bilder sind eine Ohrfeige für die Covid-Kranken und die Unternehmer, die wegen der Epidemie ihre Betriebe schließen müssen", protestierte der Bürgermeister. Sollte die Zahl der Infektionen in der Gegend steigen, müsste auch die Region Apulien, zu der Bari gehört, zur Roten Zone erklärt werden. Dies würde die Bürger zu einem Teil-Lockdown zwingen, warnte Decaro.

Inzwischen mehren sich Proteste gegen die restriktiven Maßnahmen der Regierung. In Neapel demonstrierten Restaurant-Inhaber gegen die Pflicht, ihre Lokale um 18.00 Uhr zu schließen. In Rom kam es zu einem Protest wegen des landesweiten Verbots von Weihnachtsmärkten. Dies bedeute einen Riesenverlust für den Kleinhandel, betonten die Demonstranten.

Nach Protesten gegen die verschärften Corona-Vorschriften in Italien hat die Regierung neue Hilfsmaßnahmen für betroffene Unternehmen und Arbeitnehmer beschlossen. In der Nacht auf Samstag verabschiedete das Kabinett ein Hilfspaket mit Maßnahmen im Umfang von rund 2,5 Milliarden Euro, das unter anderem Steuererleichterungen, Kredite, Zahlungsaufschübe und Zuschüsse vorsieht. Ende Oktober hatte die Regierung bereits weitere Hilfsmaßnahmen in Höhe von 5,4 Milliarden Euro bewilligt.

Für vier italienische Regionen - Lombardei, Piemont, Aostatal und Kalabrien - gilt seit Freitag ein Teil-Lockdown, der allerdings weniger streng ist als im Frühjahr. Landesweit wurden Beschränkungen eingeführt, darunter eine nächtliche Ausgangssperre von 22.00 Uhr bis 5.00 Uhr. Für den Weg in die Arbeit oder zum Arzt sind Ausnahmen erlaubt. Im ganzen Land sind die Museen zu. Höhere Schulen und Universitäten müssen auf Online-Unterricht umstellen.

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